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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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aller Länder, vereinigt euch! Die Karte der Welt den Arbeitern! Wunderbar! Wo gäbe es eine bessere historische Rechtfertigung für den Kommunismus?
    »Gut«, sagte Belbo, »aber auch bei den Baconianern kommt es zu Zwischenfallen, meint ihr nicht? Einige von ihnen verlieren sich unterwegs in einen szientistischen Traum und landen in einer Sackgasse. Ich meine die Einsteins und die Fermis am Ende der Dynastie, die das Geheimnis im Innern des Mikrokosmos suchen und daher die falsche Entdeckung machen. Statt die tellurische Energie, die eine saubere, natürliche, weisheitsmäßige Energie ist, entdecken sie die Atomenergie, die technologisch, schmutzig, vergiftet ist ... «
    »Raum-Zeit, Irrtum des Okzidents«, sagte Diotallevi.
    »Verlust der Mitte. Serum und Penicillin als Karikatur des Lebenselixiers«, warf ich ein.
    »Wie dieser andere Templer, Freud«, sagte Belbo. »Statt in den Labyrinthen des physischen Untergrundes zu graben, gräbt er in denen des psychischen Untergrundes, als hätten darüber nicht schon die Alchimisten alles und besser gesagt ... «
    »Aber du bist es doch«, meinte Diotallevi, »der dauernd die Bücher von Doktor Wagner herausbringen will. Für mich ist die Psychoanalyse nur etwas für Neurotiker.«
    »Ja, und der Penis ist nur ein Phallussymbol«, schloss ich. »Lassen wir das, meine Herren, verlieren wir uns nicht in müßige Spielereien. Und verlieren wir keine Zeit. Wir wissen noch immer nicht, wohin wir die Paulizianer und die Jerusalemer tun sollen.«
     
    Doch ehe wir uns dieser neuen Frage zuwenden konnten, stießen wir auf eine andere Gruppe. Eine, die nicht zu den sechsunddreißig Unsichtbaren gehörte, aber sich schon recht früh in das Spiel mit eingemischt und es teilweise aus dem Gleis gebracht hatte, indem sie als Störtrupp agierte. Die Jesuiten.

 
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    The Baron Hundt, Chevalier Ramsay ... and
    numerous others who founded the grades in these
    rites, worked under instructions from the General
    of the Jesuits ... Templarism is Jesuitism.
     
    Brief an Mme. Blavatsky von Charles Sotheran, 32 · A.
    and P. R., 94 · Memphis, K. R , K. Kadosh, M. M. 104,
    Eng. etc., Initiate of the modern English Brotherhood of
    the Rosie Cross and other secret societies, 11.1. 1877; in
    Isis Unveiled , II, 1877, p. 390
     
    Wir waren ihnen schon öfter begegnet, schon seit den Zeiten der allerersten rosenkreuzerischen Manifeste. Bereits 1620 war in Deutschland eine anonyme Schrift mit dem Titel Rosa Jesuitica erschienen, die daran erinnerte, dass die Symbolik der Rose katholisch und marianisch war, bevor sie rosenkreuzerisch wurde, und die behauptete, letzten Endes seien die beiden Orden – Jesuiten und Rosenkreuzer – solidarisch und die Rosenkreuzer seien nur eine der vielen Umformulierungen der jesuitischen Mystik zum Gebrauch des Volkes im reformierten Deutschland.
    Ich erinnerte mich an Salons Worte über den Groll, mit dem Pater Athanasius Kircher die Rosenkreuzer attackiert hatte, und das ausgerechnet, während er über das Innere der Erdkugel sprach.
    »Pater Kircher«, sagte ich, »spielt eine zentrale Rolle in dieser Geschichte. Warum hat dieser Mann, der so oft bewiesen hatte, dass er Sinn für Beobachtung und Lust am Experimentieren besaß, seine paar guten Ideen unter Tausenden von Seiten voll abenteuerlichster Hypothesen begraben? Er korrespondierte mit den besten englischen Wissenschaftlern, und dann greift er in jedem seiner Bücher die typischen Themen der Rosenkreuzer auf, scheinbar um sie zu widerlegen, faktisch aber, um sie sich anzueignen und mit ihnen seine Version von Gegenreformation anzubieten. Im Anhang zur Erstausgabe der Fama Fraternitatis beteuerte jener Herr Haselmeyer, der wegen seiner reformatorischen Ideen ›von den Jesuittern ist auf eine Galeeren geschmiedet worden‹ wie es im Titel hieß, dass die wahren und wirklichen Jesuiten niemand anders seien als die Rosenkreuzer. Nun, und Pater Athanasius Kircher schreibt seine dreißig und mehr Bücher, um zu suggerieren, dass die wahren und wirklichen Rosenkreuzer niemand anders seien als die Jesuiten. Mit anderen Worten: die Jesuiten versuchen, den Großen Plan in die Hand zu bekommen. Sogar das Pendel will Pater Kircher studieren, und er tut es, wenn auch auf seine Weise, nämlich indem er eine planetarische Uhr erfindet, die ihm die genaue Uhrzeit in den über die ganze Welt verstreuten Ordenssitzen anzeigen sollte.«
    »Aber woher wussten die Jesuiten überhaupt von der Existenz des Großen Plans,

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