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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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erfahren?«
    »Auf dem Markt des Skandals – im Parlamentshaus«, antwortete Glenalmond. »Der Klatsch hat stets ungeminderten, stürmischen Umlauf im Publikum und in der Anwaltschaft, und eine Wolke versteigt sich mitunter auch zu uns Richtern; ja selbst in den Provinzialabteilungen hat die Fama ihre Stimme.«
    In diesem Augenblick kehrte Carstairs zurück und trug in aller Eile ein kleines Abendessen auf. Inzwischen redete Lord Glenalmond ausgiebig und ein wenig weitschweifig über die nebensächlichsten Dinge, so daß sein Gespräch eher einem heiteren Geräusch als einer menschlichen Unterhaltung zu gleichen schien; während Archie ihm, ohne zuzuhören, gegenübersaß, ganz in das ihm angetane Unrecht und in seine Irrtümer versponnen.
    Sobald jedoch der Diener gegangen war, brach es von neuem aus ihm hervor. »Wer hat es meinem Vater hinterbracht?Wer hatte den Mut, es ihm zu sagen? Ist's möglich, waren Sie es?«
    »Nein, ich war es nicht«, sagte der Richter; »obwohl – um ganz aufrichtig zu sein – das leicht hätte sein können – natürlich nachdem ich zuvor dich gesprochen und gewarnt hätte. So war es, glaube ich, Glenkindie.«
    »Jener elende Knirps?« rief Archie.
    »Sehr richtig, jener Knirps«, entgegnete seine Lordschaft, »obgleich das kaum eine passende Bezeichnung für einen Senator des Justizkollegiums sein dürfte. Wir vernahmen gerade die verschiedenen Parteien in einem langen, spitzfindigen Fideikommißstreit; Creech plädierte ziemlich weitschweifig zugunsten einer Neubelehnung, als ich sah, wie Glenkindie sich mit der Hand vor dem Mund zu Hermiston vorbeugte, um ihm etwas zuzuflüstern. Niemand hätte die Art der Mitteilung aus deines Vaters Miene erraten können, wohl aber aus der Glenkindies, denn die Bosheit funkelte ihm ein wenig zu deutlich aus den Augen. Aber dein Vater – nein! Ein Mann aus Granit. Im nächsten Moment hatte er sich auf Creech gestürzt. ›Mr. Creech‹, sagte er, ›ich möchte einen Blick in jene Belehnungsurkunde werfen‹, und in den nächsten dreißig Minuten«, bemerkte Glenalmond mit einem Lächeln, »kämpften Mr. Creech und Kompanie einen ziemlich unebenen Kampf, der, wie ich wohl kaum hinzuzufügen brauche, mit ihrer völligen Niederlage endete. Die Klage wurde abgewiesen. Ja, ich zweifle, ob ich Hermiston je in besserer Form sah. Er schwelgte buchstäblich in apicibus juris.«
    Archie vermochte nicht länger an sich zu halten. Brüskschob er den Teller hinweg und unterbrach diesen wohlüberlegten und belanglosen Redefluß. »Da habe ich nun einen Narren aus mir gemacht, wenn nicht noch Schlimmeres. Sie sollen über uns beide richten – richten zwischen Vater und Sohn. Zu Ihnen kann ich sprechen; es ist nicht so, als – ich will Ihnen sagen, was ich empfinde und was ich zu tun beabsichtige, und Sie sollen der Richter sein.«
    »Ich lehne jegliche Jurisdiktion ab«, antwortete Glenalmond mit feierlichem Ernst. »Aber wenn es dir guttut, mein lieber Junge, dein Herz auszuschütten, und falls es dich interessiert, was ich darüber zu sagen habe, stehe ich ganz zu deiner Verfügung. Laß einen alten Mann es einmal aussprechen, ohne sich dessen zu schämen: Ich liebe dich wie einen Sohn.«
    Archie stieß einen scharfen, unartikulierten Laut aus. »Ja«, rief er, »da haben wir's! Lieben! Wie einen Sohn! Und wie, meinen Sie, liebe ich meinen Vater?«
    »Ruhig, immer ruhig«, sagte Mylord.
    »Ich will sehr ruhig sein«, erwiderte Archie, »und rückhaltlos offen. Ich liebe meinen Vater nicht, ich frage mich manchmal, ob ich ihn nicht hasse. Das ist meine Schmach, vielleicht sogar meine Sünde, aber vor Gottes Angesicht nicht meine Schuld. Wie sollte ich ihn auch lieben? Er hat niemals zu mir gesprochen, niemals mich angelächelt; ja, ich glaube, er hat mich niemals berührt. Sie kennen ja seine Art zu reden. Sie reden nicht so, dennoch vermögen Sie stillzusitzen und ihm ohne zu schaudern zuzuhören, das kann ich nicht. Mir dreht sich die Seele im Leibe um, wenn er damit anfängt; ich möchteihn auf den Mund schlagen. Und das ist noch gar nichts. Ich wohnte der Verhandlung gegen Duncan Jopp bei. Sie waren nicht da, aber Sie müssen meinen Vater oft genug gehört haben; er ist ja berüchtigt dafür – dafür, daß – sehen Sie nur meine Lage! Er ist mein Vater, und so muß ich über ihn sprechen – berüchtigt dafür, daß er ein brutaler Mensch und grausam und feig ist. Lord Glenalmond, ich gebe Ihnen mein Wort, als ich den Gerichtssaal verließ, hatte

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