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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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finanzieren. Um weiterbauen zu können, entschloss sich Lesseps, Kapitalanlagen zeichnen zu lassen, wozu er eine gesetzliche Genehmigung brauchte, die seine Teilhaber Baron Jacques de Reinach und Cornélius Herz durch Bestechung zahlreicher Politiker und Journalisten besorgten. Als die Gesellschaft dennoch bankrottging, verloren rund 800.000 Anleger zusammen rund 1,8 Milliarden Francs. Die Regierung hielt den Verlust zunächst geheim, aber Ende 1892 mussten Ministerpräsident Émile Loubet und Anfang 1893 sein Nachfolger Alexandre Ribot zurücktreten; auch der spätere Ministerpräsident Georges Clemenceau sah sich – hunderte von Parlamentariern und sechs Minister – mit Korruptionsanklagen konfrontiert. Da Lesseps’ Finanziers Baron de Reinach und Cornelius Herz deutschstämmige Juden waren, wurde der Panamaskandal auch von interessierten Kreisen benutzt, um den grassierenden Antisemitismus zu schüren.
     
    32    1894
    September/Oktober/November/Dezember/Januar
    Am 25. September findet eine als Putzfrau getarnte Spionin des französischen Auslandsgeheimdienstes in einem Papierkorb der deutschen Botschaft in Paris ein zerrissenes Schreiben an den deutschen Militärattaché Maximilian von Schwartzkoppen, das eine Liste geheimer militärischer Dokumente enthält (das später sogenannte Bordereau ), die der ungenannte Absender dem Empfänger anbietet. Da es sich vor allem um Informationen über die Artillerie handelt, fällt der Verdacht sofort auf den Artillerie-Hauptmann und Generalstabsanwärter Alfred Dreyfus, der aus dem Elsass stammt und als einziger im Generalstab Jude ist. Am 15. Oktober wird er ins Dienstzimmer seines Chefs Oberst Sandherr bestellt, der ihm ein paar Wörter und Sätzchen diktiert, um seine Handschrift zu prüfen, und ihn dann verhaften lässt. Am 1. November erscheint das antisemitische Blatt La Libre Parole mit der Schlagzeile: »Hochverrat! Jüdischer Offizier A. Dreyfus in Haft!«, gefolgt von der Behauptung, Dreyfus habe »ein volles Geständnis« abgelegt, man habe den »absoluten Beweis, dass er unsere Geheimnisse an Deutschland verraten hat«.
    Am 22. Dezember wird Dreyfus von einem Militärtribunal in geheimer Sitzung des Landesverrats für schuldig befunden und zu lebenslanger Verbannung, Degradierung und Ausschluss aus der Armee verurteilt. Es folgt seine öffentlich vollzogene Degradierung im Hof der École Militaire am 5. Januar (über die der als Korrespondent aus Wien angereiste Theodor Herzl ausführlich berichtet), danach wird Dreyfus auf die Teufelsinsel verbracht und dort in Einzelhaft gesperrt.
     
    33    1896
    Nach einem Personalwechsel an der Spitze des Geheimdienstes stößt dessen neuer Chef Oberstleutnant Picquart auf Hinweise, dass der angebliche Beweis für Dreyfus’ Schuld, das sogenannte Bordereau , nicht von Dreyfus, sondern von dem französischen Stabsoffizier Major Walsin-Esterházy stammt, der als Spion für die Deutschen arbeitet. Doch die Armee will an Dreyfus als dem Schuldigen festhalten: Picquart wird von seinen Vorgesetzten erst zum Schweigen verpflichtet und dann nach Tunesien versetzt, später sogar wegen Dienstvergehens bestraft. Dreyfus bleibt weiter verbannt.
     
    34    1897/1898
    Dank beharrlichem Insistieren von Dreyfus’ älterem Bruder Mathieu, der linke Journalisten und Politiker mobilisiert (»Wer deckt Esterházy?«, fragt Georges Clemenceau wiederholt in seiner Zeitung L’Aurore ) und der im November 1897 einen Brief an den Kriegsminister schreibt, in dem er Esterházy als Autor des Bordereau anklagt, muss dieser schließlich einen Prozess gegen sich selbst beantragen, der jedoch am 11. Januar 1898 mit einem Freispruch endet. Die rechte Presse frohlockt und gratuliert Esterházy, der »fast ein Opfer der Juden« geworden wäre. Zwei Tage später veröffentlicht der berühmte Schriftsteller Émile Zola unter der Überschrift J’accuse! (»Ich klage an!«) einen offenen Brief an Staatspräsident Félix Faure auf Seite 1 von Clemenceaus Zeitung L’Aurore, die dieser in einer Rekordauflage von 300.000 in Paris verteilen lässt. Die Dreyfus-Affäre, die Frankreich und Europa für Jahre in »Dreyfusards« und »Anti dreyfusards« spaltet, ist mit voller Wucht ausgebrochen. Zola wird zu einem Jahr Gefängnis und 3.000 Francs Geldstrafe verurteilt, kann aber rechtzeitig nach England fliehen. Im französischen Parlament gehen Abgeordnete mit Fäusten aufeinander los, Politiker duellieren sich, Familien und Karrieren zerbrechen. Die

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