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Die Herrin von Avalon

Die Herrin von Avalon

Titel: Die Herrin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Allectus. Sie freute sich und wollte von ihm wissen, warum er nicht beim Imperator sei, aber noch bevor er ihr eine Antwort geben konnte, rief sie: »Bring mich zu meinem Vater, Allectus! Bring mich nach Hause!«
    Er wurde zuerst rot und dann blaß. Er beugte sich stumm über ihre Hand und küßte sie.

15. Kapitel
    Im Winter folgte ein General in Ägypten dem Beispiel des Carausius und ließ sich zum Imperator ausrufen. Daraufhin verlieh Rom zwei jüngeren Generälen den Titel und die Vollmacht von Caesaren. Galerius, so hieß der eine, sollte Diocletian im Osten unterstützen und Constantius Chlorus, der andere, im Westen.
    Die Entscheidung führte zum Erfolg. Die Ägypter wurden von den Römern wieder in die Pflicht genommen, und es gelang Maximian endlich, die Franken und Alemannen am Rhein zu besiegen. Als der Friede im Reich wiederhergestellt war, konnten sich die beiden Herrscher endlich auch den kleineren Übeln zuwenden - zum Beispiel dem rebellischen Britannien.
    Als im nächsten Jahr die Stürme vorüber waren, erschien eine Liburna mit dem Wimpel des Constantius am Mast, umschiffte die Insel Thanet und ruderte dann die Themse aufwärts nach Londinium. Die Schriftrollen, die man Carausius überbrachte, enthielten eine eindeutige Nachricht. Diocletian und Maximian Augustus forderten Carausius auf, die widerrechtlich eroberte Provinz Britannien aufzugeben und sich den Befehlen von Constantius Chlorus zu beugen. Man berief ihn nach Rom zurück, um ihn dort vor Gericht zu stellen. Falls er sich weigere, würde er in Ungnade fallen und sich das ganze Römische Reich zum Feind machen.

    Der Kaiser von Britannien saß in seinem Arbeitsraum im Palast des Statthalters von Londinium und blickte, ohne etwas zu sehen, auf Diocletians Botschaft. Lesen war nicht mehr nötig, er kannte sie auswendig.
    Im Palast herrschte Stille, aber von draußen drang Lärm herein. Es klang wie das Klatschen der Wellen, die im Sturm gegen die Felsen schlagen.
    »Das Volk wartet.« Allectus, der näher am Fenster saß, räusperte sich. »Sie haben ein Recht, gehört zu werden. Du mußt sagen, was du zu tun gedenkst.«
    »Ich höre sie«, antwortete Carausius. »Der Lärm klingt wie das Rauschen des Meeres. Aber das Meer kenne ich. Die Menschen in dieser Stadt sind sehr viel unberechenbarer und gefährlicher. Ich frage dich, werden sie mich unterstützen, wenn ich Diocletians Forderung nicht Folge leiste? Bei meiner Machtübernahme haben sie gejubelt. Sie sind durch mich reich geworden. Doch ich fürchte, sie werden jeden, der mich besiegt, mit der gleichen Begeisterung empfangen.«
    »Vielleicht«, erwiderte Allectus. »Aber durch Unentschlossenheit wirst du sie nicht gewinnen. Sie wollen glauben, daß du weißt, was du tust. Sie wollen von dir hören, daß ihre Häuser und ihr Leben nicht in Gefahr sind. Sag ihnen, daß du Londinium verteidigen wirst, dann sind sie zufrieden.«
    »Ich will mehr als das.« Carausius stand auf und hob beschwörend die Hand. »Ich will, daß es tatsächlich so ist!« Als Allectus schwieg, ging er erregt auf dem hallenden Mosaikboden hin und her. »Ich bin der Meinung, ich werde dieses Ziel nicht dadurch erreichen, daß ich mit meinen Truppen nach Dubris marschiere, ein Lager aufschlage und Constantius erwarte.«
    »Was sonst kannst du tun? Londinium ist das Herz Britanniens. Hier pulsiert das Leben. Warum hast du sonst ein Münzamt hier eingerichtet? Es muß verteidigt werden.«
    Carausius sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Das ganze Land muß geschützt werden. Vergiß nicht, die Vormacht auf dem Kanal ist der Schlüssel für die erfolgreiche Verteidigung Britanniens. Selbst die Verstärkung der Festungen an der sächsischen Küste ist nicht die Antwort.« Er näherte sich Allectus. »Ich muß dem Feind entgegenziehen und ihn auf eigenem Boden schlagen. Den Römern darf nicht gelingen, auch nur einen einzigen Legionär an Land zu bringen.«
    »Du willst nach Gallien ziehen?« fragte Allectus. »Das Volk wird glauben, du läßt es im Stich.«
    »Wenn Constantius Gesoriacum erobert, dann ist unsere vorderste Verteidigungslinie verloren und mit ihr die Werften und die Handelsstraßen, die uns mit dem Reich verbinden.«
    »Und wenn du die Schlacht verlierst?«
    »Ich werde sie überraschen ... « Carausius blieb stehen und ballte die Fäuste.
    Allectus schien nicht überzeugt. »Damals war deine Flotte durch die Kämpfe mit den Sachsen gut vorbereitet. Die Mannschaften waren in Höchstform. Inzwischen ist

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