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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Hoffnungen und angesichts jener Symptome drohender Gefahr versucht war, die Flucht zu ergreifen. Aber nicht einmal das blieb ihm übrig. Nach Ablegen von Mantel und Hut drehte sich Mylord in dem erleuchteten Vorraum um und machte ihm mit dem Daumen eine einzige, gebieterische Geste, und mit dem seltsamen Instinkt des Gehorsams folgte ihm Archie ins Haus.
    Bei Tisch herrschte schweres, drückendes Schweigen, und als der letzte Gang serviert war, stand der Richter auf.
    »M'Killup, bring den Wein in mein Zimmer«, befahl er, und zu seinem Sohn gewendet: »Archie, du und ich haben miteinander zu reden.«
    In diesem elenden Moment war es, daß Archies Mut ihn das erste- und letztemal im Stich ließ. »Ich habe eine Verabredung«, erklärte er.
    »So wirst du sie brechen müssen«, entgegnete Hermiston und schritt voran in sein Arbeitszimmer.
    Die Lampe war abgeblendet, das Feuer vollendet sauber geschichtet, der Tisch dicht mit wohlgeordneten Dokumenten bedeckt; die Rücken der Bücher bildeten einen einheitlichen Rahmen, nur von dem Fenster und den Türen durchbrochen.
    Einen Augenblick wärmte sich Hermiston die Hände am Feuer und kehrte Archie den Rücken zu; dann drehte er sich plötzlich um und zeigte ihm alle Schrecken seines Henkergesichts.
    »Was sind das für Dinge, die ich von dir hören muß?« forderte er.
    Eine Antwort war Archie unmöglich.
    »Also muß ich sie dir sagen«, fuhr Hermiston fort. »Es scheint, du hast deine Stimme gegen den Vater, der dich gezeugt, erhoben und gegen einen von seiner Majestät Richtern im Land; und das obendrein noch auf der Gasse, während ein Befehl des Gerichts ausgeführt wurde. Und damit nicht genug, scheinst du deine Ansichten noch in einem Debattierclub für Studenten zum besten gegeben zu haben«; er schwieg einen Augenblick und fügte dann mit überwältigender Bitterkeit hinzu: »Du verdammter Idiot!«
    »Ich hatte die Absicht, es Ihnen zu erzählen«, stammelte Archie. »Ich sehe, Sie sind gut informiert.«
    »Außerordentlich liebenswürdig«, meinte seine Lordschaft und ließ sich an seinem gewohnten Platze nieder. »Also du bist gegen die Todesstrafe?« fügte er hinzu.
    »Zu meinem Bedauern, ja«, entgegnete Archie.
    »Ich bedauere es ebenfalls«, meinte seine Lordschaft. »Und jetzt wollen wir, mit deiner Erlaubnis, die Angelegenheit ein wenig näher untersuchen. Ich höre, daß du bei der Hinrichtung von Duncan Jopp – Mann, einen sauberen Klienten hast du dir ausgesucht – inmitten des gesamten Pöbels dieser Stadt es für gut befunden hast, zu schreien: ›Dies ist ein verdammter Mord, und der Ekel steigt mir hoch vor dem Manne, der jenen Menschen henkte‹.«
    »Nein, Vater, das waren meine Worte nicht«, rief Archie.
    »Was waren deine Worte?« fragte der Richter.
    »Ich glaube, ich sagte: Ich verurteile dies als einen Mord! Verzeihung – als einen gotteswidrigen Mord. Ich habe nicht den Wunsch, die Wahrheit zu verbergen«, fügte er hinzu und blickte einen Augenblick seinem Vater voll ins Gesicht.
    »Du großer Gott, das wäre das einzige, was noch fehlte!« rief Hermiston. »Also davon, daß dir der Ekel hochstieg, war nicht die Rede?«
    »Das war später, Mylord, als ich den Club verließ. Ich sagte, ich wäre dabeigewesen, als der elende Mensch gehenkt wurde, und mir wäre der Ekel hochgestiegen.«
    »So, in der Tat«, sagte Hermiston. »Und ich nehme an, du wußtest, wer ihn gehenkt hat?«
    »Ich habe der Verhandlung beigewohnt, das Ihnen zu sagen, bin ich verpflichtet; ich bin Ihnen auch noch eine Erklärung schuldig. Die Lage, in der ich mich befinde, ist eine äußerst unglückliche«, sagte der bejammernswerte Held, jetzt endlich Angesicht zu Angesicht mit der Sache, die zu verteidigen er sich erwählt hatte. »Ich habe einige Ihrer Prozesse nachgelesen. Ich war dabei, als Jopp verurteilt wurde. Es war eine abscheulich häßliche Geschichte. Vater, es war abscheulich! Zugegeben, daß er ein gemeines Geschöpf war, aber weshalb ihn dann noch mit einer Gemeinheit, würdig seiner eigenen, in den Tod hetzen? Es wurde mit Freuden getan – das ist das Wort –, Sie taten es mit Freuden; und ich sah – Gott helfe mir! – mit Abscheu zu.«
    »Du bist ein junger Gentleman, der die Todesstrafe mißbilligt«, sagte Hermiston. »Nun, ich bin ein alterMann und heiße sie gut. Ich freute mich, Jopp an den Galgen zu bringen, weshalb sollte ich dann heucheln, als freute ich mich nicht? Du bist, scheint's, ganz für Ehrlichkeit; kannst ja nicht einmal

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