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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Gefallen damit.“
Dann wieder Segimund: „Und hast du dir überlegt, wie ich das dann unseren Alemannen erklären soll?“
Waldur hatte zu alledem enttäuscht geschwiegen, und auch jetzt bedurfte es noch einige Zeit, bis er mit leerer Stimme bemerken konnte: „Statt Beistand erfahre ich von euch also Vorwürfe. - Wollt oder könnt ihr nicht begreifen, dass ich zu Chlodwig m u s s ? Nicht nur für uns, auch für unsere Nachbarländer, für endlich wieder Frieden ringsum. Segimund, Richard, ein Regent muss doch über sein Volk hinausblicken.“
Dem konnten die beiden nichts entgegensetzen, sie sahen Waldur nur verständnislos an. Darauf schwieg auch er, obgleich er die beiden ursprünglich darüber hatte informieren wollen, welchen Trumpf er in Soissons auszuspielen gedachte.
    W eit tiefer traf Waldur am Abend Siglinds Reaktion auf sein Vorhaben. Noch wunden Herzens, weil Gernod vergangenen Herbst zur Ausbildung in den Externtempel abgeholt worden war, hörte sie nur, Waldur wolle sie nun ebenfalls verlassen, denn er scheue nicht die Gefahr, in Chlodwigs Schlossverlies zu enden.
„Selbst wenn du aus Soissons zurückkämst, deine Beine wären durch diese lange Holperfahrt dann restlos ruiniert“, warnte sie ihn, zunächst noch einigermaßen gefasst.
Darauf antwortete er ihr in seiner ausgerechnet jetzt ungeschicktesten Art: „Dann heilen wir sie eben wieder aus. Siglind, hier geht es nun wirklich um Wichtigeres.“
„Als um mich, als um die Gesundheit - oh, ich begreife!“
Und nun brach alles bei ihr durch - Gesundheit zähle ja nichts für ihn und Heilkundige noch weniger. Seit jeher habe er sie mit dieser Ansicht eingeschränkt, sie denke nur an die vielen jungen Franken, deren verbrannten Körper deswegen hier in einem Massengrab ruhten. Und Hermod schränke sie ebenfalls ein, sie könne bald nicht mehr atmen unter diesen Umständen, was ihn, Waldur, ja nicht interessiere, er biete ihr ja seit nun schon zwei Jahren nie Gelegenheit, mal mit ihm über ihre beruflichen Probleme zu reden . . . Alles kramte sie in ihrer Verzweiflung hervor, alles, und am Ende hielt sie ihm unter Tränen vor: „Aber dir geht es ja um Wichtigeres.“
„Verzeih, Herzblatt“, bat er sie darauf und versuchte, ungeschickt wie zu Beginn, ihr zu erklären: „Mir ist das doch nur herausgerutscht. Verstehe, dass ich momentan für anderes als die Reise zu Chlodwig kein Ohr haben kann. Siglind, mein Kopf ist zum Überlaufen voll, verstehe das doch.“
Wie?, reagierte sie darauf, s i e solle i h n verstehen? Wann habe denn in letzter Zeit er mal sie verstanden? Ob er überhaupt gemerkt habe, dass sie noch existiere? Luft sei sie doch seit zwei Jahren für ihn. Und jetzt solle sie für ihn Verständnis aufbringen, Verständnis für ein schon irrsinniges, ja, selbstmörderisches Vorhaben - das sei zu viel verlangt!
Waldur begriff nicht, wovon sie sprach, und das versetzte ihr den endgültigen Dolchstoß.
Nun schwiegen beide. Gedankenschwer und lange.
Dann teilte sie ihm ihren soeben gefassten Entschluss mit, und das versetzte nun ihm einen Dolchstoß: „Wenn du noch einen Funken für mich übrig hast“, begann sie mit zuckenden Lippen, „würdest du bleiben. Trittst du aber diese Fahrt an, dann werde ich umgehend hier aus- und nach Erlingen in den Odenwald ziehen. Dort wird eine Krankenheimleitung gesucht, genau dann das Richtige für mich.“
Darauf fiel er in sich zusammen, denn er wusste, dass dies keine leere Drohung war.
So bluteten nun die Herzen beider, und keiner war imstande, den anderen zu verstehen.
    S egimund und Richard verabschiedeten sich reue- und teilnahmsvoll von Waldur, Siglind dagegen erwiderte seinen Gruß nur mit einem gequälten Kopfnicken, als sich Waldur zwei Tage später auf die Fahrt nach Soissons begab.
Er saß in einer ausgepolsterten Kutsche, hinter der am Zügel ein stattlicher Reitschimmel herschritt.
Der Kutscher fuhr langsam, mied jede größere Unebenheit, und dennoch lösten die ständigen Fahrerschütterungen vom Nachmittag an in Waldurs alten Verletzungen solch reißende Schmerzen aus, dass sie die Reise unterbrechen mussten. Tags drauf hielt er die Fahrt lediglich bis zum Mittag durch und die folgenden Tage bestenfalls zwei Stunden vor- und zwei Stunden nachmittags. Dadurch benötigten sie fast zwei Wochen, bis sie vor dem steinernen Stadttor von Soissons eintrafen.
Waldur ließ sich von einem Stadtkurier bei Chlodwig melden und ihn um eine Zusammenkunft bitten.
Morgen, drei Stunden nach

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