Al Wheeler und das flotte Mädchen
1
Die Tür öffnete sich volle zehn
Zentimeter weit, und ein blaues Auge blickte mich besorgt durch den Spalt
hindurch an.
»Ich bin Lieutenant Wheeler«,
sagte ich, »vom Büro des Sheriffs.«
»Haben Sie vielleicht so was
wie einen Ausweis?« flüsterte eine leicht heisere Stimme.
Ich nahm meine Hundemarke
heraus und hielt sie vor das besorgte blaue Auge.
»Ich nehme an, es ist okay«,
sagte die leicht heisere Stimme. »Im Augenblick habe ich eine solche
Wahnsinnsangst, daß ich wahrscheinlich sowieso sterben werde.«
Die Tür wurde geschlossen, die
Sicherheitskette ausgehakt, und dann wieder weit geöffnet. In der Tür stand
eine Blonde mit hellem, lockerem Haar, großen, blauen Augen und einem Mund, der
aussah, als könne er ganz allein einen Abschlußkursus in Sex leiten. Sie trug einen schwarzseidenen Morgenrock, der die Hälfte ihrer
Schenkel bedeckte und in der Taille zusammengebunden war. Ihre vollen Brüste preßten
sich so intensiv gegen die dünne Seide, daß man deutlich die großen Brustwarzen
erkennen konnte. Auch ihre Beine waren grandios.
»Bitte, kommen Sie rein,
Lieutenant«, sagte sie. »Irgendwie habe ich einen Streifenwagen mit heulender
Sirene und einer ganzen Heerschar von uniformierten Beamten erwartet.«
»Der Countysheriff muß zur Zeit sparen«, sagte ich. »Sie können entweder mich jetzt oder einen
Streifenwagen irgendwann morgen nachmittag haben.«
Ihre Lippen waren redlich um
ein Lächeln bemüht, aber sie zitterten zu sehr. Ich trat in den Eingangsflur
und schloß die Tür hinter mir.
»Ich möchte ja nicht
aufdringlich sein«, sagte ich, »aber Sie haben doch im Sheriffbüro angerufen
und dort einen Mord gemeldet?«
Sie nickte und schluckte
krampfhaft. Ihre prächtigen Dinger bebten ein wenig und beruhigten sich wieder.
»Ich kam nach Hause und wollte eine Dusche nehmen, bevor ich mir mein
Abendessen richtete. Also duschte ich mich und wollte dann mein Kleid im
Schrank aufhängen. O Gott — ich öffnete die Tür, und da war er!«
»Die Leiche ist also im
Schrank?« fragte ich scharfsinnig.
Sie nickte erneut. Vielleicht
stand sie unter Nickzwang, vielleicht konnten sich ihre Nervenenden aber auch
im Augenblick einfach nicht ruhig verhalten.
»Das Schlafzimmer ist dort«,
sagte sie. »Haben Sie was dagegen, wenn ich im Wohnzimmer warte, Lieutenant?
Ich glaube, ich schaffe es einfach nicht, ihn noch mal zu sehen.«
»Klar«, sagte ich. »Haben Sie
hier was zu trinken?«
»Ein bißchen Rye , glaube ich«, antwortete sie. »Wollen Sie einen Drink,
Lieutenant?«
»Ich glaube, Sie brauchen
einen«, sagte ich. »Gehen Sie und gießen Sie sich was ein.«
»Das ist eine großartige Idee«,
pflichtete sie bei. »Danke.«
Sie drehte sich um und ging
aufs Wohnzimmer zu. Ihr üppig gerundetes Hinterteil wippte elastisch unter der
enganliegenden schwarzen Seide. Ich sah ihr nach, bis sie verschwunden war, und
machte mich dann auf den Weg zum Schlafzimmer. Das Elend bei einem Bullen ist,
daß er notgedrungen schizoid wird. Wer sonst würde, vor die Wahl gestellt,
einen Toten einer Lebenden vorziehen? Vor allem, wenn die Lebende eine üppige
Blondine mit gepflegtem Haar war?
Das Schlafzimmer hatte einen
eindeutig weiblichen Anstrich. Ein weißer BH und ein dazu passendes Höschen
lagen achtlos auf dem Boden, dicht neben einem Paar Schuhe. Vor dem offenen
Einbauschrank lag ein Kleid auf dem Boden, vermutlich am selben Fleck, an dem
es fallen gelassen worden war. Der Kerl, der am Boden des großen Schrankes
hockte, war ganz offensichtlich nicht mehr interessiert. Ich trat näher und sah
ihn mir an. Er mußte schätzungsweise Mitte dreißig gewesen sein, war
dunkelhaarig und äußerst elegant angezogen. Der Anzug, den er trug, mußte etwa ebensoviel wie ein Monatsgehalt eines Lieutenants gekostet
haben. Jemand hatte ihm eine Kugel in die Stirn gejagt, und zwar aus nächster
Nähe. Das war aufgrund der Pulverspuren mühelos zu erkennen. Was an Blut
herabgeflossen war, war bereits auf dem Gesicht geronnen, vermischt mit
Klümpchen von Knorpel und Knochen. Es konnte für die dufte Blonde kein sehr
angenehmer Anblick gewesen sein, als sie die Tür öffnete. Auf seiner Brust war
ein Zettel angeheftet. Wer immer ihn dort placiert hatte, war Anhänger der
beliebten Methode gewesen, die erforderlichen Worte aus Zeitungen auszuschneiden
und sie auf ein leeres Blatt Papier zu kleben. Die Botschaft war kurz und
prägnant: Du bist als nächste dran, du Luder! Vielleicht stilistisch
nicht
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