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Die Herrschaft der Orks

Die Herrschaft der Orks

Titel: Die Herrschaft der Orks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Namen Umbal hörte – die wenig schmeichelhafte Benennung war ihm aufgrund eines Missverständnisses zuteilgeworden, als Balbok und Rammar ihre neuen Untertanen mit Namen versehen hatten. »Kannst du etwas erkennen? Ist es der Donnerer?«
    »Naja«, meinte Balbok, »ich sehe ihn nicht, aber …«
    Er stutzte, als er beobachtete, wie etwas an der Kugel aufflammte und sie für einige Augenblicke hell erleuchtete, sodass sie wie der Blutmond am Himmel stand.
    »Was ist das?«, fragte Umbal erschrocken.
    »Liosg« , sagte Balbok nur, worauf die Turmbesatzung in unruhiges Knurren verfiel, das sich nach beiden Seiten über die Mauer und die Wehrgänge fortsetzte. Die Aussicht, dass sich dort ein Dämon der Unterwelt näherte, war an sich schon schlimm genug – dass er auch noch Feuer dabeihatte, brachte die Krieger, die den größten Teil ihres Lebens gehorsame Sklaven gewesen waren, an den Rand einer Panik.
    »Ruhig bleiben«, sprach Balbok ihnen zu. Er ließ das Elfenauge sinken und zückte stattdessen den saparak , den er über der Schulter hängen hatte. Seine lederbehelmte Miene, von der noch immer die beiden Wangenklappen abstanden, wirkte zum Äußersten entschlossen. »Feuer oder nicht, Dämon oder nicht – wir werden kämpfen. Für das Reich und für die Ehre – und für König Rammar!«
    Balbok hatte den saparak senkrecht in die Luft gestoßen und erwartete, dass die Krieger auf dem Turm und den Wehrgängen den Schlachtruf wiederholen und in heiseres Gebrüll verfallen würden, so wie es sich für echte Orks gehörte.
    Aber es blieb totenstill.
    Nur das Heulen des Windes war zu hören.
    »Für Rammar?«, wiederholte Balbok, ein wenig verunsichert, »euren Herrscher und König?«
    Erneut nur ratlose Blicke.
    Jemand furzte.
    »Dann vielleicht für … für mich?«, fügte Balbok noch ein wenig leiser hinzu.
    Die Turmbesatzung tauschte Blicke.
    »Für König Balbok und das Reich!«, rief Umbal und stieß seinen saparak empor – und dieser Schlachtruf wurde hundertfach beantwortet.
    »Bal-bok! Bal-bok! Bal-bok!«, dröhnte es von allen Seiten, sodass der hagere Ork nicht anders konnte, als geschmeichelt zu grinsen – bis ihm Rammar wieder einfiel, der das bestimmt nicht sehr lustig gefunden hätte. Und im nächsten Moment erinnerte sich Balbok auch wieder an das rätselhafte Objekt am Himmel, das nun ziemlich groß war.
    »Bogenschützen!«, befahl er.
    Umbal gab den Befehl weiter, und wie ein Lauffeuer pflanzte er sich über die Wehrgänge fort. Pfeile wurden auf Bogen gelegt, Sehnen zurückgezogen – zumindest das hatten die Inselorks inzwischen ganz gut gelernt. Während Balbok ihr Lehrer in Kriegsdingen und so ziemlich allem anderen gewesen war, das in irgendeiner Weise körperlich anstrengend war, hatte sich Rammar mehr auf Lektionen in Sachen Recht und Gesetz beschränkt, was freilich vor allem sein Recht meinte.
    Und sein Gesetz …
    Der Wind hatte aufgefrischt, und der rote Feind war ein gutes Stück näher gekommen.
    »Schilde!«, befahl Umbal, und die auf der Turmplattform befindlichen Krieger traten an das niedrige Geländer und hielten ihre rostigen, mit wilden Symbolen bemalten sgark’hai hoch, um ihren König zu schützen. Balbok rammte den saparak in das Holz der Bodendielen, sodass er bebend steckenblieb, und griff dann selbst zu Pfeil und Bogen.
    »Wie gehen wir vor, mein König?«, erkundigte sich Umbal beflissen. »Gibt es einen Plan?«
    »Korr« , stimmte Balbok zu, während er den Bogen ebenfalls spannte, bis das aus Trollrippen gefertigte Gebilde knarrte. »Wir warten, bis das Ding nah genug ist, spicken es mit Pfeilen, murksen es ab und fressen es auf.«
    »Ein guter Plan.« Umbals grüne Züge waren voll ehrlicher Bewunderung. »Und du denkst, dass er gelingen wird?«
    »Weiß ich nicht«, war Balboks ehrliche Antwort. »Aber du musst dir keine Sorgen machen. Wenn der Plan misslingt, wird nicht nur uns der asar aufgerissen, sondern auch jedem anderen Ork in der Festung. Tröstet dich das?«
    »Douk« , verneinte Umbal halblaut.
    In diesem Moment wurde überall auf den Wehrgängen aufgeregtes Geschrei laut. Das Kugelding war so weit heran, dass man auch mit bloßem Auge Einzelheiten erkennen konnte.
    Die Kugel selbst war tatsächlich von blutroter Farbe und schrecklich anzusehen, wenn sie aus ihrem Inneren herausleuchtete. Ein wie von einer Riesenspinne geknüpftes Gespinst schien die Kugel zu umgeben, sodass Balbok fast erwartete, tatsächlich eines der hässlichen Viecher zu

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