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Die Herrschaft Der Seanchane

Die Herrschaft Der Seanchane

Titel: Die Herrschaft Der Seanchane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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fing der Hohlraum unter dem Küchenboden an, ihm Sorgen zu machen. Er war gut genug gewesen, um die Truhe zu verbergen. Ein Mann konnte sein Stemmeisen zerbrechen bei dem Versuch, dort hineinzugelangen. Aber er hatte in dem Gasthaus gewohnt. Jetzt würde man das Gold einfach in das Loch kippen, nachdem Setalle die Küche geräumt hatte. Was war, wenn jemand anfing Fragen zu stellen, warum sie alle hinausjagte, wenn Lopin und Nerim kamen? Jeder konnte die Bodenfliese hochheben, wenn man wusste, wo man suchen musste. Es drängte ihn, sich zu vergewissern. Später, viel später, sollte er sich fragen, warum ihn die verdammten Würfel nicht gewarnt hatten.

KAPITEL 10
    Drei Frauen
    Der Wind kam aus dem Norden und die Sonne stand noch nicht ganz über dem Horizont, was den Einheimischen zufolge immer Regen bedeutete. Der wolkenverhangene Himmel sah in der Tat bedrohlich aus, als Mat über den Mol Hara ging. Die Gäste im Schankraum der Wanderin hatten gewechselt, diesmal waren keine Sul'dam oder Damane anwesend, aber das Haus war trotzdem voller Seanchaner und Pfeifenrauch, obwohl die Musiker noch nicht aufgetaucht waren. Die meisten der Anwesenden frühstückten, manche betrachteten die Schüsseln argwöhnisch, als wären sie sich nicht sicher, was sie da eigentlich essen sollten - er hatte sich selbst so gefühlt, als man ihm den seltsamen weißen Haferbrei vorgesetzt hatte, den die Ebou Dari gern zum Frühstück aßen -, aber nicht jeder konzentrierte sich auf sein Essen. Drei Männer und eine Frau in jenen langen bestickten Gewändern, deren Köpfe alle in der Mode des niederen Adels rasiert waren, saßen an einem Tisch und spielten Karten und rauchten ihre Pfeife. Die Goldmünzen auf dem Tisch erregten einen Augenblick lang Mats Aufmerksamkeit; sie spielten um hohe Einsätze. Der größte Münzenstapel befand sich vor einem zierlichen dunkelhaarigen Mann, dessen Hautfarbe so dunkel wie Anaths war und der seine Gegner um den sehr langen Stiel einer silberbeschlagenen Pfeife herum wölfisch angrinste. Mat hatte aber sein eigenes Gold und sein Glück beim Kartenspiel war nie so gut gewesen wie beim Würfeln.
    Frau Anan war wegen einer Besorgung schon vor Tagesanbruch ausgegangen, wie ihm ihre Tochter Marah erzählte, der sie die Leitung überlassen hatte. Sie war eine auf hübsche Weise mollige Frau mit schönen großen Augen, die die gleiche haselnussbraune Färbung aufwiesen wie die ihrer Mutter, und sie trug ihre Röcke auf der linken Seite bis zur Mitte des Oberschenkels hochgenäht, was Frau Anan während seines Aufenthalts in dem Gasthaus jedenfalls nicht erlaubt hätte. Marah war nicht besonders erfreut, als sie ihn zu sehen bekam; sie legte die Stirn in Falten, sobald sie ihn näher kommen sah. Als er hier gewohnt hatte, waren zwei Männer von seiner Hand gestorben; Diebe, die versucht hatten, ihm den Schädel einzuschlagen. Darüber hatte es nicht den geringsten Zweifel gegeben, aber solche Dinge passierten in der Wanderin einfach nicht. Sie hatte ihm bei seinem Auszug deutlich zu verstehen gegeben, dass sie froh war, ihn gehen zu sehen.
    Und Marah interessierte sich nicht besonders dafür, was er jetzt hier wollte, und er konnte es auch nicht richtig erklären. Allein Frau Anan wusste, was in der Küche verborgen war - das hoffte er zumindest inbrünstig -, und er würde dies bestimmt nicht im Schankraum herausposaunen. Also erfand er die Geschichte, dass er die gute Küche vermisse, außerdem betrachtete er den eindeutig zurechtgenähten Rock und deutete an, dass er es noch mehr vermisst habe, sie sehen zu können. Er konnte nicht begreifen, warum die Entblößung eines Stücks Unterrocks in Ebou Dar als skandalös galt, wo doch jede Frau ihren halben Busen allen Blicken preisgab, aber falls sich Marah abenteuerlustig fühlte, konnten ein paar Schmeicheleien ihm vielleicht den Weg ebnen. Er schenkte ihr sein schönstes Lächeln.
    Marah hörte ihm nur mit geringer Aufmerksamkeit zu und hielt eine vorbeigehende Dienstmagd fest, eine wahre Katze von einer Frau mit rauchigen Augen, die er gut kannte. »Lufthauptmann Yulans Becher ist fast leer, Caira«, sagte Marah ärgerlich. »Du solltest doch dafür sorgen, dass er voll bleibt! Wenn du deine Arbeit nicht tun kannst, Mädchen, es gibt in Ebou Dar genug, die das schaffen!« Caira, die ein paar Jahre älter als Marah war, machte einen spöttischen Hofknicks. Und warf Mat einen finsteren Blick zu. Bevor Caira sich wieder erheben konnte, schnappte sich Marah einen

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