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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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gemeinsam mit den einheimischen Formen ein neues, lebensfähiges Ökosystem zu bilden vermochten. Daß eine solche Kombination überhaupt erzielt werden konnte, war ein Wunder, das von dem Zusammenleben irdischer Pflanzen und Tiere mit den einheimischen bezeugt wurde – von den einfachen Variform-Regenwürmern bis zu den hochentwickelten, mächtigen Maolots selbst.
    Aber es genügte nicht, die beiden einfach zusammenzufügen. Mehrere hundert Jahre sorgfältiger Kontrolle der Kolonisten und eingehender Beobachtung der neuen Ökologie würden notwendig sein, um alle Geheimnisse der Lebensformen auf diesem Planeten zu entdecken, sowohl der einheimischen als auch der importierten. Selbst dann würde man mindestens noch ein paar hundert Jahre brauchen, um sicher zu sein, daß sich aus der Verschmelzung nichts Gefährliches entwickelte. Zu viele Fragen waren immer noch unbeantwortet geblieben.
    Zum Beispiel: Welchen Nutzen hatte das ursprüngliche System von den Wegweisern, die, soweit es durch Untersuchungen festgestellt werden konnte, als Teil des Ökosystems von Everon funktionierten, ihm aber nichts weiter lieferten als nach ihrem Absterben die Materie ihrer Stümpfe? Warum waren die Maolots in ihrer Jugend blind? Ließ sich aus dem empathischen Kontakt, den er, wie er zu schwören bereit war, im Augenblick mit Mikey erlebte, darauf schließen, daß zwischen den Jungen dieser Spezies und den Erwachsenen, mit denen sie zusammenlebten, eine ähnliche Kommunikation stattfand? Verständigten sich auch die Erwachsenen auf diese Weise?
    Jef wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er beinahe über Mikey gefallen wäre, der sich quer über den Pfad und damit ihm mitten in den Weg gelegt hatte.
    „Mikey! Was machst du?“
    Jef wollte um den Maolot herumgehen, aber Mikey rückte nach und bildete mit seinem Körper von neuem eine Barriere.
    „Laß das, Mikey!“
    Jef machte noch einen Versuch, den Maolot zu umgehen, doch dann dämmerte es ihm, daß Mikey für das, was er tat, einen anderen Grund haben könne als reine Verspieltheit. Jef stellte seine Versuche ein, blieb stehen und blickte ringsum.
    Er war beinahe bis an das Ufer eines sehr kleinen und seichten Baches gekommen, nicht mehr als zehn Meter breit und, wie das klare Wasser zeigte, nur wenige Zentimeter tief. Jef befand sich im Mittelpunkt einer schmalen, gewundenen Lichtung, durch die das Flüßchen lief. Hinter ihm und vor ihm war Wald, jenseits des Wassers erstreckte sich entlang dem Flüßchen ein offener Streifen Bodens, der mit Schlingpflanzen bedeckt war. Es schien keinen Grund zu geben, nicht durch das Wasser zu waten und weiterzuwandern, aber es war ganz deutlich, daß Mikey ihn das nicht tun lassen wollte.
    „Warum?“ fragte Jef den Maolot. „Was ist, Mikey?“
    Mikey drückte sich an ihn. Seine Ausstrahlung – wenn dies das richtige Wort dafür war – vermittelte Jef eine eindringliche Warnung. Es war nicht die Art Warnung, die sich mit dem Erkennen einer unmittelbaren Gefahr verbindet, sondern so etwas wie eine strenge Ermahnung, sich ja auf geziemende Weise zu verhalten.
    „Schon gut“, sagte Jef. „Ich bleibe hier stehen, Mikey. Und was nun?“
    Mikey vermittelte durch ein erneutes Anschmiegen Zuspruch, aber auch wiederum Warnung.
    Konnte es sein, daß sein Aufenthalt auf der Erde ihn der auf Everon normalen Wahrnehmungsfähigkeit in gewissem Ausmaß beraubt hatte? Jef versuchte, diese Frage aus seinen Gedanken zu verbannen. Er bewegte sich allmählich von der vernünftigen Überlegung weg und auf reine Phantastereien zu.
    Dennoch ließen sich diese und ähnliche Gedanken nicht verscheuchen, während er und Mikey ihren Weg durch das golden angehauchte Grün des Everon-Waldes fortsetzten. Als der Tag sich neigte, hatte Jef noch auf keine der Fragen eine Antwort gefunden. Zu der Zeit, als sie die Furt des Voral-Flusses erreichten, an dessen diesseitigem Ufer sie lagern wollten, hatte er es sogar aufgegeben, Mikeys Vor- und Zurücklaufen zu beachten. Es wurde bereits dunkel. Zwar zeigte die Karte, daß die Furt nirgendwo tiefer als einen Meter war und einen glatten, kiesigen Grund hatte, aber Jef fand gar kein Gefallen an der Vorstellung, den ziemlich breiten, dunklen Fluß zu überqueren, wenn die Sonne schon untergegangen war.
    Deshalb baute er, bevor das Tageslicht völlig verschwunden war, sein Schutzzelt auf und zündete ein Feuer an. Der eine der beiden kleinen Monde Everons würde erst später aufgehen. Das Abendessen für Jef und Mikey

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