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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ersten Mal in dem Frühjahr vor dem Tod ihrer Mutter erlebt. Es war ein kalter, klarer Morgen mit strahlendem Sonnenschein und dickem Raureif gewesen. Sie war aus Gewohnheit früh aufgestanden und saß draußen vor dem Rundhaus, damit beschäftigt, ein Stück Rehleder zu bearbeiten. Bán saß neben ihr und rupfte eine Waldschnepfe, die er in einer Falle gefangen hatte. Alle anderen schliefen noch, als Airmid plötzlich in heller Aufregung aus der Richtung des Frauenhauses gerannt kam und barfuß an den Misthaufen vorbeihetzte, ohne auf die scharfkantigen Steine auf dem Boden zu achten, drauf und dran, in das Rundhaus hineinzustürmen. Sie hielt nur deshalb an der Tür inne, weil die ältere Großmutter von drinnen äußerst streng mit ihr sprach und sie zur Rücksicht ermahnte. Da wartete Airmid, keuchend und völlig außer Atem, während sie hektisch die Finger beugte und streckte, ihr dunkles Haar noch platt gedrückt vom Schlafen, ihr Blick wild und verstört und sie selbst noch immer in dem Chaos ihrer Vision gefangen. Dies alles machte sie anders , auf eine Art und Weise, wie sie vorher nicht erschienen war. Die Großmutter hatte sich schließlich fertig angekleidet und kam heraus, um zu hören, was es denn so Wichtiges gab, und Airmid kehrte mit sichtlicher Anstrengung von dem Ort zurück, an dem sie im Geist gewesen war.
    »Der Regen kommt«, stieß sie hervor, und ihre Stimme klang so krächzend wie die eines Frosches. »Heute in neun Tagen. Wir müssen sofort alles fortschaffen.«
    »Die Regenfälle kommen doch immer. Warum sollten wir denn jetzt alles fortschaffen?« Die Großmutter sprach sanft und freundlich, was eine völlig neue Erfahrung für Airmid war. Unter normalen Umständen war es äußerst gefährlich, die alte Frau zu solch früher Morgenstunde aus dem Schlaf zu reißen.
    »Es wird zu viel Regen geben. Es wird eine wahre Flut sein, die alles überschwemmt. Der Teich der Götter unterhalb des Wasserfalls wird das viele Wasser nicht aufnehmen können, und er wird sich wie ein Meer über die Koppeln und Wiesen ausbreiten. Der Fluss wird über die Ufer treten, und die Leichen werden an der Tür des Rundhauses vorbeitreiben. Die Leichen...«
    Da brach Airmid unvermittelt ab und biss sich auf die zitternden Lippen, krampfhaft darum bemüht, nicht in Tränen auszubrechen; ausgerechnet Airmid, die sonst um nichts und niemanden weinte. Breaca streckte die Arme nach ihr aus, aber die Großmutter kam ihr zuvor und nahm das völlig verstörte Mädchen mit ins Haus, um sie auf ihr Bett zu legen und ihr ein Stück Weidenrinde zum Kauen zu geben, bis Airmid sich schließlich beruhigte und einschlief; und Breaca bekam den Auftrag, auf sie aufzupassen, während die Großmutter davoneilte, um diese Neuigkeit mit den Stammesältesten zu besprechen.
    Daraufhin hatte eine hektische, für die Jahrzeit ungewöhnliche Geschäftigkeit eingesetzt. Im Laufe der nächsten sieben Tage waren die Eceni auf die höher gelegenen Weiden umgezogen und hatten alles mit hinaufgenommen, was zu Schaden kommen könnte. Am neunten Tag hatte es plötzlich sintflutartig zu regnen begonnen, genau wie Airmid es prophezeit hatte. Im Laufe des Tages war der Fluss so stark angeschwollen, dass er über die Ufer trat und alles überschwemmte, und die Wassermassen waren bis auf halbe Höhe an der Wand des Rundhauses emporgestiegen; und alle, die das sahen, hatten den Göttern dafür gedankt, dass sie noch rechtzeitig genug gewarnt worden waren, um sich vor der Flut in Sicherheit zu bringen - alle außer Airmid selbst, die untröstlich geschluchzt hatte, weil die drei Frösche, die im Traum zu ihr gekommen waren, um sie zu warnen, tot auf dem Wasser an ihr vorbeigetrieben waren.
    Danach hatte Breaca das ältere Mädchen genauer beobachtet, wenn auch aus einer gewissen Distanz. Airmid stand in dem Rufe, schwierig zu sein, und dieser Ruf war nicht ganz unverdient. Die vier Jahre, die sie der älteren Großmutter als Augen und Glieder gedient hatte, waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Sie war ziemlich verschlossen und sprach nur wenig, doch wenn sie es tat, geschah es mit einer beißenden Ironie, die häufig an Grobheit grenzte. Wenn man sie reizte oder zu irgendetwas drängte, reagierte sie mit einer Scharfzüngigkeit, die nur noch von der der alten Frau übertroffen wurde, und das war etwas, was man lieber nicht grundlos herausfordern sollte.
    Anderer Klatsch und Tratsch über Airmid war allerdings weniger zutreffend. Die Geschichte von

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