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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Paul Friedl
    Das glückliche Ende der Welt
    Heimat - Roman
     
    Die Weltverlorenheit einer Einöde auf den hohen Grenzbergen des bayerisch-böhmischen Waldgebirges und das Schicksal der Menschen dort sind Ort und Thema dieses Buches. Das Leben lehrt hier die Bewohner das Glück der Bescheidenheit, und Natur und Menschen sind derart miteinander verwoben, dass der Roman weit über ein nur landschaftlich gebundenes Werk hinausweist. Paul Friedl beweist wieder einmal sein Talent für reife Erzählkunst.
     
     
    Hochauf gupften sich die zottigen Waldberge, die der strenge Winter zerzaust zurückgelassen hatte. Über ihre runden, felsschründigen Buckel lief seit Jahrhunderten die verwilderte Schneise, die die Grenze gegen Böhmen anzeigte. Jeder dieser Waldgipfel trug seinen grünfleckigen Mantel und ließ ihn in stundenweiter faltiger Schleppe in die Täler hinabreichen. Uralte Baumriesen standen auf wie schwarze Wetterkerzen, grüngoldenes Buchenlaub leuchtete, graue Felsabstürze gaben schäbige Flecken, und die olivenen Fichtenbestände drängten sich bergwandernd.
    Wie Läuse im warmen Pelz versteckten sich Holzhauereinöden und Weiler.
    In einer verschlissenen Falte des weiten Waldmantels, durch die eilend ein Bach das Weite suchte, tat sich hellgrün ein Wiesenflecken auf, hügelten sich braune Felder gegen den Forst. Am Wasser hatten sich einige Häusel und Höfe versammelt und mit einem spitztürmigen Kirchlein zu einem Ort zusammengetan.
    Stinglreut.
    Holzapfelbäume blühten, und Birken standen an einem ausgefahrenen Weg, der von unten sich heraufschlängelte und bergwärts wieder im Wald verschwand. Eine Stunde weit trieb er sich kreuz und quer unter den Fichten herum und stieß dann zu einem mageren, baumlosen Schmielenfleck, den zwei uralte Ahorne beherrschten, die das Forsthaus Guglwies in ihren Schatten nahmen.
    Drüben am Schachtenruck schrie schon seit dem Morgen ein Kuckuck und wurde nicht müde, obwohl die Maisonne sich schon zum Untergang über den Waldbuc-keln rüstete, und in den Ahornen stritten schon den ganzen Nachmittag die Feldkrähen, die im Frühjahr von Stinglreut zur Guglwies übersiedelt waren. Erbost über ihren kreischenden Disput, gicksten die Blaumeisen in der Hollerstaude hinter dem Forsthaus.
    Das rote Ziegeldach wurde von der Abendsonne angestrahlt, und aus dem Kamin stieg kerzengerade ein weißer Rauch. Die Wände waren mit braunen Schindeln verkleidet, die Fensterstöcke weiß gestrichen. Lange Schatten zeichneten die Tannen und Fichten auf die Lichtung und über den Weg, auf dem die Holzhauer in den derben Schuhen mit den lauten Holzsohlen dem Forsthaus zutrabten. Hinter ihnen zerflossen die grauen Wölkchen des böhmischen Landtabaks, und der Rauch mischte sich mit dem frischen Duft der sprossenden Fichten und dem Hauch des Harzes, den der Wind trug.
    Sie trampelten in das Forsthaus, daß der Holzboden dröhnte, steckten die warmen Pfeifen in die Hosensäcke, zogen die verschweißten Hüte und warteten schweigend im Hausgang vor der Türe, auf der ein Zettel kündete, daß dahinter die Forstkanzlei war.
    Da standen sie stumm, ein wenig vornübergebeugt, in der bezeichnenden Haltung der Schwerarbeitenden, in den bärtigen Gesichtern die Gelassenheit oder die schmunzelnde Erwartung auf die Lohntüte, die hinter dieser Türe auf einem Tisch fertig zur Aushändigung bereit lag. Aus dem hinteren Teil des Hausganges, wo eine Türe in die Wohnküche des Försters führte, klangen das muntere Geplauder eines kleinen Mädchens und die mahnenden Worte der Försterin. Vor der Türe lag Hasso, der Haushund, und wandte kein Auge von den Männern im vorderen Hausgang.
    »Sterl!«
    Rauh drang die Stimme des Försters Greiner durch die Türe der Kanzlei, und ein großer älterer Holzhauer pumperte mit rauhen Knöcheln an den Türstock und trat ein.
    Hinter einem Schreibtisch saß der Förster, ein junger Mann mit einem schwarzen Vollbart, und reichte dem Eintretenden die gelbe Lohntüte entgegen.
    »Na, Sterl, gefällt es Ihnen nun drunten in Stinglreut besser als droben in der Gschwend?«
    »Könnt ich gerade net sagen, Herr Förster, aber wenn man halt in die Jahr kommt, dann soll man sich näher an die Kirche und den Freithof heranmachen.«
    »Im Herbst können Sie um die Rente einkommen. In der Partie können Sie doch nimmer mithalten. Werde Ihnen eine leichtere Arbeit geben, wo Sie nicht im Akkord zu schaffen brauchen.«
    »Ich bedank mich schön, Herr Förster«, sagte der Sterl, und

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