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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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jetzt geht«, unterbrach sie ihn erneut. »Männer sind hier oben nicht erlaubt, davon abgesehen werdet Ihr Verdacht erregen, sollte man Euch hier finden.« Sie sah ihn an und schnaubte. »Es wäre hilfreich, wenn Ihr Euch nicht so farbenprächtig kleiden würdet. Zehn betrunkene Kesselflicker könnten nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, wie Ihr es tut. Geht jetzt. Schnell. Geht!«
    Er ging und murmelte dabei leise vor sich hin. Ganz wie eine Aes Sedai. Man bot ihr Hilfe an, und ehe man sich's versah, ließ sie einen mitten in der Nacht eine Felswand erklimmen, um ganz allein fünfzig Leute aus einem Kerker zu befreien. Das war ein anderer Mann gewesen, der schon lange tot war, aber er erinnerte sich daran, und es passte. Blut und verdammte Asche! Er wusste nicht, wie er eine Aes Sedai retten sollte, und sie wollte ihn gleich zwei retten lassen!
    Er umrundete die unauffällige Ecke am Fuß der Treppe und wäre beinahe in Tuon hineingelaufen.
    »Damanezwinger sind für Männer verboten«, sagte sie und schaute kalt durch den Schleier zu ihm hoch. »Man könnte Euch schon dafür bestrafen, dass Ihr sie betreten habt.«
    »Ich suchte nach einer Windsucherin, Hochlady«, sagte er hastig, machte einen Kratzfuss und dachte schneller als je zuvor in seinem Leben nach. »Sie hat mir einst einen Gefallen erwiesen, und ich dachte mir, sie würde vielleicht gern etwas aus der Küche haben wollen. Ein paar Pasteten oder dergleichen. Ich habe sie aber nicht zu Gesicht bekommen. Ich vermute, sie wurde nicht gefangen, als...« Er verstummte und starrte sie an. Die strenge Maske, zu der das Gesicht des Mädchens immer erstarrt war, zerschmolz zu einem Lächeln. Sie war wirklich wunderschön.
    »Das ist sehr freundlich von Euch«, sagte sie. »Es ist gut zu wissen, dass Dir freundlich zu Damane seid. Aber Ihr müsst aufpassen. Es gibt Männer, die sich Damane tatsächlich ins Bett holen.« Ihr voller Mund verzog sich angewidert. »Ihr könnt nicht wollen, dass man Euch für abartig hält.« Der strenge Ausdruck legte sich wieder auf ihr Gesicht. Alle Gefangenen würden auf der Stelle exekutiert.
    »Danke für Eure Warnung, Hochlady«, sagte er etwas unsicher. Was für eine Art Mann würde es mit einer Frau an einer Leine machen wollen?
    Soweit es sie betraf, war er schlichtweg verschwunden. Sie rauschte einfach den Korridor entlang, als würde sie niemanden wahrnehmen. Doch dieses eine Mal verschwendete er keinen Gedanken an die Hochlady Tuon. Da war eine Aes Sedai, die sich im Keller der Wanderin verbarg, und zwei, die Domäne-Leinen trugen, und sie alle erwarteten von Mat Cauthon, dass er ihnen den Hals rettete. Er war fest davon überzeugt, dass Teslyn dieser Edesina alles berichtete, sobald sie konnte. Drei Frauen, die möglicherweise ungeduldig werden würden, wenn er sie nicht bald in Sicherheit brachte. Frauen redeten gern, und wenn sie lange genug redeten, ließen sie Dinge herausschlüpfen, die besser ungesagt blieben. Ungeduldige Frauen redeten sogar noch mehr als der Rest. Die Würfel rollten nicht in seinem Kopf umher, aber er konnte beinahe eine Uhr ticken hören. Und die Scharfrichteraxt würde die Stunde schlagen. Schlachten konnte er im Schlaf planen, aber hierbei schienen die alten Erinnerungen nicht viel zu helfen. Er brauchte einen Planer, jemand, der darin Erfahrung hatte und auf Umwegen nachdenken konnte. Es war Zeit, sich mit Thom an einen Tisch zu setzen und mit ihm zu sprechen. Und mit Juilin.
    Er machte sich auf die Suche nach ihnen und begann unbewusst ›Ich bin ganz unten am Grund des Brunnens‹ zu summen. Nun, genau da war er auch, und die Nacht brach herein und der Regen prasselte vom Himmel. Wie so oft stieg aus jenen alten Erinnerungen ein anderer Liedtitel empor. Ein Lied vom Hof von Takedo in Farashelle, vor mehr als tausend Jahren von Artur Falkenflügel zerschmettert. Die vergangene Zeit hatte die Melodie erstaunlich wenig verändert. Damals hatte es ›Der letzte Kampf bei Mandenhar‹ geheißen. Aber es passte auf beide Arten verdammt gut.

KAPITEL 11
    Eine Frage des Verrats
    A uf dem Weg zu den engen Zwingern ganz oben im Tarasin-Palast hielt Bethamin ihr Schreibbrett sorgfältig fest. Manchmal löste sich der Korken des Tintenfasschens und Tintenflecken waren so schwierig aus der Kleidung zu entfernen. Sie gab sich große Mühe, ständig so vorzeigbar zu sein, als müsste sie vor einer Angehörigen des Hohen Blutes erscheinen. Sie sagte kein Wort zu Renna, mit der sie sich heute den

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