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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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schwerverletzter Junge auf mich.“
Ehe Waldur jedoch zum Gehen bereit war, wollte er noch erfahren: „Und warum hast du mich dann nicht schon vor elf Jahren mit deinem Stab kurieren können?“
Hermod wurde ernst, als er ihm darauf sagte: „Diese Antwort, mein Lieber, kannst du nur am Schicksalsbrunnen erfahren.“
    C hlodwig, bald gänzlich verblendet von seinem Zauberring am Finger, hielt seinen Eid.
Was benötige er jetzt noch Kriegsruhm, meinte er, seine zurückgewonnene Merowechglorie strahle weit heller, sie strahle ewig, verleihe seinem Namen Unsterblichkeit. Ja, er fühlte und gab sich in seinem zunehmenden Wahn wieder als Merowinger. Deshalb trug er auch zeitweise wieder seine früheren Trachten, bezeichnete seinen von ihm so schändlich verkannten Blutsbruder wieder als Halbgott, und vor allem gab er sich immer fried- und huldvoller, eben wie ein echter Merowech.
Chrodegilde und Theuderich waren über Chlodwigs plötzliche Umkehr erbost, das Volk hingegen im steigenden Maß erfreut, da es ausschließlich davon profitierte. Denn aus seiner neuen Huld heraus senkte Chlodwig nun stufenweise die Steuern und er gestattete seinen Bürgern immer mehr Freiheiten.
Schließlich untersagte er Chrodegilde gar nachdrücklich ihre Heidenverfolgungen wie auch fürderhin jegliche andere Eigenmächtigkeit in der Regierung. Zwar nicht vorrangig seines Volkes wegen, vielmehr ging ihm jetzt auf, dass sie ihrer Dämonenherrin seit jeher ergebener war als ihm. Wofür er begann, sie immer gnadenloser zu hassen.
So konnte man in Gallien bald wieder ein menschenwürdiges Dasein führen, und die Nachbarländer verloren allmählich ihre Angst vor überraschenden Chlodwigangriffen.
Waldur konnte sich über diesen Erfolg und selbst über seine wiedererlangte Gesundheit nur mit halbem Herzen freuen. Sein Preis dafür war zu hoch gewesen - Siglind war tatsächlich in den Odenwald gezogen. Sie sollte sich, wie ihm zugetragen wurde, in Erlingen ein nettes Zuhause eingerichtet und als weise Frau bereits Ansehen erworben haben. Und als er später noch erfuhr, dass sie in Erlingen unter neuen Freunden sichtlich auflebte, durfte ihn keiner mehr auf Siglind ansprechen.
Vor jedem Schlafengehen setzte er sich jedoch, wie seit je, für eine Besinnungsstunde in seinen schönen, ruhigen Fünffenstererker. Ein Segen für ihn, denn dabei weitete sich stets sein Herz bei dem Gedanken, wie verschwindend ist doch mein persönliches Unglück gegen das Glück ganzer Völker, bei denen nun wieder Frieden eingekehrt ist.

Kapitel 20
Ab Sonnmond 511
    D rei Jahre waren seit Waldurs Fahrt nach Soissons ins Land gegangen, drei Jahre, während derer die Frankenfamilien im Maintal immer heimischer geworden waren. Der Begriff Besatzer gehörte der Vergangenheit an, da die ehemaligen Soldaten längst Mitbürger waren, auch der jetzt mit Ursula verheiratete Richard.
Im Laufe der Zeit hatten auch mehr und mehr Glaubensflüchtlinge, vorwiegend aus Rom und dem Frankenreich, den Weg ins Maintal gefunden, und es trafen ständig neue ein, die alle herzlich aufgenommen wurden. Besonders Frowang zog die Flüchtlinge an, wodurch sich die Stadt weiter und weiter ausdehnte. Gefällige neue Wohn- und Geschäftsgebäude entstanden hier, mehrere im Mailänder Stil. Unter Eriks Anleitung wurde sogar mit dem Bau einer Christenkirche begonnen, und den etwa vier Dutzend hiesigen Judenfamilien versprach der noch immer rüstige Erik, auch ihnen bei der Erstellung einer Synagoge behilflich zu sein.
Dadurch gewann Frowang mehr mailändischen Charakter, als sich Waldur und Erik jemals hatten erträumen können.
    S iglind aber lebte in Erlingen. Es gefiel ihr ausgezeichnet dort, die Arbeit ebenso wie ihr neuer Bekanntenkreis und ihr häufiges Treffen mit Gudrun, die nur zwei Fahrstunden von ihr entfernt am Stadtrand von Heidelberg wohnte. Siglind vermisste nichts und niemanden, nicht mal Waldur - zumindest in Gernods Augen. Der hatte all die Jahre seine Ferien jeweils zur einen Hälfte bei seiner Mutter und zur anderen bei seinem Vater verbracht, wobei er dann bei ihr kein Wort von ihm und bei ihm kein Wort von ihr hatte erwähnen dürfen. Hart für Gernod. War das nun Sturheit bei seinen Eltern, oder wollten sie wirklich nichts voneinander hören?
„Du wirst es erleben, Gernod“, hatte Siglind ihm bei seinem ersten Ferienbesuch in Erlingen angekündigt, „dein Vater und ich werden beide aufleben. Wir haben uns in den letzten Jahren doch nur noch gegenseitig im Weg gestanden, und

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