Die Herrin der Kelten
Vorfall unter keinen Umständen Anlass dafür geben dürfe, um Hass und Groll zwischen zwei Völkern zu schüren, die besser daran täten, weiterhin im Friedenszustand miteinander zu leben. Zum Beweis für die ernste Absicht hinter seinen Worten zeigte Gunovic den Coritani einen Armreifen aus Gold, der noch um einiges breiter und schwerer war als derjenige, den sie Arosted, dem Salzhändler, zur Belohnung gegeben hatten, als er seine Nachricht in der anderen Richtung überbracht hatte. Bei dem anschließenden Tauschhandel konnte Gunovic den Kriegern des Roten Milan eine große Anzahl äußerst hochwertiger Broschen anbieten, aber nur wenige Speerspitzen oder Schwertklingen, da er den größten Teil seines Bestands bereits losgeworden war.
Nachdem seine Geschäfte mit den Coritani abgeschlossen waren, reiste Gunovic weiter in das Siedlungsgebiet der Brigantes, den erbittert kämpfenden Anhängern von Briga, wo er feststellte, dass er durchaus noch Eisen zum Tausch anzubieten hatte, einschließlich mehrerer Dutzend Eceni-Speerspitzen von ausgezeichneter Qualität - zusammen mit dem Gerücht unbekannten Ursprungs, dass die Coritani sich zum Angriff auf ihre Nachbarn im Norden sammelten. Er wurde fürstlich für seine Information belohnt, genoss seinen Aufenthalt bei den Brigantes und machte sich anschließend als reicher und glücklicher Mann auf den Weg nach Westen in Richtung der Berge.
IV
Als der Frühling in den Sommer überging, brachte er eine verfrühte Dürreperiode mit sich. Es herrschte eine Hitze, wie sie noch keiner jemals zuvor um diese Jahreszeit erlebt hatte. Die Luft war so stickig und trocken, dass sie alles ausdörrte, den Erdboden ebenso wie die Menschen. Die Pferde standen paarweise im Schatten der Rotdornbäume und schlugen sich gegenseitig mit den Schwänzen ins Gesicht, um die Fliegenschwärme zu vertreiben. Im Rundhaus war der Türvorhang bis ganz nach oben hochgezogen und das Feuer auf ein absolutes Mindestmaß reduziert. Die ältere Großmutter schlief nachts unbekleidet auf ihren Fellen, die Arme weit ausgebreitet, um mehr Körperwärme abgeben zu können. Die Feuer in der Schmiede waren auf eine einzige glühende Kohle beschränkt worden. Niemand bewegte sich ohne zwingenden Grund.
Breaca fand Airmid an dem heiligen Teich unterhalb des Wasserfalls. Das ältere Mädchen lag in einer flachen Felsmulde ausgestreckt, so reglos wie eine Eidechse, die in der Sonne badet. Aus einem Spalt neben ihr wuchs ein Haselstrauch heraus, dessen Blätter ovale Schatten auf die Felsen, ihren Körper und das Wasser warfen. Die Schattenmuster verschoben sich ständig in der leichten Brise und ließen die Umrisse ihres Körpers verschwimmen, so dass man Airmid im Vorbeigehen leicht hätte übersehen können. Obwohl Breaca genau wusste, wo sie zu suchen hatte, musste sie trotzdem einen Moment stehen bleiben und warten, bis sich ihre Augen an den Wechsel von flirrendem Sonnenlicht zu Schatten gewöhnt hatten und sie die sonnengebräunte Gestalt von dem Hintergrund des mit bräunlichen Flechten überzogenen Gesteins unterscheiden konnte. Als sie sich schließlich sicher war, kletterte sie auf einen anderen Felsblock und setzte sich für eine Weile, um Airmid zu betrachten, während sie den Rhythmus ihrer Atmung beobachtete und zu erkennen versuchte, ob ihre Augen offen oder geschlossen waren. Schließlich, als klar zu sein schien, dass das Mädchen wach war und nicht etwa träumte, glitt Breaca von dem Felsblock herunter, legte ihr Geschenk auf den Boden zwischen ihnen, kehrte wieder zu dem Felsen zurück und ließ sich abermals darauf nieder, um zu warten.
Und zu warten. In dem kleinen Mischgehölz aus Dornbüschen und Hainbuchen hinter ihr herrschte reges Leben und Treiben. Am Rand des Dickichts fing ein kleiner, schiefergrauer Vogel Fliegen und spießte sie äußerst geschickt und vorsichtig auf die Stacheln eines Schwarzdornbusches auf. Ein Stück weiter hüpfte eine Bachstelze von Stein zu Stein über das Wasser, um ihren Schnabel mit Insekten zu füllen und ihre Beute dann zu ihrer wartenden Brut zu tragen. Als sie das dritte Mal von ihrem Nest zurück zum Wasser flog, musste sie einem Eisvogel Platz machen, der einem blauen Blitzstrahl gleich auf die Wasseroberfläche herabschoss, um in der Mitte des Teichs nach einem Fisch zu tauchen. Siebzehn Herzschläge vergingen, bis er wieder auftauchte - ohne Fisch. Stirnrunzelnd beobachtete Breaca das Wasser dicht über der Stelle, wo der Eisvogel untergetaucht
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