Die Herrin der Kelten
er hat eine Führerin, die die Route kennt und darauf wartet, uns über den Fluss zu bringen. Wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit dort sein, um bei Niedrigwasser hinüberzugelangen. Wenn die Ebbe einsetzt und wir nicht dort sind, wird sie allein gehen.«
Ardacos gesellte sich zu ihnen, seine Miene angespannt. Er sagte: »Was, wenn die Römer uns über den Fluss folgen? In den Reihen der Atrebater gibt es jede Menge Verräter, die den Feind in unserem Kielwasser hinüberführen werden. Der Fluss ist nur für diejenigen eine Schranke, die nicht mit den Gezeiten und den örtlichen Gegebenheiten vertraut sind.«
Die Melderin schüttelte den Kopf. »Es gibt hier niemanden, der ihnen das verraten wird. Diejenigen, die den Weg über den Fluss kennen und am Leben bleiben möchten, sind bei Togodubnos. Der Rest ist bei Briga.«
Die Gruppe stand einen Moment lang schweigend da, während sie der Toten gedachte. Breaca, die an die bevorstehende Schlacht dachte, fragte: »Welche Stämme sind schon dort, in welcher Anzahl?«
»Die Silurer und die Durotriger haben alle Krieger geschickt, die sie entbehren können. Ihre Gesamtzahl beläuft sich auf fünftausend Mann. Die Coritani haben eintausend Kriegerinnen und Krieger geschickt, und Venutios von den Brigantern, früher von Mona, hat gut eintausend seiner eigenen Gefolgsleute mitgebracht.«
Venutios, der ranghöchster Krieger von Mona gewesen war und der an dem Tag, nachdem er sein Amt hatte niederlegen müssen, in Gesellschaft seiner Nachfolgerin unter einem Baum gesessen hatte, war die Bürde seines neuen Lebens deutlich in seinen Augen abzulesen. Breaca fragte: »Und Cartimandua hat niemanden geschickt?« Die Melderin schüttelte den Kopf. Caradoc, der neben ihr stand, verzog das Gesicht.
»Es heißt, sie ist für Rom.«
»Weil du gegen Rom bist«, erwiderte Breaca.
Er zuckte die Achseln. Er hielt ihren Blick fest, äußerte sich jedoch in keiner Weise dazu. Sie hatte nie seine Version des Winters gehört, den er im Norden bei Cartimandua verbracht hatte. Es schien auch ziemlich unwahrscheinlich, dass er ihr jemals davon erzählen würde. Caradoc überging ihre Bemerkung einfach und sagte: »Jeder gesunde und kräftige Krieger der Trinovanter ist dem Aufruf gefolgt. Letzte Nacht sind außerdem noch die Krieger und Träumer der Eceni dazugestoßen. Mein Bruder hat sie nicht genau gezählt, aber er denkt, er hat über zwanzigtausend Speerkämpfer, einschließlich der dreitausend, die hier warten.«
»Und die Dobunni?«, fragte Breaca. »Hat Beduoc sich uns ebenfalls angeschlossen?«
Die trinovantische Melderin spuckte verächtlich auf den Boden. »Beduoc hat eine Garbe gedroschenes Getreide mit den Kurieren zurückgeschickt. Es geht das Gerücht um, dass er wieder einmal eine Kehrtwendung gemacht hat und jetzt voll und ganz hinter Berikos und Rom steht.«
»Berikos ist doch im Exil.«
»Jetzt nicht mehr.« Die Melderin schüttelte den Kopf. »Er reiste nach Rom, um den Kaiser um Beistand zu bitten, und Claudius hat ihm seinen Wunsch erfüllt. Berikos ist wieder zu seinem Volk zurückgekehrt, begleitet von der Zweiten und der Neunten, um diejenigen umzustimmen, die gegen ihn opponieren würden. Für ihre Unterstützung bei seiner Rückkehr hat Berikos den Römern Getreide und Feuerholz in unbegrenzten Mengen bewilligt. Es heißt allgemein, dass Beduoc den Römern das Gleiche versprochen hat, wenn sie den ins Meer mündenden Fluss überqueren und in die Länder der Dobunni einmarschieren.«
»Wo sind die Legionen jetzt?«
»Sie haben einen Bogen um die bewaldete Marsch zwischen den Hügeln entlang der Südküste geschlagen und marschieren jetzt nach Norden«, gab Caradoc zur Antwort. »In höchstens zwei Tagen werden sie am Südufer des ins Meer mündenden Flusses angekommen sein. Wenn wir sie nicht aufhalten können, werden sie den Fluss überqueren und weiter zur Residenz marschieren. Wenn sie die Residenz und die dazugehörigen Häfen erobern, sind die Stämme des Ostens erledigt, und möglicherweise auch alle anderen Stämme des Landes.«
Die anderen um ihn herum schwiegen. Was Caradoc sagte, war für sie nichts Neues. Sie hatten schon lange mit diesem Wissen gelebt, schon seit der Zeit vor dem Tod des Sonnenhunds. Bisweilen - wenn Amminios nach Gallien gereist und nicht zurückgekehrt war; wenn Berikos besiegt worden war und sie fälschlicherweise gehört hatten, dass er tot war - hatte es den Anschein gehabt, als ob sie einen Krieg vielleicht doch noch
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