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Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin

Titel: Die Historien von Jean-Marie Cabidoulin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nacht, die der Nebel noch mehr verfinsterte, schimmerte nirgends ein Lichtschein und flimmerte kein einziger Stern. Kein Hauch bewegte die Luft. Das Meer hob und senkte sich kaum in einer sanften Dünung, und am Rande der Klippe brandete nicht die kleinste Welle.
    Noch ehe Bourcart auf dem Deck erschienen war, hatten sich die Matrosen in aller Eile erhoben. Auch diese sagten sich, als die Stöße bemerkbar wurden, daß das Schiff wohl vom Grunde loskommen werde. Nach wiederholten seitlichen Schwankungen hatte sich der »Saint Enoch« leicht aufgerichtet. Das Steuerruder gerieth so stark in Bewegung, daß Meister Ollive dessen Rad festbinden lassen mußte.
    Da mischten sich die Ausrufe der Mannschaft mit denen des Lieutenants Allotte:
    »Es schwimmt!… Es schwimmt!« ertönte es von allen Seiten.
     

    Mit solcher Kraft ausgestattete Ungeheuer gehören zu den Fabelwesen. (S. 181.)
     
    Ueber die Schanzkleidung gelehnt, suchten der Kapitän Bourcart und der Kapitän King die dunkle Meeresfläche zu beobachten. Worüber sie aber, und übrigens alle, die sich davon Rechenschaft gaben, am meisten erstaunten, war die Thatsache, daß jetzt gerade Tiefebbe herrschte. Die Aufrichtung des Fahrzeuges auf seinen Kiel konnte dem Stande des Wassers also nicht zugeschrieben werden.
    »Was ist hier geschehen? wendete sich Heurtaux fragend an den Meister Ollive.
    – Das Schiff ist jedenfalls infolge seiner Entlastung in Bewegung gekommen, antwortete dieser, und ich fürchte, es wird dabei das Steuer einbüßen.
     

    Eine furchtbare Woge thürmte sich an dem »Saint Enoch« auf (S. 191.)
    – Und jetzt?..
    – Jetzt, Herr Heurtaux, sitzen wir ebenso fest, wie vorher!«
    Bourcart, der Doctor Filhiol und die Lieutenants begaben sich nach dem erhöhten Theile des Hinterdecks, und ein Matrose brachte ein Paar brennende Laternen, so daß man einander wenigstens sehen konnte.
    Vielleicht hatte der Kapitän den Gedanken, einen Theil der Leute in die Boote zu beordern, um einen erneuten Versuch zur Abschleppung des »Saint Enoch« zu machen. Da das Fahrzeug aber wieder festlag, sagte er sich, daß das eine vergebliche Mühe sein werde. Jedenfalls erschien es rathsamer, die nächste bei Tageslicht eintretende Fluth abzuwarten und erst, wenn sich die Erschütterungen vielleicht wiederholten, mit einem Abschleppungsversuch zu beginnen.
    Welche Ursache und welche Folgen die ersten Stöße gehabt hätten, blieb vorläufig völlig unerklärlich. Ebenso wußte eigentlich niemand, ob sich der Schiffskiel von dem felsigen Grunde ein wenig abgehoben habe oder mit dem Hintersteven jetzt noch fester aufsitze, worauf die drohende Zerstörung des Steuerruders ja hinwies.
    »Das letztere muß wohl der Fall sein, äußerte Bourcart gegen den Obersteuermann, denn wir wissen, daß das Meer rings um die Klippe sehr tief ist.
    – Vielleicht, Kapitän, meinte Heurtaux, genügte eine Rückwärtsbewegung um wenige Fuß, das Schiff wieder flott zu machen. Doch wie sollten wir eine solche zustande bringen?
    – Gewiß ist doch das eine, antwortete Bourcart, daß sich die Lage des Schiffes verändert hat, und wer weiß, ob es nicht noch diese Nacht oder morgen bei der Fluth allein wieder frei kommt?
    – Darauf möcht’ ich nicht rechnen, Kapitän, denn die Fluthöhe nimmt jetzt mehr ab statt daß sie sich vergrößerte. Und wenn wir erst den Neumond abwarten wollen…
    – Müßten wir freilich acht Tage unter den jetzigen Verhältnissen liegen bleiben, Heurtaux. Bei ruhigem Meere liefe der »Saint Enoch« dann ja keine ernstere Gefahr. Freilich wird das Wetter wohl bald umschlagen, und auf solche Nebelperioden folgen meist sehr heftige Stürme.
    – Das schlimmste ist noch, bemerkte der Obersteuermann, daß wir nicht einmal wissen, wo wir uns befinden.
    – Wenn am nächsten Vormittag die Sonne, und wäre es nur eine Stunde lang, zum Vorschein kommt, werde ich ein Besteck machen, und das wird über unsere Ortslage Aufschluß geben. Immerhin, lieber Heurtaux, können Sie sich darauf verlassen, daß wir zur Zeit der Strandung noch im richtigen Curs waren. Nein, die Strömungen haben uns nicht etwa zu weit nach Norden verschlagen. Ich komme deshalb immer auf die Erklärung zurück, die mir als die annehmbarste erscheint. Da es ganz ausgeschlossen ist, daß die Seekarten nur infolge eines Versehens diese Klippe nicht enthielten, muß sie erst unlängst entstanden sein.
    – Das glaub’ ich auch, Kapitän, das Unglück ist nur, daß der »Saint Enoch« sich darauf

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