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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Kavallerieflügel, acht Kohorten der Infanterie und der Kavallerie, ferner die Gardekavalleriebrigade des Kaisers, zwei Kohorten der Prätorianischen Leibgarde, außerdem das gesamte riesige Aufgebot der kaiserlichen Hofhaltung, sowie eine Delegation aus Judäa, die den Kaiser bei Nemetacum eingeholt und sich notgedrungen dem Geleitzug angeschlossen hatte. Mehr als dreizehntausend Männer waren vom Rhein zur Küste Galliens gereist, doch die Feldlagerordnung war jeden Abend die Gleiche gewesen. Durch die Macht der Gewohnheit, wenn auch durch nichts anderes, konnte Bán den Hengst bei jedem Wetter und zu jeder Tages- oder Nachtzeit finden.
    Er tastete sich vorsichtig vorwärts und atmete dabei die warmen, an eine Backstube erinnernden Gerüche von Kleiebrei und Gerste, Heu und Pferdemist ein, die über jedem Lager schwebten. Er kam an der Boxenreihe an, in der die Pferde seiner Truppe untergebracht waren, und blieb an dem Ende stehen, das am weitesten von dem Hengst entfernt war, während er angespannt horchte. Die Pferde fraßen oder dösten friedlich, in der Hüfte leicht eingeknickt, um die Hinterbeine zu entlasten. Bán hatte nicht den Eindruck, dass ein Fremder unter ihnen war.
    Der Hengst war immer in der hintersten Box angepflockt. Auf dem Ritt von Durocortorum gen Osten hatten sie schon früh festgestellt, dass er nach den Männern auskeilte, die die Pferde rechts und links von ihm versorgten, und dass er am wenigsten Schaden anrichten konnte, wenn er an der Stirnwand aus Weidengeflecht stand. Seit sie den Rhein verlassen hatten, war Báns braune Stute jede Nacht auf seiner Rechten angebunden worden, mit einem Sicherheitsabstand zwischen ihnen.
    Bán war schon in Sichtweite der Stute, als Krähe plötzlich unruhig wurde und sich zu bewegen begann. Der große weiße Fleck auf seinem Gesicht leuchtete in dem äußerst schwachen Licht der fernen Lagerfeuer auf, als er den Kopf hochwarf und einen halben Schritt zurückwich. Beim zweiten Schritt riss er an der Halfterleine und schnaubte, ein tiefer, rauer Kehllaut, der unweigerlich Böses ahnen ließ. Ein Mann fluchte leise auf Trinovantisch. Bán bediente sich derselben Sprache. »Der Diebstahl eines Kavalleriepferdes ist ein Kapitalverbrechen. Haben sie dir das nicht gesagt?«
    Der Hengst drehte mit einem Ruck den Kopf herum, als ob jemand an seinem Halfter gezerrt hätte.
    Amminios erwiderte: »Es ist keine Straftat, wenn ein Mann Anspruch auf sein eigen Hab und Gut erhebt. Der Hengst gehört mir, ein Geschenk des Kaisers.«
    »Du lügst. Wenn der Kaiser wirklich glaubte, dass irgendein anderer außer mir auf dieses Pferd aufsteigen und das Manöver überleben könnte, würde es in seinem Stall stehen. Er hat den Hengst kämpfen sehen. Er wird ihn ganz bestimmt nicht hergeben.«
    »Noch nicht einmal für das Versprechen eines Königreiches? Du bist ihm gegenüber fairer, als er es verdient hat.« Der Hengst keilte in die Richtung aus, aus der die Stimme ertönte. Ein weißer Vorderfuß blitzte in der Dunkelheit auf. Amminios wich dem Tritt mit der Mühelosigkeit langjähriger Übung aus. »Du hast es nicht geschafft, ihn zu bändigen, wie ich sehe. Die Frage, die wir uns immer gestellt haben, war, ob diese Aggressivität bei ihm angeboren ist, oder ob er erst auf dem Transport nach Noviodunum so geworden ist. Nur von ihm gezeugte Fohlen hätten uns die Antwort darauf geben können. Wir hatten den Plan, ihn in seiner ersten Brunftsaison zwanzig verschiedene Stuten decken zu lassen. Wenn sich der erste Schwung von Fohlen als minderwertig erwiesen hätte, hätten wir ihn mit der Axt erschlagen, bevor er noch mehr Schaden hätte anrichten können.« Er hatte das Halfter losgelassen. Seine Stimme bewegte sich fort von der Stelle, von der sie gerade eben noch zu hören gewesen war. Der Hengst wusste, wohin.
    Bán folgte der Drehung des teilweise weißen Ohres. »Als Fohlen war er sanft und umgänglich«, sagte er.
    »Von Gaius Germanicus wird auch behauptet, er sei als Kind ruhig und unauffällig gewesen. Und sieh ihn dir jetzt mal an! Selbst Männer von Corvus’ Kaliber erzittern unter seinem Blick.«
    »Corvus erzittert nicht, wenn...«
    »Nein, natürlich nicht. Ein Mann, der einmal ein Schiffsunglück überlebt hat, wird es immer vorziehen, an Bord eine komplette Rüstung zu tragen. Mach dich nicht lächerlich; Gaius ist ein Ungeheuer, und jeder weiß das.«
    »Du lebst aber doch noch; er hat dich nicht umgebracht.« Bán hörte sich an wie ein kleines Kind,

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