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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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sich gleich einem Opferlamm hin, das unbarmherzig abgeschlachtet werden soll.
    Als er sich aus ihrer steifen Umarmung löste, überhörte er nicht ihren erleichterten Seufzer. Es gehörte alles zum Spiel, das wußte er.
    »Wer weiß, daß Ihr hier seid?« erkundigte er sich, während er seine Hosen über die Hüften zerrte.
    »Niemand, mein Gebieter! Ich schwöre es! Diese Narren achten nicht darauf, was ich tue oder wohin ich gehe. Sie glauben, ich schlafe in meinem Zimmer zusammen mit Judith. Die wird es nicht weitersagen, daß ich fort bin, denn ich habe ihr einen kräftigen Schlaftrunk verabreicht.«
    »Gut!« sagte er anerkennend. »Ihr seid eine Frau mit Verstand. Eine passende Partnerin für mich.«
    Wieder ergriff Gunnor seine Hand und preßte sie gegen ihre volle Brust. »Oh, Gilbert! Laßt mich heute nacht mit Euch gehen! Ich sehne mich danach, Tag und Nacht mit Euch zu sein. Rettet mich vor denen, die mich verachten und mich grausam behandeln.«
    Gilbert entzog sich ihrer klammernden Umarmung. »Seid geduldig, Weib! Rorik hat mir meinen rechtmäßigen Besitz genommen. Ich plane, ihm mehr als eine unbedeutende Schutzbefohlene und ihre kümmerliche Mitgift zu nehmen.«
    »Unbedeutend, ich?« Gunnor plusterte sich empört auf.
    »Nein, nein!« stritt Gilbert verärgert ab. »Ihr bedeutet die Welt für mich. Aber für Rorik seid Ihr völlig unbedeutend. Er hat sogar wenig für seine Frau übrig, habe ich gehört. Um wieviel weniger seid Ihr ihm wichtig, die Ihr lediglich die Stieftochter einer seiner verstorbenen Vasallen seid.«
    »So ist es.« Gunnor stimmte ihm verbittert zu. »Ich bedeute ihm gar nichts.«
    Lächelnd hob Gilbert ihr Gesicht zu ihm empor. »Rorik wird für seinen Hochmut büßen, Liebste. Ich werd’ mich an Drache rächen. Denkt an meine Worte. Und Ihr werdet mir dabei helfen.«
    Sie zuckte vor seiner Hand zurück. »Ich werd’ Euch helfen, wenn Ihr das wünscht. Rorik ist mir kein Freund gewesen. Mögt Ihr ihm noch so zusetzen, mein Mitleid bekommt er nicht.«
    »Dann sagt mir, was Ihr herausgefunden habt«, verlangte Gilbert zu wissen.
    »Gar nichts«, gestand sie. Dann fügte sie angesichts des wütenden Gesichts von Gilbert hinzu: »Doch habe ich nichts unversucht gelassen, Mylord. Ich hab’ die inneren und äußeren Burgmauern untersucht, habe aber keine Geheimpforte entdecken können. Auch wenn ich Euch innerhalb der Mauern bringe, der Bergfried kann beim ersten Anzeichen von Gefahr verschanzt werden. Zwei starke, mit eisernen Angelbändern versehene Tore sichern den Saal im Bergfried, ein Tor vor dem Treppeneingang, eines in der Vorhalle. Der Treppengang ist in die dicken Mauern hineingehauen und ist nur breit genug für einen Mann. Sicher ist, jeder Feind, der den Aufstieg wagt, wird mit einem Pfeilregen oder mit siedendem Pech von oben empfangen.«
    »Und die Kämpfer?« drängte er weiter.
    »Die Gefolgsmänner sind vollständig an der Zahl«, erwiderte sie. »Natürlich bin ich bloß eine Dame und verstehe wenig von diesen Dingen. Doch Alaine, die sich rühmt, über solch unweibliches Wissen zu verfügen, ist täglich voll des Lobes über Roriks Heer. Einige der Kämpen von Ste. Claire haben beschlossen zu bleiben, und viele der Männer aus Phillips Heer haben bereitwillig Rorik die Treue geschworen.«
    »Er wird ein harter Brocken für uns«, bemerkte Gilbert mit zusammengepreßten Lippen.
    »Habt Ihr etwas andres erwartet?« höhnte sie. »Der Drache ist kein Kavalier. Er kennt einzig und allein Krieg. Ungeschlacht und grob wie er ist, wird es ebenso schwierig sein, ihn aus seiner Höhle zu vertreiben wie die Schlange aus ihrer Grube.«
     
    Rorik befreite sich aus dem Gewirr von Alaines Haaren und schwang seine Beine aus dem Bett. Halb zögerte er noch, ob er seine Frau aufwecken sollte, um den Sonnenschein in sein Gemüt einziehen zu lassen, indem er sich ihrem süßen Fleisch hingab. Doch sie war erschöpft und brauchte ihren Schlaf. Sein Kind wuchs beständig in ihrem Leib und beschwerte sie. Umgeben von der Flut ihrer goldenen Haare wirkte sie schwach und zerbrechlich, zu schwach, um den ganzen Haushalt einer Burg wieder auf die Beine zu stellen, zu zerbrechlich, um ein Kind unter ihrem Herzen zu ernähren und auszutragen – und zu verletzlich, um beständig dem Mißtrauen ihres Mannes ausgesetzt zu sein. Rorik schüttelte hoffnungslos den Kopf, als ein ungewolltes Gefühl der Fürsorge und des Stolzes sein Herz fast übermannte. Was waren doch Gesicht und Gestalt

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