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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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zur Sache!
    Der baconische Jude flucht leise zwischen den Zähnen. Dann fährt er fort: – Es sind zu viele. Die sechsunddreißig Unsichtbaren sind nun dreihundertsechzig. Multipliziert mit zwei, macht siebenhundertzwanzig. Ziehe die hundertzwanzig Jahre ab, nach denen die Tore sich öffnen werden, und du hast sechshundert, wie beim Angriff der Leichten Brigade auf der Ebene von Balaklawa.
    Teufel von einem Menschen, die Geheimwissenschaft der Zahlen hat keine Geheimnisse für ihn.
    – Und weiter?
    – Wir haben das Gold, du hast die Karte. Tun wir uns zusammen, und wir sind unschlagbar.
    Mit feierlicher Gebärde deute ich auf den phantasmatischen Schrein, den er, geblendet von seiner Gier, im Dunkeln zu erspähen meint. Er setzt sich in Bewegung, fällt.
    Ich höre das düstere Aufblitzen von Lucianos Klinge, ich sehe trotz der Finsternis das Röcheln, das in den brechenden Augen des Engländers schimmert. Gerechtigkeit ist getan.
     
    Ich erwarte den dritten, den Mann der französischen Rosenkreuzer, Montfaucon de Villars – bereit, schon weiß ich's, die Geheimnisse seiner Sekte zu verraten.
    – Gestatten, Graf Gabalis, stellt er sich vor, verlogen und eitel.
    Ich brauche nur wenige Worte zu raunen, und schon geht er seinem Schicksal entgegen. Er fällt, und blutgierig verrichtet Luciano sein Henkerswerk.
    Du lächelst mir zu aus dem Dunkel und sagst, du seiest mein und dein werde mein Geheimnis sein. Du irrst dich, du irrst dich, sinistre Karikatur der Schechinah. Jawohl, ich bin dein Simon, doch warte, noch weißt du das Beste nicht. Und wenn du's erfahren hast, wirst du aufgehört haben, zu wissen.
     
    Was weiter? Nacheinander kommen die anderen.
    Die deutschen Illuminaten werde, hatte mir Pater Bresciani gesagt, die schöne Babette von Interlaken vertreten, die Urenkelin von Weishaupt, die hehre Jungfrau des helvetischen Kommunismus, aufgewachsen unter Säufern, Räubern und Mördern, Expertin im Durchdringen undurchdringlicher Geheimnisse, im Öffnen versiegelter Briefe, ohne das Siegel zu öffnen, im Verabreichen giftiger Tränke, wie's ihre Sekte befahl.
    Eintritt nun also die junge Göttin des Bösen, der Agathodaimon des Verbrechens, in einen makellos weißen Eisbärenpelz gehüllt, das lange Blondhaar wallend unter dem kecken Kalpak, hochmütigen Blickes und mit sarkastischer Miene. Und mit der üblichen List schicke ich sie in ihr Verderben.
    Ah, Ironie der Sprache – dieser Gabe, die uns die Natur gegeben hat, um uns zu erlauben, über die Geheimnisse unserer Seele zu schweigen: Die Erleuchtete fällt dem Dunkel zum Opfer. Ich höre sie grässliche Flüche ausstoßen, die Reulose, während ihr Luciano das Messer ins Herz stößt und es dreimal darin umdreht. Déjà vu, déjà lu ...
     
    Der nächste ist Nilus, der für einen Moment geglaubt hatte, sowohl die Zarin als auch die Karte zu haben. Schmieriger Lustmönch, du wolltest den Antichrist? Wohlan, da vorne im Dunkeln findest du ihn, doch weißt du's noch nicht ... Und blind schicke ich ihn, unter tausend mystischen Schmeicheleien, in den infamen Hinterhalt, der ihn erwartet. Luciano zerfetzt ihm die Brust mit zwei Schnitten in Kreuzesform, und der Elende sinkt in den ewigen Schlaf.
     
    Ich muss das uralte Misstrauen des letzten überwinden, des Weisen von Zion, der sich für Ahasver hält, für den Ewigen Juden, unsterblich wie ich. Er traut mir nicht, während er salbungsvoll lächelt, der Bart noch feucht vom Blute der zarten Christenkinder, die er auf dem Prager Friedhof zu zerfleischen pflegt. Er kennt mich als Ratschkowski, ich muss ihn an Gerissenheit übertrumpfen. So gebe ich ihm zu verstehen, dass der Schrein nicht nur die Karte enthalte, sondern auch rohe, noch ungeschliffene Diamanten. Ich weiß, welche Faszination Rohdiamanten auf diese gottesmörderische Sippe ausüben. Er geht seinem Schicksal entgegen, verlockt und getrieben von seiner Begehrlichkeit, und es ist sein Gott, sein grausamer und rachgieriger Gott, den er sterbend verflucht, erdolcht wie Hiram, so schwer ihm das Fluchen auch fallen mag, da er seines Gottes Namen nicht über die Lippen bringt.
     
    Träumer, der ich schon glaubte, das Große Werk beendet zu haben!
    Wie von einem Wirbelwind gepackt, springt die Tür erneut auf, und es erscheint eine Gestalt mit bleichem Gesicht, die Hände fromm vor der Brust gefaltet, den Blick bescheiden zu Boden gesenkt. Seine Natur jedoch kann mir dieser Neuankömmling nicht verbergen, denn er trägt das schwarze Kleid seines

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