Die Hexenjagd
dringend irgendetwas unternehmen, bevor die Jäger sich einen nach dem anderen von ihnen vorknöpften.
Kapitel Drei
Die rosafarbenen und weißen Banner an den Wänden der Cafeteria warben für den Frühlingsball. An einem anderen Tag– oder in einem anderen Leben– hätte Cassie dem Ball vermutlich entgegengefiebert. Aber heute Mittag kreisten ihre Gedanken nur darum, was sie gegen die Jäger tun konnten. Suzan tauchte einige Minuten nach den anderen auf und setzte ihr Tablett schwungvoll auf dem Tisch ab, ohne etwas von der Stimmung ihrer Clique zu bemerken. »Ist es tatsächlich schon so weit? Wir müssen shoppen gehen, bevor alle guten Kleider weg sind.«
»Ist das alles, was du im Moment im Kopf hast?«, fragte Melanie mit halb vollem Mund. »Ein blöder Ball?«
Suzan verschränkte die Arme vor ihrer himmelblauen Bluse. »Wir sollen uns doch normal benehmen, oder? Damit wir dem Direktor oder irgendwem sonst nicht verdächtig vorkommen. Also benehme ich mich auch normal.«
»Du kannst dich benehmen, wie du willst, solange du keine Magie wirkst«, verkündete Cassie. »Der Direktor weiß, wer wir sind. Das hat sich heute Morgen bestätigt.«
Suzan nahm zwischen Faye und Deborah Platz. »Oh.« Lustlos schob sie ihr Tablett von sich. »Davon hat mir niemand was gesagt. Wie immer bin ich die Letzte, die alles erfährt.«
Cassie ließ den Blick über ihre Freunde am Tisch schweifen. Natürlich hatten die Jäger sie entlarvt. Nicht nur, dass sie stets zusammenhingen– schon jeder für sich wirkte alles andere als durchschnittlich. Adam und Nick, die Henderson-Brüder und selbst Sean strahlten ein solches Selbstbewusstsein, einen solchen Stolz aus, dass sie sich von allen anderen in der Schule unterschieden. Ihre Mitschüler begegneten ihnen mit einer Mischung aus Angst und Ehrfurcht. Bei den Mädchen war es nicht anders. Am meisten bewundert wurde Diana, am meisten gefürchtet war Faye– aber Laurel, Melanie, Deborah und Suzan waren für ihre Klassenkameradinnen nicht weniger faszinierend. Auch sie hatten eine ganz besondere Ausstrahlung. Sie waren anders als alle anderen Mädchen in der Schule, ihre Gespräche drehten sich nicht nur um Jungs und Modetrends. Es wäre dumm gewesen anzunehmen, dass auch nur einer von ihnen den Jägern verborgen blieb.
»Nach dem, was heute Morgen passiert ist«, sagte Diana leise, »ist die Schule kein sicherer Ort mehr für diejenigen unter uns, die markiert worden sind.« Sie hatte ihre Bemerkung an Laurel gerichtet, aber diese spielte nur mit ihrem Sandwich herum, ohne einen Bissen davon zu nehmen, und schaute nicht auf. Cassie hatte sie noch nie so niedergeschlagen gesehen, nicht einmal, als ihr die Jäger das Symbol auf den Rasen gebrannt hatten.
Faye tat ebenfalls so, als habe sie Dianas Warnung nicht gehört. Sie weigerte sich schlichtweg, anzuerkennen, dass sie überhaupt markiert worden war. Cassie bemerkte, dass sie noch immer die Kette mit dem Opalanhänger trug, die Max ihr geschenkt hatte, die Kette mit dem Anhänger, auf den er das uralte Jägersymbol geprägt hatte.
»Du kannst dieses Ding abnehmen«, sagte Cassie und deutete auf die Kette. »Du brauchst es nicht weiter zu tragen, als sei es eine Art scharlachroter Buchstabe.«
Faye schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht vor, mir anmerken zu lassen, dass ich von dem Symbol weiß. Er ist nicht der Einzige, der so tun kann, als ob.«
Deborah nickte und richtete ihre Plastikgabel wie einen Speer auf Faye. »Du solltest ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen. Max hat mit dir gespielt und jetzt musst du den Spieß umdrehen.«
»Da ist er übrigens.« Sean wies mit dem Kopf in Richtung Max, und Faye frischte hastig ihren roten Lipgloss auf.
»Hältst du Rache wirklich für eine gute Idee, ausgerechnet jetzt?«, fragte Diana. »Die heutige Begegnung mit einem Jäger ist gerade noch mal gut gegangen. Wir sollten es nicht darauf ankommen lassen.«
»Entspann dich, Diana.« Faye verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Wir brauchen Informationen über die Jäger und er ist unser Schlüssel. Ich werde ihn aushorchen wie eine Geheimagentin. Schaut zu und lernt ein bisschen was.«
Mit diesen Worten stand Faye auf und schlenderte zu Max hinüber. Er hatte sich fürs Lacrosse-Training umgezogen und trug eine Sporttasche über der Schulter. Faye nahm ihm die Tasche ab, ließ sie neben sich zu Boden fallen und tat so, als sei sie immer noch unsterblich in ihn verliebt. Sie zog ihn an sich und küsste ihn leidenschaftlich
Weitere Kostenlose Bücher