Die Herrin der Kelten
allerdings.« Gunovic nickte. »Das Ergebnis wurde von allen ihren Träumern bestätigt. Es gibt niemanden, der diese Prüfungen schon in so jungen Jahren abgelegt und sie auch noch auf Anhieb bestanden hat. Caradoc plant, im nächsten Jahr noch weitere Kriegerprüfungen abzulegen, und zwar sowohl die der Trinovanter als auch die der Catuvellauni. Sein Vater missbilligt dieses Vorhaben und wird nichts tun, um ihm zu helfen, aber ich habe den Jungen gesehen, und ich bin fest davon überzeugt, dass er es schaffen wird. Wenn er alle seine Prüfungen bestanden hat, wird er ein berühmter Krieger von drei verschiedenen Stämmen sein. Es gibt keinen Mann, einschließlich seines Vaters, der schon jemals eine solche Meisterleistung vollbracht hat.«
»Und wird der Sohn die Träumer abschlachten, so wie sein Vater es getan hat, oder wird er sich ein Beispiel an dem Volk seiner Mutter nehmen und sie ehren?«
Im Raum breitete sich schockiertes Schweigen aus. Selbst Gunovic verstummte. Es war Macha, die da gesprochen hatte. Mit derselben gedämpften, von unüberhörbarer Wut erfüllten Stimme sagte sie: »Es ist zehn Jahre her, seit der Sonnenhund die Letzten seiner Träumer ermordete. Es waren noch zwei. Er ließ ihnen bei lebendigem Leib die Haut abziehen und ihre Körper an einen Nussbaum nageln. Wird der aufwieglerische Sohn dem väterlichen Beispiel folgen und ebenfalls solche Freveltaten verüben, was meinst du?«
»Nein.« Gunovic schüttelte den Kopf. »Den Ordovizern gehören die Gebiete, die zu der heiligen Insel Mona führen. Von allen Stämmen sind sie diejenigen, die den Träumern am engsten verbunden sind. Caradoc verabscheut seinen Vater und folgt in allem seiner Mutter. Er wird die Träumer nicht vertreiben, wo auch immer er später einmal herrschen wird.«
»Gut.« Dies kam von Tagos, der mit geballten Fäusten dagesessen hatte, bereit zu kämpfen, aber ohne offensichtliches Ziel. Jetzt entspannte er seine Hände wieder und ließ die Schultern kreisen, um sich zu beruhigen.
Sinochos sagte: »Also, was macht der Sonnenhund denn dann jetzt? Hat er endlich damit aufgehört, überall seinen Samen auszusäen, oder müssen wir mal ein ernstes Wort mit unseren Töchtern reden und ihnen einschärfen, sich vor trinovantischen Männern mit gezupften Nasenlöchern und Brummschädel in Acht zu nehmen?«
Die anderen lachten kurz, aber es war ein ziemlich verunsichertes Lachen. Gunovic erhob sich von seinem Platz, um seine Beine zu strecken. »Ach was, Cunobelin ist inzwischen zu alt. Es sind seine Söhne, vor denen ihr eure Töchter warnen müsst, sie kommen zu dritt, und man kann ihnen nicht entrinnen. Und vor Schmieden mit trockener Kehle und haarigen Nasenlöchern. Vor denen solltet ihr sie ganz besonders warnen.«
Er grinste breit, so dass seine Zähne im Licht des Feuers blitzten, und die Absurdität seiner Bemerkung brachte die Eceni abermals zum Lachen. Es war eine gute Art, um den Abend zu beschließen, und sie tilgte die letzten Erinnerungen an den ersten Sonnenhund und an seinen gewaltsamen Tod durch die Römer. Nur Bán konnte das alles nicht vergessen. Er schlief in dieser Nacht bei seiner Mutter, was er nicht mehr getan hatte, seit er drei Jahre alt gewesen war, und Hail schlief in der Lücke zwischen ihnen.
Drei Tage später verließ Gunovic die Eceni wieder, bereichert um drei neue Packpferde, um ein großes braunes Hengstfohlen, das abgerichtet sein und als Reitpferd zur Abholung für ihn bereitstehen würde, wenn er das nächste Mal vorbeikam, und um das Versprechen von Getreide, um im Herbst, wenn er wieder zurückkehrte, seine Vorräte wieder aufzufüllen. In seinem Gepäck befanden sich außerdem neun Blöcke Salz, eine Tunika aus weißer, ungefärbter Wolle mit einer Bordüre in Eceni-Blau, ferner ein Satz Knochennadeln und eine Auswahl an getrockneten Kräutern, die sowohl ihn als auch seine Pferde von Krankheiten kurieren würden, falls er sich noch daran erinnern konnte, welche dieser Kräuter in Form von Breiumschlägen angewendet wurden und welche man ins Essen mischen musste - und so viele fertige und halb fertige Waffen, wie Eburovic unter den gegebenen Umständen entbehren zu können glaubte.
Wie es sich für seinen Status geziemte, überbrachte Gunovic auch eine direkte Nachricht an die Ältesten der Coritani, durch deren Gebiet er als Nächstes reiste. Diese Nachricht besagte, dass die Eceni den Überfall im Herbst als die Tat unbesonnener Jugendlicher betrachteten, und dass dieser
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