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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Armbrust wieder hin. Aber Jef sah immer noch in die Richtung, in die der Pfeil geflogen war.
    „Was … was hast du getroffen?“ brachte Jef schließlich hervor.
    „Getroffen? Oh, ich habe einen Bolzen in den Stamm eines Willybaumes geschickt“, antwortete sie. „Es macht mir nichts aus, dir zu zeigen, wie die Armbrust funktioniert, aber ich habe nicht die Absicht, deswegen des Nachts im ganzen Wald nach Bolzen zu suchen.“
    Sie erhob sich, verschwand in der Dunkelheit und kam nach einem Augenblick zurück. Den kurzen Pfeil, den sie einen Bolzen nannte, steckte sie wieder in den Köcher. Sie setzte sich.
    „Konntest du den Baum sehen, in den du den Bolzen geschossen hast?“ erkundigte Jef sich ungläubig.
    „Natürlich nicht“, entgegnete Jarji. „Aber ich wußte, daß er da war. Dieser ganze Wald ist mein Grund und Boden. Habe ich dir das nicht gesagt?“
    Von neuem legte sie die Armbrust vor ihre Füße. Mit Mühe riß Jef seinen Blick davon los.
    „Warum benutzt du so ein Ding?“ fragte er.
    „Ist doch klar, daß keiner von uns gesetzestreuen Oberland-Ranchers eine richtige Energiewaffe benutzen würde.“ Ihre Stimme klang auf einmal bitter und spöttisch.
    Jef musterte sie über das Feuer hinweg. Jarji starrte mit kalten Augen für einen Moment zurück. Dann entspannte sich die harte Linie ihres Unterkiefers.
    „Ich glaube, du weißt einfach überhaupt nichts“, meinte sie. „Es ist gesetzlich verboten, eine richtige Waffe zu tragen – überall außer unten in der Stadt. Lassen wir das … du wolltest mir gerade von deinem Bruder erzählen.“
    Jef riß sich zusammen. So kurz wie möglich berichtete er ihr im wesentlichen das gleiche wie Martin über Wills Tod und Verschwinden und die Schwierigkeiten, die seine Familie gehabt hatte, irgendwelche Einzelheiten vom Ökologischen Korps zu erfahren.
    Als er damit zu Ende war, saß Jarji lange Zeit schweigend da. Sie runzelte die Stirn und stocherte mit einem Kiefernast, von dem die Zweige und Nadeln abgesengt waren, im Feuer herum. Schließlich warf sie den Stock beiseite, als sei sie zu irgendeinem Entschluß gelangt, und hob die Augen zu Jef auf der anderen Seite des Feuers empor.
    „Ich glaube, ich muß sagen, daß du recht hast, Jef“, sagte sie. Unwillkürlich zuckte er zusammen, als er nach dem förmlichen Benehmen Martins und des Planeten-Konnetabels unten in Everon-Stadt auf einmal mit seinem Vornamen angeredet wurde. „Ich glaube auch, es ist am wahrscheinlichsten, daß dein Bruder irgendwo hier oben begraben ist. Trotzdem kann es sein, daß du an der falschen Stelle nach ihm suchst.“
    „An der falschen Stelle?“ Jef war verblüfft.
    „Ich meine – er könnte in der Nähe der Stadt oder auf einer der Wisent-Ranches begraben sein“, erläuterte sie. „Weißt du, ich sage mir, wenn Beau oder ein anderer von uns Antilopenleuten etwas von seinem Tod gewußt hätte, dann hätte derjenige dich und deine Familie schon längst benachrichtigt. Aus diesem Grund solltest du dich lieber darauf gefaßt machen, daß Beau dir nicht helfen kann.“
    „Aber Beau ist der einzige, von dem ich mir hier auf Everon eine Auskunft erhoffe“, erwiderte Jef.
    „Ja, sicher. Ich meine ja auch nicht, daß du nicht versuchen solltest, mit Beau zu sprechen. Nur, daß du nicht zuviel davon erwarten sollst. Und dann ist da noch etwas. Du mußt Beau zuerst einmal finden.“
    „Ich muß ihn finden? Aber ich dachte, er lebe in der Nähe vom Posten Fünfzig“, sagte Jef.
    „Dort hatte er eine Ranch, aber das ist vier Jahre her“, antwortete sie. „Die Wisent-Rancher haben ihn verdrängt.“
    „Verdrängt?“ fragte Jef. „Das verstehe ich nicht.“
    „Kann ich mir vorstellen.“ Jarji griff wieder nach dem Stock, mit dem sie im Feuer herumgestochert hatte. Sie bohrte das harte, verkohlte Ende in den Boden und blickte beim Sprechen auf die Erdkrümel, die sie erzeugte, statt auf Jef. „Was weißt du über die Wisent- und Antilopenzucht hier auf Everon?“
    „Ich weiß, daß von zwei großen Fleischtieren Variformen geschaffen wurden, die dazu bestimmt waren, mit der Ökologie auf Everon zu koexistieren. Man hat die Embryos nach hier importiert und die Tiere aufwachsen lassen“, antwortete Jef. „Das Ökologische Korps entschied, zwei Spezies seien genug. Die Büffel … ich meine die Wisente …“
    „Nenne sie ruhig Büffel, wenn du möchtest.“ Jarji bedachte die Erde, die sie mit ihrem Stock aufgrub, mit einem Stirnrunzeln. „Wir hier nennen sie

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