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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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perfektem, akzentfreiem Lateinisch sagte er: »Bán von den Eceni. Es ist wirklich erstaunlich, wie weit die Toten doch herumkommen.«
     
    Bán kniete gerade am Rand der Latrine und erbrach sich heftig, als Theophilus ihn fand. Er war schon lange über den Punkt hinaus, an dem sein Magen noch irgendetwas von sich zu geben hatte, aber das krampfartige Würgen wollte einfach nicht aufhören, und er war inzwischen viel zu erschöpft, um zu bemerken, wer da kam, um ihm zu helfen, oder um sich sonderlich darum zu kümmern. Lange Finger schlossen sich um seine Schultern, zogen ihn in eine sitzende Haltung hoch und wischten ihm die Galle von Nase und Kinn. Ein Becher wurde ihm in die zitternden Hände gedrückt und dann, als er ihn prompt fallen ließ, wieder aufgehoben und frisch gefüllt.
    »Warte, ich halte ihn für dich. Und jetzt trink... gut. Ja, so ist es gut, trink, so viel du kannst. Du hast Fieber. Das habe ich dir ja gestern schon gesagt. Du hättest nicht auf das Schiff gehen dürfen. Und nun komm mit nach drinnen...«
    »Nein, nicht nach drinnen. Ich brauche frische Luft.«
    Es war bereits dunkel. Die Tag- und Nachtgleiche des Frühjahrs war noch nicht vorüber, und hier im Norden brach die abendliche Dunkelheit schneller herein, als es damals am Rhein der Fall gewesen war. Der Küstennebel zog auf, um sich zu tief hängenden Wolken zu verdichten, so dass die Sonnenuntergänge kurz und verblüffend farbenprächtig waren, aber der Mond und die Sterne waren nicht zu sehen. In den Legionärslagern am Rande der Stadt machte der Leuchtturm die Dunkelheit zum Gespött. Auf seiner Spitze brannte ein riesiges, loderndes Feuer, das einen wahren Funkenregen in den Abendhimmel emporsandte und einen unerschütterlichen Lichtschein auf die Stadt und die Residenz des Kaisers warf. Draußen in den Lagern war das Licht weicher und daher freundlicher zu den Älteren. Theophilus sah in dem warmen Schein des Leuchtturmfeuers um glatte zehn Jahre jünger aus; man konnte erkennen, dass er in seiner Jugend ein auffallend gut aussehender Mann gewesen war. Seine Augen suchten Báns Blick.
    »Du hast doch an dem Umzug teilgenommen«, sagte er. »Ich musste mich um ein paar Männer von der Zweiten kümmern, die eine Nahrungsmittelvergiftung hatten, deshalb konnte ich nicht zuschauen. War er ein Erfolg?«
    »Für Gaius auf jeden Fall. Die Stadtobersten hatten offenbar nicht die Absicht, sich noch ein zweites Mal beim Schlafen erwischen zu lassen. Und Amminios hofft noch immer auf seine spätere Unterstützung. Er spielte seine Rolle wirklich gut.«
    In Wahrheit hatten die Bewohner von Gesoriacum aufgrund der diesmal rechtzeitig erfolgten Vorwarnung bewiesen, dass sie genau wussten, wie man einem glorreichen General, der von seinem Sieg über den Ozean und die barbarischen Horden zurückkehrte, einen gebührenden Empfang bereitete. Wäre der vergötterte Julius persönlich in die Stadt geritten, mit dem in Ketten gelegten Vercingetorix neben sich, hätten sie kein prächtigeres Spektakel inszenieren können. Es war keine offizielle Siegesparade gewesen - das war das Vorrecht Roms -, aber die Bürger, die die vom Kai hinaufführenden Straßen säumten, hatten Lorbeerzweige oder entsprechende Alternativen geschwenkt, so weit sie sich in der zweiten Märzwoche überhaupt schon finden ließen, und man hatte einen Triumphwagen aufgestöbert und vergoldet und außerdem ein paar Schimmel besorgt, die den Wagen ziehen konnten, ohne bei dem Lärm der Menschenmenge zu scheuen und zu bocken, damit der Gott auf Erden vor seiner siegreichen Armee herreiten konnte, während sein Gefangener, barhäuptig und seiner Waffen beraubt, zu Fuß hinter ihm herging.
    Bán hatte nicht erwartet, dass Amminios die Sache mit so viel Würde durchstehen würde. Er selbst war in der kaiserlichen Eskorte mitmarschiert und hatte sich von der Menschenmenge feiern lassen und sich nachher deswegen verabscheut. Seine Übelkeit rührte zum Teil auch daher. Er war gerade auf dem Weg zu seinem Zelt gewesen, um eine Decke zu finden, als ihn das dringende Bedürfnis, seinen Magen zu entleeren, überwältigt hatte. Jetzt kauerte er sich zitternd zusammen und erinnerte sich wieder an die andere Ursache seiner Übelkeit.
    »Theophilus, dies ist keine Fieberkrankheit. Es gibt weder irgendeinen Tee noch eine Salbe, die gegen das helfen könnten, was mir zu schaffen macht. Ich werde erst dann wieder der Alte sein, wenn entweder ich von hier verschwunden bin oder er. In der

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