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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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dieser zwei Worte: Rose und Kreuz. Du wirst noch davon hören.
    Dee hüllte sich in seinen schwarzen Kapuzenmantel, so dass nur seine stechenden Augen daraus hervorlugten.
    – Gehen wir, Kelley, sagte er. Dieser Mann ist nun unser. Und du, Khunrath, halte uns den Golem vom Leibe, bis wir wieder in London sind. Danach mag ganz Prag ein einziger Scheiterhaufen sein.
    Er machte Anstalten, sich zu entfernen. Khunrath kroch näher und ergriff einen Zipfel seines Mantels. – Es wird vielleicht eines Tages ein Mann zu dir kommen. Einer, der über dich schreiben will. Sei freundlich zu ihm.
    – Gib mir die Macht, sagte Dee mit einem unbeschreiblichen Ausdruck auf seinem hageren Antlitz, und sein Glück ist gesichert.
    Wir gingen hinaus. Über dem Atlantik befand sich ein barometrisches Minimum, es wanderte ostwärts zu einem über Russland lagernden Maximum.
    – Gehen wir nach Moskau, sagte ich.
    – Nein, erwiderte er. Wir kehren nach London zurück.
    – Nach Moskau, nach Moskau, murmelte ich verstört. Dabei hast du's doch genau gewusst, Kelley, du würdest niemals nach Moskau gelangen. Auf dich wartete der TURM.
     
     
    Wir kamen zurück nach London, und Doktor Dee sagte: – Sie werden versuchen, vor uns zur Lösung zu gelangen. Kelley, schreib etwas für William, das sie ... das sie ganz teuflisch verleumdet.
    Und beim Bauche des Dämons, ich hab's getan, und dann hat William den Text verdorben und hat die ganze Geschichte aus Prag nach Venedig verlegt. Dee kochte vor Wut. Aber der blasse, schleimige William fühlte sich sicher im Schutz seiner königlichen Konkubine. Und die genügte ihm nicht. Als ich ihm eins nach dem andern seine besten Sonette übergab, fragte er mich mit schamlosem Blick nach Ihr, nach Dir, my Dark Lady. Wie entsetzlich, deinen Namen auf seinen schmierenkomödiantischen Lippen zu hören! (Ich wusste noch nicht, dass er, als doppelt verdammte Seele und Stellvertreter, für Bacon nach ihr suchte). – Jetzt reicht's, sagte ich zu ihm. Ich habe es satt, im Schatten deinen Ruhm zu errichten. Schreib du für dich selbst.
    – Ich kann nicht, antwortete er mit einem Blick, als hätte er ein Gespenst gesehen. Er lässt mich nicht.
    – Wer? Dee?
    – Nein, der Baron Verulam. Hast du nicht gemerkt, dass er's jetzt ist, der das Spiel regelt? Er zwingt mich, die Werke zu schreiben, die er dann als die seinen ausgeben wird. Hast du verstanden, Kelley, ich bin der wahre Bacon, und die Nachgeborenen werden's nicht wissen. Oh, wie ich diesen Parasiten hasse, diesen Satansbraten!
    – Bacon ist ein Schuft, aber er hat Geist, erwiderte ich. Warum schreibt er nicht eigenhändig?
    Ich wusste noch nicht, dass er keine Zeit dazu hatte. Wir bemerkten es erst einige Jahre später, als Deutschland vom Rosenkreuzer-Wahn erfasst wurde. Da begriff ich, indem ich verstreute Andeutungen zusammenfügte, die er sich in unbedachten Momenten hatte entfahren lassen, dass er der Verfasser der Rosenkreuzer-Manifeste war. Er schrieb unter dem falschen Namen Johann Valentin Andreae!
    Für wen der echte Andreae schrieb, hatte ich damals noch nicht begriffen. Doch jetzt, im Dunkel dieser Zelle, in welcher ich schmachte, hellsichtiger als Don Isidro Parodi, jetzt weiß ich's. Soapes hat es mir gesagt, mein Zellengenosse, ein einstiger portugiesischer Templer: Andreae schrieb einen Ritterroman für einen Spanier, der zur selben Zeit in einem anderen Gefängnis saß. Ich weiß nicht warum, aber das Projekt nützte dem infamen Bacon, der gerne als der geheime Autor der Abenteuer des Ritters von La Mancha in die Geschichte eingegangen wäre und daher Andreae gebeten hatte, ihm heimlich das Werk zu schreiben, als dessen wahrer okkulter Autor er sich dann ausgeben würde, um im Schatten (aber warum, warum?) den Triumph eines anderen zu genießen.
    Doch ich schweife ab, nun, da es kalt ist in dieser Zelle und mich der Daumen schmerzt. Ich schreibe, im blakenden Licht einer verlöschenden Öllampe, die letzten Werke, die unter dem Namen Williams laufen werden.
     
     
    Doktor Dee ist tot. Im Sterben murmelte er die Worte: Licht, mehr Licht, und bat um einen Zahnstocher. Zuletzt sagte er: Qualis Artifex Pereo! Es war Bacon, der ihn hatte umbringen lassen. Jahrelang hatte der Verulamius die Königin, bis sie gebrochenen Herzens und Sinnes verschied, in gewisser Weise umgarnt. Ihre Züge waren bereits entstellt und ihr Leib zum Skelett abgemagert. Ihre Nahrung hatte sich auf ein Stück Weißbrot und eine Zichoriensuppe pro Tag reduziert. Sie

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