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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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wegen geprügelt.So wie die Dinge liegen, muß ich mit möglichst guter Miene stillhalten. Aber das eine gebe ich dir hiermit klar zu verstehen: als Vater muß ich stillhalten und lächeln; wäre ich jedoch Lord Staatsanwalt und nicht Lord Oberrichter – Sohn oder nicht Sohn –, Mr. Archibald Weir hätte heute nacht im Gefängnis geschlafen.«
    Damit hatte er Archie besiegt. Lord Hermiston war vulgär und grausam; dennoch erkannte der Sohn an ihm einen gewissen dürren Edelmut, eine unschöne Selbstverleugnung zugunsten seines hohen Amts. Mit jedem Wort ward er sich der Größe Lord Hermistons stärker bewußt; gleichzeitig fühlte er seine eigene Ohnmacht: er hatte zum Schlage – vielleicht sogar zum verräterischen Schlage – gegen seinen eigenen Vater ausgeholt und hatte ihn nicht einmal zu reizen vermocht.
    »Ich liefere mich ohne Vorbehalt in Ihre Hände«, sagte er.
    »Das ist das erste vernünftige Wort, das ich heute abend von dir höre«, entgegnete Hermiston. »Ich kann dir nur sagen, so oder so – das wäre doch das Ende gewesen; aber es ist besser, du gelangst selbst zu dieser Einsicht, als daß ich dich dazu dränge. Nun, meiner Ansicht nach – und meine Ansicht ist die beste – gibt es nur einen einzigen Beruf, den du mit Anstand ausfüllen kannst – du mußt Landwirt werden. Dort zum mindesten kannst du keinen Schaden anrichten. Mußt du schon schreien und ausschlagen, so soll's wenigstens unter den Kühen geschehen, und die schlimmste Form der Todesstrafe, mit der du dich dort abgeben wirst, wird wohl der Forellenfang sein. Nun hab' ich aber für faule Landwirte nichts übrig; jeder Mann hatseine Arbeit zu verrichten, und wenn er Balladen verhökert; er muß arbeiten oder geprügelt oder gehängt werden. Wenn ich dich nach Hermiston setze, will ich erleben, daß du das Gut führst, wie es noch nie geführt wurde; du mußt über die Schafe Bescheid wissen wie der Schäfer selbst; du sollst mein Verwalter sein, und ich werde dafür sorgen, daß ich an dir profitiere. Hast du mich verstanden?«
    »Ich werde mein möglichstes tun«, sagte Archie.
    »Gut, dann werde ich morgen Kirstie benachrichtigen, und du kannst übermorgen reisen«, meinte Hermiston. »Und versuche, ein etwas geringerer Idiot zu werden!« Diese Schlußworte wurden mit einem eisigen Lächeln gesprochen, worauf er sich sogleich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch zuwandte.

4 – Ansichten des Richterkollegiums
    Spät in der gleichen Nacht, nach einem aufgeregten Spaziergang, wurde Archie in Lord Glenalmonds Speisezimmer eingelassen. Dort neben drei spärlich glühenden Kohlen, saß der alte Richter mit einem Buch auf seinen Knien. Auf dem Richterstuhl in seiner Amtsrobe erweckte Glenalmond einen fast behäbigen Eindruck; dieser Hülle beraubt, war es eine Hopfenstange von einem Menschen, der sich jetzt unsicher von seinem Sessel erhob, um seinen Besuch willkommen zu heißen. Archie hatte viel gelitten in diesen Tagen, er hatte auch an jenem Abend gelitten; seine Züge waren bleich und abgehärmt, die Augen wild und dunkel. Aber Lord Glenalmond begrüßte ihn ohne die geringste Spur von Überraschung oder Neugier.
    »Komm herein, komm herein«, sagte er. »Komm und nimm Platz. Carstairs« (an seinen Diener gewandt) »schüre das Feuer, und bring uns was zu essen.« Und von neuem fuhr er in der gleichgültigsten Art fort: »Ich hatte dich so halb und halb erwartet.«
    »Kein Essen«, sagte Archie. »Unmöglich kann ich auch nur einen Bissen zu mir nehmen.«
    »Nicht unmöglich«, meinte der hochgewachsene alte Mann und legte seine Hand auf Archies Schulter, »vielmehr, wenn du mir glauben willst, durchaus notwendig.«
    »Sie wissen, was mich hierherführt?« forschte Archie, als der Diener das Zimmer verlassen hatte.
    »Ich kann es erraten, ja, erraten«, entgegnete Glenalmond. »Wir werden später davon sprechen – wenn Carstairs gekommen und wieder gegangen ist und du ein Stück von meinem guten Cheddarkäse probiert und einen Schluck Porter getrunken hast: vordem nicht.«
    »Ich kann unmöglich etwas essen«, beharrte Archie.
    »Unsinn, Unsinn! Du hast heute noch gar nichts gegessen, und ich wage zu vermuten, gestern auch nicht. Es gibt nichts auf der Welt, das nicht noch schlimmer sein könnte: das hier mag eine recht unangenehme Sache sein, aber wenn du krank würdest und stürbest, wäre es weit schlimmer, für alle Beteiligten – für alle.«
    »Ich sehe, Sie wissen alles«, sagte Archie. »Wo haben Sie es

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