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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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etwas bestellen?“
„Nein.“
Sie blieb unbewegt sitzen, wartete auf eine andere Antwort. Die er ihr nach längerem Zögern erteilte: „Schön, du könntest ihr . . Nein, besser nicht.“
„Sturer Esel. Was hast du gegen dein Herzblatt?“
Sein Hals schnürte sich zu, selbst wenn er wollte, er könnte ihr jetzt nicht antworten.
„Ich werde ihr aber doch Grüße von dir bestellen“, kündete sie ihm an, „und werde sie sogar bitten, dich zu besuchen. Was sagst du jetzt?“
Das wird sie tun, wusste Waldur, Gudrun wird das tun! Er wollte widersprechen - stockte aber - warum eigentlich?
„In Ordnung“, brachte er endlich leise hervor, „grüße sie halt von mir.“
„Na, also doch“, atmete Gudrun auf.
Dann beugte sie sich leicht über ihn und lächelte ihn lieb, unvergesslich lieb an. Er drückte ihr die Hände. Nun kam sie mit ihrem Gesicht noch näher und küsste im - husch, husch - die Augen. „Mach’s gut, Waldur.“
„Mach’s gut, du Großartige.“
Rasch wieder hoch, griff sie nach ihrem Korb und eilte dann mit ihren flinken Schritten zur Tür. Und jetzt zur Tür hinaus, ohne sich nochmal nach ihm umzudrehen.
Danke, Gudrun, sandte er ihr gedanklich nach.
    D er Erker, in dem Waldur nun seit sechs Tagen lag, war seit jeher seine Ruheoase, einen beschaulicheren Platz hätte Gudrun ihm nirgends herrichten können.
„Dann nutze auch diese Beschaulichkeit“, hatte Hermod ihn letzthin nachdrücklich ermahnt, „und lass endlich die Politik Politik sein. Sorge lieber dafür, dass Segimund endlich unabhängig von dir wird.“
Hast ja Recht, hatte Waldur ihm innerlich zugestimmt. Was aber blieb ihm, wenn Segimund und Richard jetzt allmorgendlich mit ihm frühstückten und er tags zuvor die besten Einfälle hatte? Sollte er sie dann für sich behalten? - Die Politik gänzlich aus dem Kopf streichen, ich weiß, Hermod, musste Waldur ihm abermals Recht geben, ich soll mein Denken umstellen, mich eingehend auf Ragna besinnen und mich mit mir selbst auseinandersetzen. Jetzt habe ich die Muse dazu. In der Kronprinzenausbildung hat Ethne Wiltrud und mich darauf hingewiesen, dass sich das Wort wie auch der Begriff regieren von Ragna, dem himmlischen Walten, ableitet, weshalb sich ein Regent Ragna zum Vorbild nehmen soll. Ich war mir dessen als Fürst stets eingedenk und hoffe, Segimund wird sein Amt in diesem Sinne fortführen.
Nun wanderten Waldurs Gedanken in die Zukunft, wobei er bald rätselte, wem er wohl, außer Chlodwig, in seinem kommenden Leben wieder begegnen wird. Wahrscheinlich Vater, meinte er, und hoffentlich auch Mutter und Gernod und . . und Siglind.
Siglind, morgen wird sie ihn besuchen. Es nutzte nichts, so sehr er sich auch von ihrem bevorstehendem Zusammentreffen abzulenken versuchte, seine Gedanken zog es doch darauf zurück, und dann gerieten sie außer Rand und Band. Aber diesmal will er sie in die Schranken verweisen, indem er zu x-ten Mal übt, wie er sich Siglind erklären will.
‚Ich war eigensinnig’, will er beginnen, ‚und dadurch blind und so unaufmerksam, und deswegen dann auch . . ‘ Nein, was für ein Gestammel! - Nochmal von vorne: ‚Siglind, ich weiß heute, wie rücksichtslos ich mich dir gegenüber betragen habe, wie verletzt du sein musst. Tut mir so Leid. Wenn du mir nur verzeihen . .’ Nein, nein! Ich will doch anders anfangen, sachlicher. Zunächst muss ich ihr darlegen, dass ich verstehe, weshalb sie ausgezogen war. Mit wenigen Worten und völlig locker. Ich hatte doch vorhin eine Formulierung . , jetzt fällt sie mir wieder ein: ‚Siglind, du bist aufgeblüht in Erlingen, ich habe von deinen schönen Heilerfolgen erfahren. Das freut mich.’ Gut. Dieser Anfang ist gut. Gleich nochmal: ‚Siglind, du bist aufgeblüht in Erlingen, ich habe von deinen Heilerfolgen erfahren. Das freut mich.’ Ganz distanziert muss ich das bringen und dennoch freundlich. Und an den Lippen knabbern darf ich nie.
Wenn ich nur wüsste, wo sie Platz nehmen will, fragte er sich nun wieder. Also, dieser Stuhl hier steht immer an meinem Bett, sowieso, sie wird schon wissen, dass ich ihn nicht ihretwegen habe hierher stellen lassen. Und direkt hinter der Erkerstufe steht Segimunds und Richards Frühstückstisch. Ein hübscher Platz, er könnte ihr gefallen. Wenn sie aber eins der Sitzkissen bevorzugt? Die stehen ziemlich weit weg von hier. Ich lasse sie näher herrücken, entschied er, korrigierte sich aber sogleich - nein, nur nicht, das fiel ihr auf, solche Kissen stehen immer am Kamin. Ich

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