Die Hexenjagd
verkrampfte sich. Sie spürte, wie Adam sie beobachtete, und sie hätte schwören können, dass sie Dianas Kiefer knacken hörte.
»Welche alten Dinge?«, fragte Diana argwöhnisch.
Es wurde mucksmäuschenstill, und Cassie war deutlich anzusehen, wie unbehaglich sie sich fühlte. »Ich habe Laurel lediglich erzählt, dass mein Vater einmal jemanden gerettet hatte, der markiert war. Und jetzt versuche ich herauszufinden, wie er das gemacht hat.«
Diana runzelte die Stirn. Sie schien nicht bereit, das Thema mit dieser Erklärung fallen zu lassen. »Denkst du, er hat so etwas Ähnliches wie den Hexenjägerfluch aus meinem Buch der Schatten benutzt, den wir auswendig gelernt haben?«
»Wahrscheinlich irgendetwas in der Art«, antwortete Cassie und versuchte, so locker wie möglich zu klingen.
»Warum probieren wir nicht einfach den Hexenjägerfluch aus Dianas Buch? Wir wissen, dass Max und sein Vater Jäger sind«, sagte Suzan. »Ich verstehe nicht, worauf wir noch warten.«
»Ich bin auch dafür«, stimmte Nick zu.
Diana stieß genervt den Atem aus. Sie hatten schon früher darüber diskutiert. »Weil das unsere Chance ist, an weitere Informationen heranzukommen. Solange die Jäger nicht vermuten, dass wir wissen, wer sie sind, haben wir das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Außerdem können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, wie dieser Fluch funktioniert oder was er auslösen wird. Bei Scarlett hatten wir es zwar gewagt, aber er ist nun mal so grob übersetzt, dass er nur unser absolut letztes Mittel sein darf. Wenn der Versuch schiefgeht, werden wir alle in Sekundenschnelle markiert sein.«
»Mit anderen Worten«, sagte Faye, »haben wir keine Ahnung, ob das, was wir auswendig gelernt haben, ein Hexenjägerfluch ist oder ein Märchen.«
Diana schwieg für einige Sekunden. Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe.
»Wir können uns nicht auf diese bruchstückhafte Übersetzung aus Dianas Buch verlassen«, erklärte Adam. »Diana, der einzige Fluch, den wir gegen die Jäger verwenden können, ist der, den auch Black John benutzt hat.«
Diana nickte und betrachtete ihre Hände. Adam drehte sich zu Cassie um. Sie sah, dass er sich nur mühsam beherrschen konnte, nichts von Black Johns Buch zu verraten, aber sie wusste, dass er ihr Vertrauen niemals enttäuschen würde, ganz gleich, wie schwierig es für ihn war.
»Was ist mit dem Schutzzauber?«, fragte Laurel. »Er müsste Faye und mich doch zumindest so weit beschützen, dass wir weiterhin ein normales Leben führen können?«
»Er scheint zu funktionieren.« Diana hob zögernd den Kopf. »Aber wir wissen nicht, wie lange er noch hält. Der Zauber bietet eine Art Einmalschutz, und sobald er seine Wirkung verliert, war’s das.«
»Und«, ergänzte Melanie, »selbst wenn er länger halten sollte, können wir nicht sicher sein, ob er dem tödlichen Fluch der Jäger standhalten wird. Wahrscheinlich ist er nicht stark genug.«
Faye starrte ins Leere, ausnahmsweise einmal zu betroffen, um zu streiten.
Cassie dachte über ihre eigene Situation nach. Sobald der Schutzzauber nachließ, wäre sie wirklich machtlos gegen Scarlett. Schon jetzt zuckte sie bei jedem Schatten zusammen und erstarrte beim Anblick jeder Rothaarigen, die an ihr vorbeiging.
»Wie willst du das eigentlich anstellen?«, rief Faye plötzlich Cassie zu, als sei sie gerade aus einem Tagtraum erwacht. »Wie willst du denn herausfinden, welchen Fluch Black John benutzt hat?«
Cassie warf Adam einen Blick zu, aber sein Gesichtsausdruck verriet nichts.
»Ich versuche, so viel wie möglich von meiner Mutter zu lernen«, antwortete Cassie. »Sie hat einen großen Teil der Vergangenheit ausgeblendet, aber immer, wenn es mir gelingt, sie zum Reden zu bringen, kommen wertvolle Dinge ans Licht.«
Es war eine gute Antwort, um sich aus der Affäre zu ziehen, und es war sogar die Wahrheit. Aber um ihre Freunde zu retten und die Jäger zu besiegen, das wusste Cassie, würde mehr nötig sein, als lediglich mit ihrer Mutter über die Vergangenheit zu sprechen. Sie musste wieder an das Buch ihres Vaters herankommen.
Kapitel Vier
Als Cassie das Haus betrat, erschien ihre Mutter oben an der Treppe. »Du bist es«, sagte sie. »Ich bin froh, dass du wieder zu Hause bist.«
»Hast du jemand anders erwartet?«
»Spar dir deinen Spott.« Ihre Mutter kam die Treppe herunter. »Seit gestern Abend mache ich mir Sorgen um dich. Seit dem Zwischenfall.«
»Zwischenfall«, wiederholte Cassie und ließ ihre
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