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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war aufgeblüht. Manchmal hatte Elayne das Gefühl, dass diese Portraits sie einschätzten und für wert befanden, in ihre Fußstapfen zu treten.
    Sie hatte sich kaum im Großen Saal eingefunden, als eine andere Frau auf dem Löwenthron erschien, eine dunkelhaarige junge Frau in fließender roter Seide, deren Ärmel und Säume mit silbernen Löwen bestickt waren, die eine Kette aus Feuertropfen so groß wie Taubeneier um den Hals trug und auf deren Kopf die Rosenkrone saß. Eine Hand leicht auf dem Löwenkopf am Ende der Thronlehne ruhend, ließ sie majestätisch den Blick durch den Saal schweifen. Dann entdeckte sie Elayne und zusammen mit Verwirrung kam die Erinnerung. Krone, Feuertropfen und Seide verschwanden, um von einfacher Wolle und einer langen Schürze ersetzt zu werden. Einen Augenblick später verschwand auch die junge Frau.
    Elayne lächelte amüsiert. Selbst Tellerwäscherinnen träumten davon, auf dem Löwenthron zu sitzen. Hoffentlich war das Mädchen wegen der erlebten Überraschung nicht voller Furcht aufgewacht oder zumindest in einen anderen schönen Traum übergewechselt. Einen sichereren Traum als im Tel'aran'rhiod.
    Im Thronsaal veränderten sich andere Dinge. Die kunstvollen Kandelaber, die in Reihen das Gemach säumten, schienen zu vibrieren. Die großen Flügeltüren standen in dem einen Augenblick offen, im nächsten waren sie wieder geschlossen. Nur Dinge, die für lange Zeit an ein und demselben Ort gestanden hatten, hatten in der Welt der Träume eine permanente Spiegelung.
    Elayne stellte sich einen Spiegel vor und schon stand er vor ihr und zeigte ihr Abbild in einem hochgeschlossenen grünen Seidengewand, dessen Oberteil mit silbernen Mustern geschmückt war, mit Smaragdohrringen und kleineren Smaragden, die in ihre rotblonden Locken geflochten waren. Sie ließ die Smaragde aus ihrem Haar verschwinden und nickte. So passte es zu einer Tochter-Erbin und war nicht zu auffällig. Hier musste man vorsichtig sein, wie man sich selbst vorstellte, sonst... Ihr bescheidenes grünes Seidengewand wurde zu den eng anliegenden Falten einer tarabonischen Tracht, blitzte auf und wich dunklen, weit geschnittenen Meervolk-Hosen und nackten Füßen, komplett mit goldenen Ohrringen und Nasenring und einer Kette voller Medaillons und sogar dunklen Tätowierungen auf den Händen. Aber ohne Bluse, so wie das Atha'an Miere zur See fuhr. Mit geröteten Wangen machte sie hastig alles wieder ungeschehen und kehrte zur ursprünglichen Kleidung zurück, wechselte jedoch die Smaragdohrringe gegen schlichte Silberreifen aus. Je einfacher man sich seine Kleidung vorstellte, desto leichter war es, sie aufrechtzuerhalten.
    Sie ließ den Spiegel verschwinden - sie musste nur aufhören, an ihn zu denken -, und schaute zu den strengen Gesichtern über ihr auf. »Frauen haben den Thron bestiegen, die genauso jung waren wie ich«, sagte sie zu ihnen. Aber nicht sehr viele; nur sieben, die es geschafft hatten, die Rosenkrone für längere Zeit zu behalten. »Frauen, die noch jünger als ich waren.« Drei. Und eine von ihnen hatte kaum ein Jahr durchgehalten. »Ich will nicht behaupten, dass ich so großartig wie ihr sein werde, aber ich werde euch auch keine Schande bereiten. Ich werde eine gute Königin sein.«
    »Unterhältst du dich mit Fenstern?«, sagte Nynaeve und ließ Elayne überrascht zusammenzucken. Sie benutzte eine Kopie des Rings, den Elayne auf der Haut trug, und sie schien aus Nebel zu bestehen, war nahezu durchsichtig. Mit gerunzelter Stirn versuchte sie auf Elayne zuzugehen und stolperte beinahe wegen des hinderlichen Rocks eines dunkelblauen tarabonischen Gewandes, das viel enger war als jenes, das sich Elayne vorgestellt hatte. Nynaeve starrte es an, und unversehens wurde es zu einem andoranischen Gewand aus Seide von der gleichen Farbe, dessen Ärmel und Oberteil mit goldenen Stickereien verziert waren. Sie behauptete noch immer, dass die ›gute, ausdauernde Wolle von den Zwei Flüssen‹ gut genug für sie war, aber selbst hier, wo sie das einfache Tuch hätte tragen können, wenn sie nur gewollt hätte, trug sie es so gut wie hie.
    »Was hast du in den Wein getan, Nynaeve?«, fragte Elayne. »Ich war weg wie eine Kerze, die man auslöscht.«
    »Versuche nicht, das Thema zu wechseln. Wenn du mit Fenstern redest, solltest du wirklich besser schlafen, statt hier zu sein. Ich hätte nicht übel Lust, dir zu befehlen...«
    »Bitte nicht. Ich bin nicht Vandene, Nynaeve. Licht, ich kenne nicht mal die

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