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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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m - und jetzt noch einen . . . So, jetzt verrate ich’s dir.“
„Och, schon jetzt?“, beschwerte er sich lächelnd, worauf sie ihn neckte:
„Ich könnte es auch für mich behalten.“
„Nein, Liebes, sag schon.“
Ein klein wenig ließ sie ihn noch warten, dann verriet sie ihm: „In zwei, drei Tagen kommt Gernod.“
„Wie - wieso denn? Er bekommt doch erst nächste Woche Ferien.“
„Schon“, erklärte sie ihm, „aber ich habe gestern mit Hermod gesprochen, und der hat darauf den Oberpriester telepathisch gebeten, Gernod etwas früher freizugeben.“
„Wirklich? Oh, Siglind, wie schön“, freute er sich, worauf sie ihm nochmal mit ihren Haarspitzen auf die Lippen stupste.
Dann erhob sie sich, um die zweite von der Decke herabhängende Öllampe anzuzünden, da die jetzt mit Pergament bespannten Fenster gegen die Herbstkühle ja auch das einfallende Tageslicht dämmten. Nachdem sie noch den bunten Beerenstrauß auf dem Nachtschrank näher in Waldurs Blickfeld gerückt hatte, blieb sie an seinem Bett stehen, unschlüssig, ob ihn ihre weitere Gegenwart jetzt nicht überfordern würde. Er nahm ihr die Entscheidung ab, indem er sie mit einer Handbewegung einlud, wieder bei ihm Platz zu nehmen.
Inzwischen war Siglind die einzige, die sich für Waldur unbeschadet längere Zeit in seiner Nähe aufhalten konnte. Nachdem ihr das aufgefallen war, hatte sie Segimund und Richard gebeten, nicht mehr mit Waldur zu frühstücken, sondern nur noch nachmittags kurz bei ihm hereinzuschauen, wofür beide zu ihrer Erleichterung Verständnis zeigten.
Doch bei all ihrer Fürsorge und Hermods druidischen Heilkünsten, das Unheil in Waldurs Schienbein konnte niemand aufhalten. Ständig fraß sich mehr Eiter aus dem Knocheninneren nach außen durch. Nun musste das Bein bereits dreimal täglich behandelt werden, und das bedeutete jedes Mal Torturen für Waldur, die ihm fast die Besinnung raubten. Dafür genoss er hinterher Schmerzerleichterung, das Bein war neu verbunden, Hermod zog sich zurück, und an Waldurs Bett saß nur noch Siglind. „Alles überstanden“, streichelte sie ihm dann Kopf und Gesicht, und wenn er anschließend noch Hermods zurechtgestellten Bittersaft zu sich genommen hatte, waren die Strapazen fürs Erste wieder vergessen. Dann unterhielt er sich stets mit Siglind über Musik und Dichtkunst, über die Natur, die kosmischen Gesetze und über Ragna, wobei ihren Gedanken Flügel erwuchsen.
Allerdings geriet bei ihren Unterhaltungen zeitweilig ein derartiges Hämmern in sein Schienbein, dass er kaum noch sprechen konnte, und damit Siglind ihm das nicht anmerkt, bat er sie in solchen Momenten, ihm etwas auf der Lure vorzuspielen. Diesem Wunsch kam sie stets gerne nach, und ihr Spielen lenkte dann sie von Waldur und gleichsam ihn von seinen Schmerzen ab.
    S chmerzbeherrschung hatte er bereits auf der Junkerschule gelernt, doch ein Rezept, seine Körperschwäche zu verbergen, gab es nicht. Jede Bewegung stellte mittlerweile eine sichtliche Anstrengung für ihn dar.
Gerade sollte er wieder seine Arznei zu sich nehmen, wozu ihm Siglind mit einer Hand den Kopf anhob und ihm mit der anderen Hand half, den Becher zu halten. Nach dem ersten Schluck stutze er - diesmal war es kein Bittersaft, sondern stark gesüßter Salbeitee.
„Du magst deine Tees doch so süß, altes Schleckermäulchen“, lächelt sie, worauf er sich augenzwinkernd beschwerte:
„Fehlt allerdings der Hagebuttengeschmack.“
„Undankbarer Mensch“, gab sie scherzend, doch mit erstickter Stimme zurück.
Arme Siglind, dachte er, es wird dir immer schwerer, mit anzusehen, wie meine Lebenskraft schwindet. Er leerte den Becher so schnell es ihm gelang, und während sie dann den Becher auf den Nachtschrank zurückstellte, sagte er ihr: „Hat richtig gemundet. Und jetzt komm her, mein Herz, komm etwas her zu mir.“
Er breitete seinen Arm aus, in den sie sich sogleich behutsam mit ihrem Oberkörper hineinschmiegte. Und während er sie leicht an sich drückte, redete er ihr mit all seiner Liebe zu: „Du mitfühlende, du einzigartige Krankenfee. Sprich jetzt nicht, bleib nur still liegen.“ Langsam und leise fuhr er nach einer Weile fort: „Deine Nähe ist so wohltuend, da berühren und streicheln sich unsere Seelen. Fühlst du das auch? Aber was rede ich, unsere Seelen sind auch so miteinander verbunden, ganz innig und über jede Entfernung hinaus. Körpernähe ist zwar wundervoll, verblasst jedoch gegen Seelenglück. Und unser Seelenglück ist

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