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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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zu bringen, was Sie verbergen – verlassen Sie sich darauf.“
    Schnell trat er an die Tür zurück, den Laser schußbereit in der Hand.
    „Vielleicht“, meinte er, und seine Stimme hatte immer noch den gleichen Unterton wie vorhin, „sollten Sie darüber erst einmal schlafen. Morgen früh mögen Sie zu Verstand gekommen sein – und das würde uns beiden viel Ärger ersparen.“
    Ohne sich umzudrehen, faßte er hinter sich und stieß die Tür auf. Er trat rückwärts in den Korridor.
    „Schlafen Sie darüber“, wiederholte er. „Oder bleiben Sie wach – ganz, wie Sie wollen. Aber morgen früh täten Sie gut daran, auf meine Fragen die richtigen Antworten zu geben.“
    Die Tür schloß sich mit einem Knall.
    Jef blieb zurück. Mikey drückte sich gegen ihn. Aber die beunruhigten Laute, die aus Mikeys Kehle gedrungen waren, hatten aufgehört – und plötzlich erkannte Jef, daß er sich trotz der Drohung in Armages letzten Worten entschieden ruhiger und der Situation besser gewachsen fühlte, als dies der Fall gewesen war, ehe der Konnetabel durch die Tür schritt. Warum? Er hatte sich zwar von Armage nicht einschüchtern lassen, aber er war immer noch Gefangener in dieser Kammer des Handelspostens, und der ranghöchste Vertreter des planetaren Gesetzes war offensichtlich überzeugt davon, er sei in dem einen oder anderen Sinn illegal. Warum also fühlte er sich, als habe er eine Art von Sieg errungen?
    Mikey fuhr herum und starrte blind auf das Fenster. Jef sah in die gleiche Richtung.
    Ein runder Gegenstand von der Form eines Kopfes verdunkelte im oberen Teil des Fensters die am Abendhimmel sichtbaren funkelnden Sterne. Durch den Maschendraht, der allein das offene Fenster gegen die Abendluft verschloß, drang leise, aber deutlich die Stimme von Jarji Hillegas.
    „Ich wußte doch, daß du in irgendeine Klemme geraten würdest, sobald ich den ersten Blick auf dich geworfen hatte. Ein Glück für dich, daß ich mich davon überzeugen wollte und dir gefolgt bin.“

9
     
    Jef sah sie fassungslos an.
    „Geh jetzt vom Fenster weg“, befahl Jarjis Stimme. „Halte dich ein gutes Stück abseits der Linie zwischen ihm und mir.“
    Ein dünner Schattenfinger erschien neben dem runden Schatten von Jarjis Kopf. Ein winziges Licht blitzte auf, und eine der Drahtschlingen in der unteren rechten Ecke des Netzes, das das Fenster bedeckte, glühte plötzlich weiß und verschwand in einem winzigen Schauer roter Funken. Darauf begann die nächste Drahtschlinge genau darüber zu glühen …
    „Was tust du denn da?“ fragte Jef.
    In der ganzen Zeit, seit Jarjis Stimme am Fenster ertönt war, hatte er stumm dagestanden, zu verblüfft über das unerwartete Ereignis, um mit Hoffnung oder einem anderen Gefühl auf das Auftauchen der Antilopenzüchterin reagieren zu können. Erst das Durchbrennen der Drähte brachte ihn wieder zum Empfinden und Denken zurück.
    „Was ich tue? Ich schneide dies Gitter von deinem Fenster!“
    „Ich sollte nicht fliehen“, wandte Jef ein. „Ich stehe unter Arrest … glaube ich.“
    Die Worte sprudelten ungeplant aus ihm heraus, als ob eine andere Person in ihm sie geäußert hätte. Von der anderen Seite des nachtdunklen Fenstervierecks kam erst nichts als eine lange Sekunde des Schweigens und dann etwas, das sich ganz nach einem Schnauben anhörte.
    „Dann entschuldige!“ knurrte Jarji. „Entschuldige, zum Teufel. Ich werde sogleich in meinen Wald hinabwandern und hoffen, du wirst so großzügig sein, es mir zu verzeihen, daß ich dich beinahe in Konflikt mit dem Gesetz des Unterlandes gebracht hätte.“
    „Er ist der Planeten-Konnetabel – der hiesige Polizeichef“, wandte Jef ein.
    „Sicher ist er das“, erwiderte Jarji. „Nun, dann bis später …“ Ihre Stimme entfernte sich.
    „Warte!“ rief Jef in einem Flüsterton, der ihm die Kehle zerriß, und drängte sich gegen das Fenster. „Warte! Ich meine, komm zurück. Du hast recht. Ich will mit Mikey hier raus, ganz gleich, was das Gesetz dazu sagt.“
    Von draußen kam keine Antwort.
    „Komm zurück!“ rief Jef in einem verzweifelt gedämpften Aufschrei.
    „Schon gut, schon gut, halt einen Augenblick den Mund!“ ertönte Jarjis Stimme direkt unter dem Fenster. „Tritt zurück.“
    Jef trat zurück. Stränge von Draht glühten auf und zerstoben zu Funken.
    „Jetzt drücken“, befahl Jarji. „Paß auf, es ist heiß.“
    Jef zog seine Jacke aus, wickelte sie um seine Hände und drückte damit gegen den Maschendraht. Das

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