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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geweiht, wenn nicht in der nächsten Schlacht, dann in einer anderen. Sie griff zu ihrer alten Antwort, obwohl sie nicht länger wußte, ob das die Wahrheit war.
    »Ich bin eine Priesterin. Ich kann keinen Mann heiraten, außer auf die Weise, in der wir im Großen Ritual im Angesicht der Göttin zusammengegeben wurden.«
    »Aber in den Augen der Welt ... « begann er, doch sie legte ihm den Finger auf die Lippen.
    » ... bin ich deine Geliebte. Ich weiß, was die Leute sagen. Und ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen, daß du dir um mich Sorgen machst.« Aber seine dunklen Augen zeigten, daß er nicht mit dieser Antwort zufrieden war. Sie lächelte. »Verstehst du nicht? Damit mich alle akzeptieren würden, müßte die Kirche unsere Verbindung segnen. Ich aber gehöre der Göttin. Solange du lebst, brauche ich keinen anderen Schutz als den, den du mir bietest.«
    Er schwieg und legte seinen Kopf auf ihr Herz. Nach einer Weile richtete er sich auf. »Heute morgen habe ich die Nachricht erhalten, daß Hengist nach Londinium zieht. Ich glaube nicht, daß er die Stadt einnehmen kann. Wenn er aufgeben muß, wird er sich über Cantium zurückziehen. Dort werde ich ihn erwarten. Es kommt zu dem großen Kampf, auf den ich mich vorbereitet habe. Wir werden siegen, daran zweifle ich nicht. Aber jeder, der in den Krieg zieht, setzt sein Leben aufs Spiel.«
    Viviane wagte nicht zu atmen. Sie hatte gewußt, daß es zum Entscheidungskampf kommen mußte, aber nicht damit gerechnet, daß es so bald sein würde!
    »Sag mir, gibt es einen Ort, wo dein Name mich schützen würde, wenn du fallen solltest?« Als er die Stirn runzelte, fügte sie schnell hinzu: »Wenn du ... nicht mehr da wärst, würde ich nach Avalon zurückkehren.«
    »Avalon ... « Er fuhr ihr mit dem Finger zart über die Stirn und ließ ihn zwischen den Augen liegen. »Ich erinnere mich daran, aber es kommt mir wie ein Traum vor.« Seine Hand glitt über die Rundung ihrer Wange, liebkoste die weiche Haut ihres Halses und kam über ihrem Herzen zur Ruhe. »Du hast die Knochen eines Vogels. Ich könnte sie mit einer Hand brechen, aber deinem Wesen nach bist du stark, stärker als jeder Mensch, den ich kenne. Viviane, liebst du mich überhaupt?«
    Wortlos drehte sie sich in seinen Armen um und küßte ihn. Sie bemerkte erst, daß sie weinte, als er ihr die Tränen abwischte. Auch er schien keine Worte mehr zu finden, aber ihre Körper wollten alles Trennende überwinden und sich dem Augenblick der zärtlichen Liebe weihen, die keine andere Sprache braucht.
    In der Nacht träumte Viviane, sie sei wieder in Avalon und beobachte ihre Mutter beim Weben. Das Dach des Webschuppens verlor sich in der Dunkelheit. Die Kämme des Webstuhls mit dem Wandteppich ragten in seine Schatten hinauf. Sie blickte nach oben und sah marschierende Männer, das Meer und den Tor. Sie erkannte sich selbst als Mädchen, das mit Taliesin durch den Regen ritt. Doch während die Frau am Webstuhl arbeitete, entschwand das fertige Gewebe ihren Blicken in das Dunkel vergessener Jahre. Weiter unten waren die Bilder deutlicher. Sie sah den Tanz der Riesen, die Herrscher und die Besiegten. Krieger, immer mehr Krieger zogen mit Schwert und Feuer durch das Land.
    »Mutter!« rief sie. »Was tust du?«
    Die Frau am Webstuhl drehte sich um, und Viviane erkannte, daß sie selbst dort saß und gleichzeitig zusah. Sie war zwei getrennte Wesen und doch dieselbe.
    »Die Götter haben die Fäden des Webstuhls gespannt, aber wir erschaffen die Werkzeuge, die das Schicksal erfüllen«, sagte die andere. »Webe klug, webe gut und webe mit Bedacht, denn alles war, ist und wird dein Leben sein ... «
    Es donnerte, und der Webstuhl brach auseinander. Viviane versuchte, die Teile festzuhalten, doch sie glitten ihr durch die Finger. Jemand umklammerte ihre Schultern und schüttelte sie. Viviane schlug die Augen auf und sah Vortimer. Plötzlich hämmerte es gegen die Tür.
    »Die Sachsen ... die Sachsen sind vor Londinium geschlagen worden und ziehen sich zurück! Mein Prinz, du mußt kommen!«
    Viviane schloß die Augen, als Vortimer zur Tür ging, um zu öffnen. Sie wußte, auf diese Nachricht hatte er gewartet. Viviane wünschte verzweifelt, sie wäre nie hierhergekommen. In der Erinnerung sah sie die Frau am Webstuhl und hörte ihre Warnung.
    Webe klug ...
    Was hatte der Traum zu bedeuten?
    Vortimer zog in den Krieg, und sie konnte ihn nicht aufhalten. Was sollte sie tun?
    Nachdem die Truppen abgezogen waren, lag

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