Die historischen Romane
Jesuiten?«
Wir hatten uns lange über meinen Vorschlag gestritten und uns schließlich darauf geeinigt, die ursprüngliche Hypothese besser zu finden: Die Rosenkreuzer waren der Köder, den die Baconianer und die Deutschen den Franzosen hingeworfen hatten. Aber kaum waren die ersten Manifeste erschienen, hatten die Jesuiten das Spiel durchschaut. Und hatten sich unverzüglich eingemischt, um die Karten durcheinanderzubringen. Ihr Ziel war offensichtlich, das Treffen der englischen und deutschen Gruppe mit der französischen zu verhindern, wozu ihnen jedes Mittel recht war, auch das gemeinste.
Und derweil registrierten sie Nachrichten, sammelten Informationen und speicherten sie ... wo? In Abulafia, scherzte Belbo. Aber Diotallevi, der sich inzwischen eigene Informationen verschafft hatte, sagte, das sei durchaus kein Scherz. Zweifellos waren die Jesuiten dabei, den enormen Elektronenrechner zu konstruieren, der imstande sein würde, eine Summe aus all den akkumulierten Daten zu ziehen, eine Konklusion aus dem geduldigen jahrhundertelangen Verrühren aller Fetzen von Wahrheit und Lüge, die sie unentwegt sammelten.
»Die Jesuiten hatten etwas begriffen«, sagte Diotallevi, »was weder die guten alten Templer von Provins noch die Baconianer auch nur geahnt hatten, nämlich dass sich die gesuchte Karte auch auf kombinatorischem Wege rekonstruieren ließ, mit Verfahrensweisen ähnlich denen der modernen Elektronengehirne! Die Jesuiten sind die ersten, die Abulafia erfinden! Pater Kircher liest alle Traktate über die Ars combinatoria, angefangen mit dem von Lullus. Und seht mal, was er dann – hier, schaut euch das an – in seiner Ars Magna Sciendi publiziert.«
»Sieht aus wie ein Häkelmuster«, sagte Belbo.
»Von wegen. Das sind alle je irgend möglichen Kombinationen von x Elementen. Faktorenrechnung, genau wie im Sefer Jezirah . Die Berechnung der Kombinationen und Permutationen, die Essenz der Temurah!«
Jawohl, so muss es gewesen sein. Es war eine Sache, das vage Projekt von Fludd zu konzipieren, um die Karte ausgehend von einer Polarprojektion zu finden, und es war eine andere, zu wissen, wie viele Versuche dazu notwendig sein würden, und sie alle durchzuprobieren, um die beste Lösung zu finden. Und es war vor allem eine Sache, das abstrakte Modell der möglichen Kombinationen zu entwerfen, und es war eine ganz andere, an eine Maschine zu denken, die fähig sein würde, das Modell zu konkretisieren. Und siehe da, sowohl Kircher wie sein Schüler Schott entwerfen mechanische Drehorgeln, Mechanismen mit Lochstreifen, Computer avant la lettre . Fundiert auf binärer Logik. Kabbala, angewandt auf die moderne Mechanik.
IBM: Iesus Babbage Mundi, Iesum Binarium Magnifica-mur. AMDG: Ad Maiorem Dei Gloriam? Von wegen: Ars Magna, Digitale Gaudium! IHS: Iesus Hardware & Software!
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Inmitten der dichtesten Finsternis hat sich eine
Gesellschaft von neuen Wesen gebildet, die sich
kennen, ohne sich je gesehen zu haben, sich verstehen,
ohne sich je erklärt zu haben, sich dienen,
ohne befreundet zu sein ... Diese Gesellschaft ...
übernimmt vom Jesuitenregime den blinden
Gehorsam, von der Freimaurerei die Prüfungen und
die äußeren Zeremonien, von den Templern die
Evokationen der Untergründe und die unglaubliche
Kühnheit ... Hat der Graf von Saint-Germain
je etwas anderes getan, als Guillaume Postel
zu imitieren, der die Manie hatte, sich für älter
auszugeben als er war?
Marquis de Luchet, Essai sur la secte des illuminés ,
Paris 1789, V und XII
Die Jesuiten hatten begriffen, was die beste Methode ist, um einen Gegner zu destabilisieren: Geheimsekten gründen, warten, dass die gefährlichen Enthusiasten hineinströmen, und sie dann alle verhaften. Anders gesagt: Wer eine Verschwörung fürchtet, organisiere sie selber, so bekommt er alle potentiellen Verschwörer unter seine Kontrolle.
Ich erinnerte mich an einen Vorbehalt, den Agliè über Ramsay geäußert hatte, also über den ersten, der einen direkten Zusammenhang zwischen Freimaurerei und Templern hergestellt hatte: Er habe Verbindungen zu katholischen Kreisen gehabt. Tatsächlich hatte bereits Voltaire den Chevalier Ramsay als einen Mann der Jesuiten bezeichnet. Mit anderen Worten: Auf die Entstehung der englischen Freimaurerei antworteten die Jesuiten aus Frankreich mit dem »schottischen« Neutemplerismus.
So wird verständlich, warum 1789, als Antwort auf diesen Schachzug, ein als Marquis de Luchet
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