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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Hände auf die Knie gelegt. »Ich schätze, du weißt, was du da tust.« Gut, wenigstens dieses eine Mal würde sie sich wie eine Behüterin benehmen, statt zu streiten. »Der Gardeleutnant Mellar wird Gardehauptmann Mellar, weil er das Leben der Tochter-Erbin gerettet hat. Das wird ihn noch großspuriger dahergehen lassen. Es sei denn, du hältst es für besser, die ganze Sache geheim zu halten.«
    Elayne schüttelte den Kopf. »O nein, keineswegs. Soll es die ganze Stadt wissen. Jemand hat versucht, mich zu ermorden, und Leutnant - Hauptmann - Mellar hat mir das Leben gerettet. Aber das mit dem Gift behalten wir für uns. Nur für den Fall, dass sich jemand verspricht.«
    Nynaeve räusperte sich und sah sie von der Seite an. »Eines Tages wirst du zu clever sein, Elayne. So clever, dass du selbst darüber stolperst.«
    »Sie ist clever, Nynaeve al'Meara.« Aviendha erhob sich anmutig auf die Füße, richtete die schweren Röcke und tätschelte dann das Gürtelmesser mit dem Horngriff. Es war nicht so groß wie die Klinge, die sie als Tochter des Speers getragen hatte, aber immer noch eine hervorragende Waffe. »Und sie hat mich, um ihr den Rücken zu decken. Ich habe jetzt die Erlaubnis, bei ihr zu bleiben.«
    Nynaeve öffnete wütend den Mund. Und, welch ein Wunder, sie schloss ihn wieder, riss sich deutlich sichtbar zusammen und glättete die Röcke und ihre Züge.
    »Was starrt ihr mich alle so an?«, murmelte sie. »Wenn Elayne diesen Kerl so nahe bei sich haben will, dass er sie zwicken kann, wenn ihm danach ist, was geht es mich an?« Birgitte blieb der Mund offen stehen, und Elayne fragte sich, ob Aviendha ersticken würde. Auf jeden Fall quollen ihre Augen hervor.
    Der leise Klang des Gongs oben im höchsten Turm des Palasts schlug die Stunde und ließ sie zusammenzucken. Es war später, als sie gedacht hatte. »Nynaeve, vermutlich wartet Egwene bereits auf uns.« Ihre Kleider waren nicht in Sicht. »Wo ist meine Tasche? Da ist mein Ring drin.« Ihr Großer Schlangenring saß auf ihrem Finger, aber den meinte sie nicht.
    »Ich werde mich allein mit Egwene treffen«, sagte Nynaeve entschieden. »Du bist nicht in der richtigen Verfassung, um Tel'aran'rhiod zu betreten. Davon abgesehen hast du den ganzen Nachmittag verschlafen. Jede Wette, dass du in nächster Zeit nicht wieder einschlafen kannst. Und ich weiß, dass du kein Glück darin hattest, dich in eine Wachtrance zu versetzen, also ist die Angelegenheit damit erledigt.« Sie lächelte selbstzufrieden und siegessicher. Der Versuch, sich in jene Wachtrance zu versetzen, die Egwene ihnen beizubringen versucht hatte, hatte sie nur schwindelig und benommen gemacht.
    »Da gehst du jede Wette ein, ja?«, murmelte Elayne. »Was willst du wetten? Weil ich entschlossen bin, das da zu trinken« - sie warf dem Silberbecher auf dem Nachttisch einen Blick zu - »und ich wette, dass ich sofort einschlafe. Wenn du natürlich nichts hineingetan hast, wenn du nicht versuchst, mich mit einem Trick dazu zu bringen, es zu trinken... Nun, aber natürlich würdest du das nicht tun. Also, worum wollen wir wetten?«
    Das unerträgliche Lächeln verschwand schlagartig von Nynaeves Gesicht und wurde von hellroten Punkten auf den Wangen ersetzt.
    »Eine schöne Idee«, sagte Birgitte und stand auf. Mit in die Hüften gestemmten Händen baute sie sich am Bettende auf und ihr Gesicht und Tonfall verrieten gleichermaßen Missbilligung. »Die Frau hat dich vor einem verdorbenen Magen bewahrt und du benimmst dich wie eine verzogene kleine Lady. Wenn du diesen Becher austrinkst und einschläfst und heute Nacht darauf verzichtest, in der Welt der Träume herumzustreifen, erkläre ich dich für erwachsen genug, dass ich weniger als hundert Gardistinnen für nötig erachte, um dich am Leben zu halten. Oder muss ich dir die Nase zuhalten, damit du trinkst?« Nun, Elayne hatte auch nicht damit gerechnet, dass sich Birgitte lange zurückhalten würde. Weniger als einhundert?
    Aviendha wirbelte zu Birgitte herum, bevor sie geendet hatte, und wartete kaum ab, bis sie das letzte Wort gesagt hatte. »Birgitte Trahelion, du solltest nicht so zu ihr sprechen«, sagte sie und richtete sich auf, um den Vorteil ihrer überragenden Größe voll ausnutzen zu können. Zog man die hohen Absätze von Birgittes Stiefeln in Betracht, machte es keinen großen Unterschied, aber mit dem eng über den Brüsten zusammengezogenen Schultertuch sah sie eher wie eine Weise Frau als wie eine Schülerin aus. Einige von

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