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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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unter der Planke gluckerte und brodelte das Wasser. Amminios trug keine Rüstung, aber allein das Gewicht seines Schwertes würde genügen, um ihn in die Tiefe zu ziehen, falls er stürzte.
    »Eure Exzellenz...« Auf einer schwankenden Planke hoch über dem Ozean brachte er dem Kaiser seine Huldigung dar. »Meine Kuriere werden Euch von meinem Kommen benachrichtigt haben. Ich wäre schon eher zu Euch gekommen, aber die Schifffahrtsstraßen sind für den Winter geschlossen worden, und ich konnte leider erst jetzt einen Mann finden, der bereit war, die Überfahrt zu machen. Ich habe ihm einen Preis bezahlt, der dem zweifachen Wert seines Schiffes entspricht, um ihn dazu zu überreden, den Schutz der weißen Klippen zu verlassen, und trotzdem beklagt er sich ständig darüber, dass es zu gefährlich ist. Die Erkenntnis, mit welcher Mühelosigkeit Ihr hinausgesegelt seid, um uns zu treffen, und«, mit einem Blick erfasste er die vergoldete Rüstung und den Schliff der hinter dem Kaiser stehenden Eskorte, »die Beobachtung, mit welch großartiger Souveränität Eure Exzellenz über den Ozean herrscht, hat ihn derart beschämt, dass er sich zu einem Benehmen hat hinreißen lassen, das sich für einen Schiffskapitän nicht schickt. Gestattet mir, mich in seinem Namen dafür zu entschuldigen. Ich möchte nicht, dass die Bündelung unser beider Interessen durch etwas so Geringfügiges vereitelt wird.«
    Sein Lateinisch war ausgezeichnet. Bán hätte Gaius das sagen können, wenn er danach gefragt worden wäre, aber Gaius hatte sich nicht für Amminios’ Sprachkenntnisse interessiert. Die einzige Frage, die er während eines mit lauter Befehlen ausgefüllten Abends gestellt hatte, war, ob das Oberhaupt der Britannier schwimmen könne. Báns Anwort, dass das möglich, aber nicht sicher sei, war der einzige Grund dafür gewesen, weshalb die Eurydike keinen Gebrauch von ihrer Bugramme gemacht hatte, um das Handelsschiff gleich bei der ersten Begegnung zu versenken.
    … die Bündelung unser beider Interessen … Gaius starrte nachdenklich schweigend vor sich hin. Er war ein Mann, der in der Welt der Schmeicheleien und der Falschheit aufgewachsen war, wo jeder Satz eine Vielzahl von Bedeutungen hatte. Hätte er nicht die Fähigkeit besessen, hinter die Fassade zu schauen und zum Kern der Dinge vorzustoßen, wäre es ihm genauso ergangen wie seinen Brüdern, und er wäre schon in der Kindheit gestorben. Er zog eine Braue hoch und nickte Corvus zu, der befehlend den Arm hob. Die kaiserliche Eskorte trat geschlossen vorwärts zum Rand des Decks, marschierte so strammen Schrittes, als ob sie sich auf trockenem Land bewegte. Auf dem Unterdeck legte eine achtköpfige Truppe skythischer Bogenschützen ihre Pfeile auf die Kerben, hob ihre Bögen und wartete auf den Befehl zum Schießen.
    Corvus machte den letzten Schritt auf die Planken und salutierte, so wie es zwischen römischen Offizieren üblich war. In perfektem Trinovantisch sagte er: »Amminios, Sohn von Cunobelin, Anführer der Kampfadler und Häuptling von ganz Britannien, im Namen von Gaius Julius Cäsar Germanicus, Kaiser von Rom und allen seinen Provinzen, nehme ich hiermit die bedingungslose Kapitulation Eurer Länder, Eures Schiffes, Eurer Krieger und Eurer Person an. Ihr werdet Euer Schwert niederlegen und Euch der Staatsgewalt Roms stellen.« Er wiederholte die Worte überflüssigerweise auf Lateinisch.
    Zwischen den beiden Schiffen schmatzte und brodelte die See. Eine einzelne Möwe schrie, ihre Stimme noch höher und klagender als der Ton der Bootsmannspfeife. Amminios sagte nichts. Er erwiderte den Blick des Kaisers, starrte ihm so lange in die Augen, wie es kein anderer Mann jemals gewagt hatte, und als sein Blick schließlich zur Seite schweifte, fiel er wie durch Zufall auf den frisch gebackenen Soldaten der Hilfstruppe, der hinter dem Kaiser stand, ein junger Mann, der nicht in Rüstung war, aber eine goldene Tapferkeitsmedaille auf der Brust trug.
    »Bán?« Das Schweigen hielt noch einen Herzschlag länger an. Dann warf der Häuptling von ganz Britannien zur Überraschung aller derjenigen, die ihn nicht kannten, den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Das Echo seines Gelächters bewirkte, dass die Möwen davonstoben und die Bogenschützen ihre Bogensehnen noch eine Idee fester anspannten. Die Eskorte, ihr Oberbefehlshaber und der Kaiser warteten schweigend ab. Als Amminios sich schließlich wieder beruhigt hatte, salutierte er nach Art der Krieger. In

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