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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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fürchteten die Soldaten Waldurs mitunter magischen Blick, erwog Chlodwig, und zugegeben, dieser Blick könne einen tatsächlich erstarren lassen. Sei ihm ja selbst so ergangen, als er Waldur seinerzeit auf der Siegesfeier mit Chrodegilde aufgezogen hatte. Aber, mon dieu, verdrehte Chlodwig nun spöttisch die Augen, dann soll Richard eben mal für einen Moment seine edle Ritterhaltung vergessen und den Soldaten anordnen, Waldur von hinten Fesseln überzuwerfen. Kann er auf diese Idee nicht selbst kommen?
So, und das wird er ihm jetzt ungeschminkt schreiben!
Doch Chlodwig bereitete der Umgang mit Rittern seit jeher Schwierigkeiten, nach seiner Ansicht gebärdeten sie sich, wenn er ihnen mal einen nicht einwandfrei ehrenhaften Auftrag erteilte, mimosenhafter als Jungfrauen und starrsinniger als Esel. Deshalb wählte er nun doch besser wohlüberlegte, also äußerst diplomatische Chlodwigworte. Es werde ja vielleicht doch mal möglich, den Fürsten zu überwältigen, vielleicht wenn er gerade zur Seite blickt, schrieb er Richard, ähnlich, wie es seinerzeit den beiden Soldaten gelungen sei, wegen derer er heute im Rollstuhl sitze. Er möge Geduld aufbringen, immerhin habe er bereits erreicht, dass der Fürst nun ab und zu sein Schloss verließ. Und seinen Soldaten möge er zureden, noch einige Monde zu bleiben, ihr Sold werde für diese Zeit auch um die Hälfte erhöht, und ein jeder erhalte einen dreiwöchigen Heimaturlaub.
Er übergab den Brief seinem schnellsten Kurier, und anschließend trat ihm Schweiß auf die Stirn - wie wird Ritter Richard darauf reagieren? Und wie erst die Soldaten?
    C hlodwig musste noch lange schwitzen, denn die Besatzer nahmen sich Zeit für ihre Entscheidung. Bien, eine solch noble Solderhöhung war verlockend, was aber meinten ihre Frauen dazu?
„Die Frage ließ sich einfach lösen“, schlug Richard den Männern vor. „Nächste Woche fährt die Hälfte von Euch nach Köln, um sich mit ihren Frauen zu besprechen, und danach ist die andere Hälfte dran. Aber ich möchte wetten, Männer, dass die meisten Frauen mit Eurer hiesigen Verlängerung einverstanden sind, denn ein paar Münzen mehr in der Familienkasse kann wohl jeder gebrauchen. Und Euch selbst gefällt es ja mittlerweile in Frowang, sicher, denn ein feineres Soldatenleben werdet Ihr nirgends mehr finden.“
Der in letzter Zeit noch aufgeputztere Childbrecht sah darauf verlegen zur Seite, denn er pflegte seit kurzem eine Liebschaft hier, mit Jungfer Erna, einer Trachtenschneiderin. Richard, dem diese Tatsache hinterbracht worden war, richtete deshalb das Wort an ihn: „Ihr habt doch auch Weib und Kinder in Köln, Junker Childbrecht. Wie viele Kinder?“
„Fünf.“
„ F ü n f ? - Bon“, befahl ihm Richard pikiert, „dann fahrt Ihr nächste Woche mit nach Köln. Außerdem werde ich bei König Chlodwig anfragen, ob er mir nicht für den Rest der Zeit einen anderen Offizier schickt, ich finde, ein Vater von fünf Kindern gehört nicht so lange von seiner Familie getrennt.“
Childbrecht sah Richard entsetzt an, worauf der ihn fragte: „Was ist? Wollt Ihr denn nicht lieber bei Eurer Familie bleiben?“
„Doch - oui, aber isch, isch . .“
„Schon gut“, unterbrach Richard ihn gereizt, „Ihr müsst Euch dafür nicht bedanken.“
    Z wei Monde später stand fest - alle Männer, bis auf zwei Dutzend, blieben.
Leider auch Childbrecht. Denn der war nicht nach Köln, sondern nach Soissons zu Chlodwig geritten, hatte ihm erzählt, wie scharf er stets den Alemannenpalast bewache und erst recht den Fürsten, wenn der vor die Tür gefahren käme. Auch sage der Kommandeur ihm häufig, ein einziger Offizier für fast achthundert Mann, das sei eine Leistung. Chlodwig hatte darauf nicht verstanden, weshalb Ritter Richard diesen tüchtigen Offizier so offensichtlich loswerden wolle und hatte Childbrecht wieder nach Frowang geschickt.Allerdings hätte er einen anderen ohnehin nicht aufgetrieben, denn nach Frowang, in diese Hunger- und Totenstadt, wie das fränkische Militär Frowang seit jenem Massensterben nannte, wäre keiner gegangen. Es sei denn auf Befehl, und von so jemandem war nach Chlodwigs Wissen keine Leistung zu erwarten.
Damit führten fortan nicht nur die Besatzer das feinste Leben, auch die Bürger selbst, sofern man ihre Genügsamkeit berücksichtigt. Die Frowanger hatten ihre Gebäude weitgehend wieder hergerichtet, viele hatten bereits begonnen, die Schnitzereien und Bemalungen der Fachwerkbalken zu restaurieren, und da

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