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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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flach ausgestreckt in der Sonne. Breaca kniete sich neben seinen Kopf.
    »Wird er am Leben bleiben?«
    »Das nehme ich doch an. Er ist noch recht kräftig für sein Alter, und Airmid hat die Blutung frühzeitig zum Stillstand gebracht.«
    »Wird er jetzt, wo ihm ein Bein fehlt, noch jagen können?«
    »Das hat es durchaus schon gegeben.«
    Macha hatte sich seit Eburovics Tod und ihrer schweren Speerverletzung verändert, aber nicht in der Beziehung, die für diejenigen, die sie gern hatten, von Bedeutung war. Sie stand in der Tür der Hütte, eine hoch gewachsene, königliche Erscheinung, und sie wirkte noch umso hoheitsvoller durch den goldenen Torques der Eceni, der auf den Tag wartete, an dem Breaca nicht länger ranghöchste Kriegerin der Götterinsel war und zu ihrem Volk zurückkehren konnte, um die Rolle der Anführerin zu übernehmen. Unter dem Torques, an einer Halskette aus Silber, trug Macha den vollständigen Körper eines Zaunkönigs mit wie zum Flug ausgebreiteten Schwingen, und um ihre Taille lag ein Gürtel aus den Vordertatzen einer Bärin, deren scharfe Klauen von Kupfer umhüllt waren. Noch nie zuvor hatten sich Breaca die Quellen von Machas Macht so deutlich offenbart. Hätte sie sich dazu entschlossen, nach Mona zu gehen, wäre sie dort äußerst willkommen gewesen, und Maroc hätte noch viel von ihr lernen können.
    Hail lag schlafend in der Sonne zu ihren Füßen, jetzt so fest zusammengerollt wie ein Welpe. Nur durch genaues Hinschauen konnte Breaca erkennen, dass ihm sein linkes Vorderbein fehlte. Eine schmerzliche Erinnerung überfiel sie, eine Erinnerung an Bán und an die Fürsorglichkeit, mit der er Hail gepflegt hatte, als dieser als Welpe an der Ruhr erkrankt und dem Tode nahe gewesen war. Damals war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie in einer Blütezeit lebte, geschweige denn, dass sie geahnt hätte, wie schnell diese glücklichen Tage enden würden. Sie vergrub ihre Finger in dem rauen, angegrauten Fell am Hals des großen Hundes, so wie sie es zu tun pflegte, wenn sie auf die Jagd gehen wollten, und sprach seinen Namen, so wie Bán ihn gesprochen hätte. Hail schlief jedoch weiter, ohne sich zu rühren. Breaca blickte besorgt zu Macha hoch.
    »Warum wacht er nicht auf?«
    »Wir haben ihm Mohnsaft gegeben, um ihn zu betäuben, damit wir ihm das Bein abnehmen konnten, ohne dass er die Schmerzen spürte. Gegen Mittag wird er wieder aufwachen.«
    »Dann werden wir bereits gegen die Römer kämpfen. Er wird versuchen, zu uns zu laufen. Du musst ihn unter allen Umständen daran hindern.«
    »Er ist an Airmid gebunden. Sie hat ihm einen Traum gesandt, als wir ihm das Bein amputierten. Er wird bei ihr bleiben.« Macha kniete sich auf Hails andere Seite. Ein Strahl der Morgensonne verlieh ihren Zügen etwas Weiches, Jugendliches, das den Betrachter ihr Alter vergessen ließ, und nahm ihrem Ausdruck die Strenge der Ratsältesten. Sie lächelte und war wieder die fürsorglich klingende Stimme am Herdfeuer, die Liebkosung in dunkler Nacht, so innig geliebt wie eine zweite Mutter.
    Macha zog den Kopf des Hundes in ihren Schoß und sagte: »Deine Federn haben sich vermehrt.«
    »Die hier?« Breaca berührte mit einer Fingerspitze die Kriegerfedern an ihren Schläfen. Die Kiele waren goldgelb, gefärbt mit wildem Knoblauch, Symbol für die Römer, die sie getötet hatte. Sie klapperten leise, als sie den Kopf schüttelte. »Die Ehrengarde macht diese Federn jeden Abend am Lagerfeuer. Sie empfinden es als Schande, wenn ich sie nicht trage. Also trage ich sie ihnen zuliebe, obwohl sie für das, was auf uns zukommt, keine Bedeutung haben werden.«
    »Sie haben aber eine große Bedeutung für all jene, die dir folgen, und ich meine damit nicht nur die Speerkämpfer von Mona. Es gibt hier niemanden, der so viele Römer getötet hat wie du. Deine Federn dienen den Übrigen als Vorbild, als etwas, was sie anstreben können.« Eine Hand streckte sich Breaca entgegen und streichelte ihr Gesicht, so wie es ihr Vater einst vor langer Zeit getan hatte, nachdem sie zum allerersten Mal in ihrem Leben einen feindlichen Krieger getötet hatte. »Warum schmerzt dich das so?«
    Ihr Schmerz hätte nicht so offensichtlich sein dürfen. Wenn Macha ihn sehen konnte, dann würden ihn auch andere sehen. Breaca erwiderte: »Sie haben gegen den Ehrenkodex einer Herausforderung verstoßen, und dann haben sie wehrlose Sklaven in die Schlacht geworfen, und es hat sie überhaupt nicht gekümmert, wie viele von ihnen dabei

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