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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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flehend. Er brach ab, als ihm das bewusst wurde.
    »Ich bin ja auch nützlich. Er wird mich triumphierend in Rom vorführen, und der Senat wird zu Ehren seines Sieges Spiele veranstalten und seine Statue im Tempel von Mars Ultor aufstellen. Im nächsten Jahr - wenn Galba meint, er kann ihm die Legionen überlassen - wird er mich als Vorwand benutzen, um in Britannien einzumarschieren, und wenn die Legionen gesiegt haben, werde ich sein königlicher Vasall in den Ländern der Trinovanter und der Catuvellauner sein. Ich kann warten.«
    »Ich habe dich einmal in einer Vision als Mandubracios gesehen, den Verräter. Wenn ich gewusst hätte, wie wahr diese Vision war, hätte ich dich getötet.«
    »Und in Kauf genommen, dass die Träumer dich dafür hinrichten würden? Nein, das hättest du niemals getan.« Die Stimme ertönte jetzt von einer Stelle hinter der braunen Stute. Bán bewegte sich verstohlen von ihr fort und schlich auf den Hengst zu. Die Gerüche der Baderäume zogen an ihm vorbei, von Rosmarinöl und Lavendel, von Dampf und Rauch und von Iccius’ Tod. Aber Iccius war direkt neben ihm, er konnte ihn klar und deutlich sehen. Sein Vater wog seinen Kampfspeer in der Hand, sein starrer, ausdrucksloser Blick auf eine ganz bestimmte Stelle geheftet. Amminios sagte: »Hast du gewusst, dass Mandubracios in der trinovantischen Sage ein Held war, der mit seinen Kameraden bis zum bitteren Ende kämpfte? Es war Andurovic von den Eceni, der die Stämme an Cäsar verriet. Das ist der Grund, weshalb wir euch nie getraut haben.«
    Er war jetzt ziemlich nahe, vielleicht in der Box hinter der Stute. Bán bewegte sich lautlos an dem Hengst vorbei. Er sprach in Richtung der Wand, damit seine Stimme von dort zurückgeworfen wurde. »Du lügst. Die Eceni haben Rom schon immer gehasst. Sämtliche Stämme wissen das.«
    »Aber sicher doch. Aus diesem Grund hat Bán von den Eceni ja auch einen Posten in Cäsars Kavallerie angenommen. Wie ich gehört habe, bist du erst vor kurzem zur Ala Quinta Gallorum abkommandiert worden. Du bist der Günstling des Präfekten und seines Kaisers und hast von dem Gott auf Erden in Person obendrein noch die römische Staatsbürgerschaft verliehen bekommen.« Sie hatten bisher in der Sprache der Stämme gesprochen. Jetzt ging Amminios zu Lateinisch über und sagte spöttisch: »Julius Valerius. Weiß Gaius eigentlich, dass du Rom und alles, was es repräsentiert, hasst?«
    »Er wird schon noch dahinter kommen.«
    »Nur wenn du lange genug lebst. Ich bin stark in Versuchung, dich am Leben zu lassen. Gaius wird sich weitaus mehr Zeit dafür nehmen, dich ins Jenseits zu befördern, als ich dafür zur Verfügung habe.«
    »Aber wenn es vorbei ist, werde ich endlich frei sein. Und du wirst von allen denjenigen, die du durch Verrat getötet hast, durch das Reich der Toten gejagt werden.«
    »Wenn ich das glauben würde, mein armer barbarischer Wilder, meinst du, dann hätte ich… Oh, nein, noch nicht, mein Hübscher...« Amminios war im Kreis zurückgeschlichen und befand sich jetzt wieder hinter dem Hengst. Krähe hatte ausgekeilt, ebenso sehr nach der Gestalt wie nach dem Klang der Stimme. Amminios schlüpfte hastig an ihm vorbei. Seine Stimme ertönte wieder aus der Dunkelheit, gedämpft und feindselig. »Ach ja, er ist ein echter Kämpfer. Es wird schön sein, ihn wieder zurückzuhaben.«
    »Du könntest nicht mit ihm fertig werden. Er würde niemals für dich arbeiten.«
    »Aber natürlich wird er das tun. Was glaubst du wohl, wer ihn ursprünglich zugeritten hat? Es war nicht dein dakischer Freund. Er konnte nie auch nur in seine Nähe kommen.«
    »Lügner. Fuchs war ein zehnmal besserer und geübterer Reiter als du.«
    »Vielleicht, aber ich bin derjenige, der den Hengst damals zugeritten hat. Siehst du, er kennt mich...«
    Amminios war jetzt am Kopf des Tieres, seine Finger mit der Halfterleine beschäftigt. Hanf strich leise am Anbindepfosten entlang. Krähe stand stocksteif und mit weit gespreizten Füßen da und schnaubte warnend. Bán wartete eine Hand voll Herzschläge ab, während er mit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit starrte und eine Bewegung auszumachen versuchte, die er zwar spüren, aber nicht sehen konnte. Als sich das Hanfseil vom Pfosten löste, sprang er blitzschnell vorwärts und schlug klatschend mit seiner Hand auf das dunkle Fell. Der Hengst bewegte sich ruckartig rückwärts, merkte, dass seine Halfterleine lose war, wirbelte zur Seite herum und senkte drohend den Kopf.

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