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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Liebling genannt hatte, oder ob überhaupt. Verwirrt hob sie abermals die Augenlider und sah zu ihrer Mutter hoch. Lea sah mit einem Ausdruck unübersehbarer Sorge auf sie herab, aber sie wirkte zugleich auch sehr entschlossen. Außerdem stimmte etwas mit dem Licht nicht, das hinter ihr durch den Vorhang fiel. »Was.?«, nuschelte Arri.
    »Du musst aufwachen«, sagte ihre Mutter. »Es ist Zeit.«
    Zeit wozu?, dachte Arri benommen. Müde blinzelte sie an Lea vorbei in Richtung der Tür. Der Muschelvorhang verhinderte, dass sie mehr als vage Schatten erkennen konnte, aber ihr war immerhin klar, dass es draußen zu hell war.
    »Was. ist denn los?«, murmelte sie schlaftrunken, während sie sich benommen auf die Ellbogen hochstemmte und ein paar Mal blinzelte, damit sich ihr Blick klärte.
    »Wir müssen los«, sagte ihre Mutter noch einmal. »Hier. Trink das.« Sie reichte Arri eine Schale mit kaltem Wasser, die sie zwar gehorsam entgegennahm, aber noch nichts davon trank, obwohl sie durstig war. »Los?«, wiederholte sie verständnislos. »Aber es ist doch erst.«
    »Ich weiß, wie spät es ist«, unterbrach sie Lea. Arris Blick klärte sich allmählich, und wenn auch nicht ganz, so sah sie doch immerhin, dass ihre Mutter ihr Winterkleid angezogen und die Risse in ihrem Umhang geflickt und die Flecken entfernt hatte, so gut es eben ging. Ihr Gesicht war noch immer sehr blass, und die Ringe unter ihren Augen waren eher noch tiefer geworden, aber sie war sauber gewaschen, und ihr Haar glänzte, als hätte sie es den ganzen Tag gekämmt. Besonders viel geschlafen hatte sie offensichtlich nicht; falls überhaupt.
    »Was ist denn los?«, murmelte sie, immer noch benommen und schlaftrunken, aber doch allmählich wacher werdend.
    »Trink«, sagte ihre Mutter. »Und dann steh auf. Es wird Zeit.«
    Sie sagte nicht, wozu, und Arri ersparte es sich, die Frage noch einmal laut zu stellen. Sie hätte sowieso keine Antwort bekommen, wozu sich also die Mühe machen? Gehorsam setzte sie die Schale an die Lippen, trank zuerst einen kleinen, vorsichtigen Schluck, dann, als das kalte Wasser ihren Durst erst richtig entfachte, einen zweiten und sehr viel größeren, und leerte sie schließlich zur Gänze, als ihre Mutter auffordernd nickte. Das Wasser war nicht nur eiskalt und frisch, es schmeckte auch ganz leicht nach Kräutern; vielleicht hatte ihre Mutter etwas hineingetan, was ihr helfen sollte, wieder zu Kräften zu kommen oder zumindest schneller wach zu werden. Eigentlich sollte sie das beunruhigen, denn obwohl Lea niemals müde wurde, ihr von den gewaltigen Heilkräften vorzuschwärmen, die die Natur besaß, erwähnte sie jedoch beinahe ebenso oft, wie gefährlich und dumm es doch war, diese Kräfte zu oft und zu leichtfertig einzusetzen. Aber vielleicht übertrieb sie es jetzt auch mit ihrem Misstrauen.
    »Bist du so weit?«, fragte Lea und riss sie damit reichlich unsanft aus ihren Gedanken.
    Die ehrliche Antwort auf diese Frage wäre ein klares Nein gewesen - ganz gleich, was Lea auch immer damit meinen mochte -, aber Arri blinzelte ihre Mutter nur verständnislos an und fragte dann: »Wie weit?«
    Lea machte eine Kopfbewegung zur Tür hin; unwillig, wie es Arri vorkam. »Wir müssen weg. Es ist Zeit.«
    Zeit wofür?, fragte sich Arri zum wiederholten Male. Ein einziger Blick in das Gesicht ihrer Mutter machte ihr jedoch klar, dass es wenig ratsam wäre, diese Frage noch einmal zu stellen. Lea wirkte unruhig, fast ein wenig besorgt, und schon wieder gereizt. Statt auch nur irgendetwas zu sagen, stand Arri auf, strich sich mit beiden Händen glättend über ihre Kleider, was vollkommen unangemessen war -und nickte dann. Wenn diese Bewegung ihre Mutter auch nur mit der Andeutung von Zufriedenheit erfüllte, dann verbarg sie es meisterhaft, denn sie drehte sich mit einer eindeutig zornigen Bewegung um, ging zum Ausgang und schlug den Muschelvorhang so wuchtig beiseite, als stünden ihr dort Rahn oder gar Sarn im Wege und wollten sie am Verlassen der Hütte hindern.
    Trotz allem fühlte Arri sich immer noch benommen und schläfrig, sodass sie Leas überdeutliche Aufforderung offensichtlich nicht rasch genug befolgte, denn das Gesicht ihrer Mutter verfinsterte sich noch mehr, und Arri konnte sehen, wie schwer es ihr fiel, eine bissige Bemerkung zurückzuhalten. Sie beherrschte sich jedoch und beließ es bei einem ungeduldigen Blick und einem ärgerlichen Zusammenpressen der Lippen, bis Arri an ihr vorbei und auf die oberste Stufe

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