Die Herrschaft Der Seanchane
scherzen.« Meister Sutoma rang sich ein Kichern ab, aber er sah nicht amüsiert aus mit seinem feuchten schwarzen Haar, das in seinem Gesicht klebte. Sein Kichern klang so hohl, wie seine Wangen aussahen, und er bedachte seine Arbeiter mit misstrauischen Blicken, als befürchtete er, sie würden sich hinlegen und schlafen, wenn er sie nicht streng im Auge behielt. In dieser Hitze hätte nicht einmal ein Toter schlafen können. Mats Hemd klebte feucht auf seiner Haut und er fing an, seinen Mantel an einigen Stellen durchzuschwitzen. »Ich weiß nichts über Illuminatoren, mein Lord, und ich will auch nichts davon wissen. Feuerwerk, überflüssiger Unsinn. Nicht wie Glocken. Wenn mich mein Lord jetzt entschuldigen würde? Ich bin sehr beschäftigt. Die Hochlady Suroth hat dreizehn Glocken für einen Siegessatz bestellt, die größten Glocken, die je gegossen wurden. Und Calwyn Sutoma wird sie gießen!« Dass es sich um den Sieg über seine Heimatstadt handelte, schien Sutoma dabei nicht im Mindesten zu stören. Seine letzten Worte ließen ihn grinsen und die Hände reiben.
Mat versuchte, Aludra umzustimmen, aber die Frau hätte genauso gut ebenfalls aus Bronze gegossen sein können. Nun ja, sie fühlte sich beträchtlich weicher als Bronze an, als sie ihm endlich erlaubte, einen Arm um sie zu legen, aber die Küsse, die sie erbeben ließen, brachten ihre Entschlossenheit nicht ins Wanken.
»Also, soweit es mich angeht, ich halte nichts davon, einem Mann mehr zu sagen, als er wissen muss«, sagte sie atemlos neben ihm auf der gepolsterten Bank in ihrem Wagen. Mehr als Küsse ließ sie nicht zu, aber darin war sie dann doch sehr enthusiastisch. Die dünnen, mit Perlen versehenen Zöpfe, die sie wieder trug, waren alle durcheinander. »Männer klatschen, nicht wahr? Bla, bla, bla, und du weißt auch nicht, was du als Nächstes sagst. Und vielleicht habe ich dir ja dieses Rätsel nur gestellt, damit du zurückkommst, hm?« Und sie machte sich daran, ihr Haar noch weiter in Unordnung zu bringen, und seines gleich mit.
Nachdem er ihr vom Schicksal des Gildehauses in Tanchico erzählt hatte, stellte sie keine Nachtblumen mehr her. Er stattete Meister Sutoma noch zwei Besuche ab, aber beim zweiten ließ der Glockengießer vor ihm die Tür verrammeln. Er goss die größten Glocken, die er je hergestellt hatte, und er würde nicht zulassen, dass ein dämlicher Ausländer mit dämlichen Fragen ihm dabei in die Quere kam.
Tylin fing an, die ersten beiden Fingernägel einer jeden Hand Grün zu lackieren, allerdings verzichtete sie darauf, sich die Seiten des Kopfes zu rasieren. Irgendwann würde sie auch das tun, vertraute sie ihm an und strich ihr wogendes Haar mit beiden Händen zurück, um sich im Spiegel an der Wand ihres Schlafgemachs zu betrachten. Aber zuerst wollte sie sich mit der Vorstellung anfreunden. Sie passte sich an die Seanchaner an und er konnte ihr das nicht zum Vorwurf machen, ganz egal, wie viele finstere Blicke Beslan seiner Mutter zuwarf.
Es war unmöglich, dass sie wegen Aludra einen Verdacht haben konnte, aber am Tag nachdem er die Illuminatorin geküsst hatte, verschwanden die großmütterlichen Dienerinnen aus ihren Gemächern und wurden durch weißhaarige, dem Greisenalter nahe Frauen ersetzt. Tylin rammte nachts ihren Gürteldolch mit der gebogenen Klinge in einen ihrer Bettpfosten, wo sie ihn griffbereit hatte, und dachte in seiner Hörweite laut darüber nach, wie er wohl in dem durchsichtigen Gewand eines Da'covale aussehen würde. Grinsende Dienerinnen sagten ihm lediglich, Tylin hätte den Dolch in den Bettpfosten gerammt, wenn sie ihm mitteilen sollten, dass die Königin seine Anwesenheit in ihren Gemächern wünschte, und bald ging er jeder Frau in einer Livree, die ihm mit einem Lächeln auf dem Gesicht entgegenkam, aus dem Weg. Es konnte keine Rede davon sein, dass er es verabscheute, von Tylin ins Bett gezogen zu werden; einmal davon abgesehen, dass sie eine Königin und damit genauso arrogant wie jede andere Adlige war. Und der Tatsache, dass sie ihn sich wie eine Maus fühlen ließ, die von einer Katze zum Schoßtier auserkoren worden war. Aber es gab nur eine gewisse Anzahl von Stunden mit Tageslicht, allerdings mehr, als er es im Winter von zu Hause gewöhnt war, und eine Zeit lang musste er sich fragen, ob sie alle davon ausnutzen wollte.
Glücklicherweise fing Tylin an, immer mehr Zeit mit Suroth und Tuon zu verbringen. Ihre Annäherung schien in Freundschaft geendet zu haben,
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