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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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sollte es dir mitteilen. Das ist alles.“
    „Das weiß ich natürlich zu schätzen“, entgegnete Jef. „Ich danke dir ehrlich für alles, was du für mich getan hast – einschließlich dafür, daß du Mikey und mich aus dem Raum geholt hast, in dem wir eingeschlossen waren. Aber hast du jetzt vor, mich zu diesem Menschen zu bringen, der mich sehen will? Das verstehe ich nicht. Du hast keinen Anlaß, für mich solche Mühen auf dich zu nehmen.“
    „Hier auf Everon nennen wir das Nachbarschaftshilfe“, erklärte Jarji.
    „Niemand sonst, den ich hier kennengelernt habe, scheint seinen Nachbarn helfen zu wollen“, sagte Jef. „Der Konnetabel … der Verwalter von Posten Fünfzig …“
    Jarji schnaubte. Diesmal gab es keinen Zweifel daran, daß es ein Schnauben war.
    „Spare deinen Atem“, riet sie. „Wir haben noch einen ziemlichen Weg vor uns.“
    Das machte der Unterhaltung für die nächsten Stunden mehr oder weniger den Garaus.
    Sie marschierten schweigend weiter. Jefs Gedanken wanderten zurück zu seiner letzten Konfrontation mit Armage. Er hatte bis jetzt keine Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken. Aber auf dieser stummen nächtlichen Wanderung fand er wenigstens die Zeit, sich einiges zu überlegen. Warum hatte die Begegnung damit geendet, daß er das bestimmte Gefühl empfand, er habe über den Konnetabel die Oberhand gewonnen, auch wenn Armage nach außen hin den Vorteil auf seiner Seite hatte?
    Warum? Jefs Hang, sich abzuschließen, und das Leben, das hinter ihm lag, hatten ihn zu einem Experten darin gemacht, Dialoge in seinem Kopf zu wiederholen. Wenn er unvermittelt gefragt worden wäre, wie Armages erste Worte gelautet hatten, als er die Kammer betrat, dann wäre es ihm ebenso schwergefallen wie jedem anderen, sie sich auf der Stelle ins Gedächtnis zurückzurufen. Doch wenn er, wie er es jetzt tat, sich im Geist in die Zeit zurückversetzte, als er sich in dem Raum befunden hatte, und wenn er sich vorstellte, wie Armage hereingekommen war, dann spielte sich der ganze Vorfall noch einmal in seinem Kopf ab wie eine Aufzeichnung mit eingebauten Geräuschen und Gerüchen.
    Er verweilte bei dieser speziellen persönlichen Erinnerung und versuchte, den Augenblick festzuhalten, in dem er aufgehört hatte, sich Armage gegenüber hilflos zu fühlen, und ihn statt dessen die Empfindung überkam, Herr der Situation zu sein. Erst als er das Gespräch beinahe bis zu seinem Ende abgespult hatte, entdeckte er den Punkt, an dem es zu einem Umschwung seiner Gefühle gekommen war. Armage hatte gedroht, Jef werde ihm schon noch sagen, was er wissen wolle, und Jef hatte entgegnet, der Konnetabel habe kein Recht, auf diese Weise vorzugehen. Jef fiel wieder ein, wie er dem Konnetabel mit einer Klage gegen ihn und den Verwalter des Postens gedroht hatte. Armage hatte erwidert, er werde eine Möglichkeit finden, Jef zum Sprechen zu bringen, und dann vorgeschlagen, Jef solle die Sache überschlafen.
    Hätte man den Dialog schriftlich festgehalten, dann hätte Armages Bemerkung außerordentlich gefährlich gewirkt. Aber Jef hatte in der Erinnerung wiederum den bestimmten Eindruck, daß der Konnetabel nur eine leere Drohung aussprach. Dagegen hatte seine eigene Ankündigung, er werde sich an das Gericht wenden, eine Stelle getroffen, an der Armage verwundbar war. Es gab nichts Handgreifliches, keinen bestimmten Hinweis, daß es so war. Es war nichts als ein Gefühl – doch es war ein sehr bestimmtes Gefühl.
    Armage hatte geblufft, und er, Jef, hatte die richtige Antwort darauf gefunden.
    Wenn nun Armage geblufft hatte, dann war er nicht in dem Maß Herr der Situation, wie er sich den Anschein zu geben versuchte. Dann war er nur in die Kammer gekommen, um Jef Angst einzujagen und dadurch Informationen aus ihm herauszulocken. Wenn er nun, so überlegte Jef, dem Konnetabel mitgeteilt hätte, was dieser in Erfahrung bringen wollte, dann hätte Armage davongehen und die Tür offenlassen können, und Jef hätte es freigestanden, gleichfalls davonzuspazieren. Hinterher konnte Jef gut behaupten, er sei gefangengehalten und verhört worden. Aber wenn der Konnetabel und alle anderen vom Posten Fünfzig es abstritten, wer würde ihm dann zuhören – besonders wenn Jef keinen Beweis hatte und ihm offensichtlich kein Schaden zugefügt worden war?
    Aber wenn Armage tatsächlich nicht Herr der Situation gewesen war, dann mußte es etwas geben, das ihm Sorge bereitete – etwas, wovor er sich vielleicht sogar

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