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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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trug immer noch einen Degen an ihrer Seite, und in Momenten der Wut stieß sie ihn heftig in die Vorhänge und die Damasttapeten an den Wänden ihrer Gemächer. (Und wenn nun jemand dahinter verborgen war, um zu lauschen? Oder eine Ratte, eine Ratte? Gute Idee, alter Kelley, muss ich mir gleich notieren.)
    Der so senil gewordenen Alten konnte Bacon leicht weismachen, dass er William wäre, ihr Bastard – vor ihren Knien sitzend, sie schon erblindet, er in das Fell eines Widders gehüllt. Das Goldene Vlies! Es hieß, er spekuliere auf den Thron, aber ich wusste, dass er weit mehr wollte: Er wollte die Herrschaft über den Planeten. Zu der Zeit geschah es, dass er Viscount of Saint Albans wurde. Und sobald er sich stark genug fühlte, schaffte er Dee aus dem Wege.
     
     
    Die Königin ist tot, es lebe der König ... Ich war jetzt ein ungelegener Mitwisser. Er lockte mich in einen Hinterhalt, es war ein Abend, an dem die Dark Lady endlich hätte die meine sein können, und sie tanzte in meinen Armen, verloren unter der Herrschaft von Kräutern, die Visionen erzeugen können, Sie, die ewige Sophia, mit ihrem Runzelgesicht einer alten Gemse ... Er trat herein mit einer Handvoll Bewaffneter, ließ mir die Augen mit einem Lappen verbinden, und jäh begriff ich: das Vitriol! Und wie Sie lachte, wie Du lachtest, Pin Ball Lady – oh maiden virtue rudely strumpeted, oh gilded honour shamefully misplac'd! – indes er dich mit seinen gierigen Händen betatschte und du ihn Simon nanntest und ihm die sinistre Narbe küsstest ...
    In den Tower mit ihm, in den Tower! lachte der Verulam. Und seither liege ich hier, zusammen mit dieser menschlichen Larve, die sich Soapes nennt, und die Wärter kennen mich nur als Surabaya-Jim. Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin – und leider auch Theologie! – durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.
     
     
    Durch eine Fensterscharte habe ich die Königshochzeit mit angesehen, samt den Rittern vom Roten Kreuz, die beim Klang der Trompeten paradierten. Ich hätte der Trompeter sein müssen, Cecilia wusste es, und ein weiteres Mal ward mir der Preis vorenthalten, das Ziel. William blies die Trompete. Ich schrieb im Schatten, für ihn.
    – Ich will dir sagen, wie du dich rächen kannst, raunte Soapes mir zu, und an jenem Tage enthüllte er mir, wer er wirklich war: ein bonapartistischer Abbé, seit Jahrhunderten begraben in diesem Verlies.
    – Werde ich je hier rauskommen? fragte ich ihn.
    – If ... , begann er zu antworten. Doch dann verstummte er. Mit dem Blechlöffel an die Mauer klopfend, in einem mysteriösen Alphabet, das er von Trithemius gelernt hatte, wie er mir anvertraute, sandte er Botschaften an jemanden, der in der Nachbarzelle saß. Der Graf von Montsalvat.
     
     
    Jahre sind vergangen. Soapes hat nie aufgehört, an die Mauer zu klopfen. Inzwischen weiß ich, für wen und zu welchem Zweck. Der Empfänger heißt Noffo Dei. Und dieser Dei (kraft welcher mysteriösen Kabbala klingen die Namen Dei und Dee so ähnlich? Wer hat die Templer denunziert?), dieser Dei hat, von Soapes unterwiesen, Bacon denunziert. Was er gesagt hat, weiß ich nicht, aber vor ein paar Tagen wurde der Verulamius in den Kerker geworfen. Unter Anklage der Sodomie, weil, wie behauptet wird (und ich zittere bei dem Gedanken, dass es wahr sein könnte), weil Du, my Dark Lady, die Schwarze Jungfrau der Druiden und der Templer, nichts anderes warst und nichts anderes bist als der ewige Androgyn, hervorgegangen aus den wissenden Händen wessen, ja wessen? Jetzt, ja jetzt weiß ich's: deines Geliebten, des Grafen von Saint-Germain! Doch wer ist jener Saint-Germain, wenn nicht Bacon (wie viele Dinge weiß Soapes, dieser obskure Templer mit den vielen Leben ... )?
     
     
    Bacon ist aus dem Kerker entlassen worden, er hat durch magische Künste die Gunst des Monarchen zurückgewonnen. Jetzt verbringt er, sagt William, die Nächte am Ufer der Themse, in Pilad's Pub, beim Spiel an jener sonderbaren Maschine, die ihm ein Nolaner erfunden hat, den er dann in Rom auf dem Campo de' Fiori entsetzlich verbrennen ließ, nachdem er ihn zu sich nach London geholt hatte, um ihm sein Geheimnis zu entlocken, eine astrale Maschine, Verschlingerin rasender Kugeln, die er durch infinite Universen und Welten jagt, in einem Gefunkel himmlischer Lichter, indem er als triumphierende Bestie dem Gehäuse obszöne Stöße mit dem Schambein versetzt, um die

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