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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Betrügereien in der von ihm gegründeten religiösen Kongregation »OEuvre de la Réparation« (Werk der Wiedergutmachung) zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, wird er 1869 vor das Heilige Offizium in Rom zitiert, aber dann freigesprochen. Zurück in Paris, entwickelt er in der von ihm gegründeten Zeitschrift Annales de la Sainteté au XIXe siècle »Annalen der Heiligkeit im 19. Jahrhundert« eine Theorie der »mystischen Substitution«, der zufolge die »âmes réparatrices« (wiedergutmachende Seelen) Sünden begehen müssten, damit die anderen nicht sündigten. Als ihm daraufhin 1875 der Erzbischof von Paris die Erlaubnis zur Ausübung des Priesteramtes entzieht, kehrt Boullan der katholischen Kirche den Rücken und geht nach Lyon, um sich dort zum Oberpriester einer okkultistischen Sekte ausrufen zu lassen, in deren Messen satanistische Riten und Kopulation als liturgische Praxis gepflegt werden. In den 1880er Jahren gerät Boullan zunehmend in Konflikt mit anderen Okkultisten wie Stanislas de Guaita und Oswald Wirth, von denen er 1887 in einem »initiatischen Tribunal« förmlich verurteilt wird, was er für ein faktisches Todesurteil hält, gegen das er sich mit allerlei okkultistischen Zaubereien zu wehren sucht.
    1890 lernt Boullan den Schriftsteller Joris-Karl Huysmans kennen, den er zur Figur des Doktor Johannes in dessen Roman Là-bas (1891, dt. Tief unten ) inspiriert. Die beiden freunden sich an, und als Boullan 1893 stirbt, angeblich von Guaita verhext, fühlt sich auch Huysmans als Opfer magischer Angriffe und beschuldigt Guaita des okkultistischen Mordes an Boullan. Huysmans ist es auch, dem Boullan seine persönlichen Aufzeichnungen hinterlässt, namentlich seine 1869 für das Heilige Offizium verfasste Confession , die seit 1930 in der Vatikanischen Bibliothek aufbewahrt wird.
     
    17    Édouard Drumont
     
     
     
    Französischer Journalist (1844–1917), erst katholisch grundierter Monarchist und Nationalist, dann Hauptvertreter des medial geschürten Antisemitismus. Mit seinem 1886 erschienenen Buch La France juive (»Das jüdische Frankreich«) erregt er internationale Aufmerksamkeit; eine deutsche Übersetzung erscheint noch im selben Jahr unter dem Titel Das verjudete Frankreich und findet ebenfalls reißenden Absatz. 1892 gründet er die Tageszeitung La Libre Parole (»Das freie Wort«), die zum wichtigsten Organ des modernen politischen Antisemitismus wird und in mancher Hinsicht die Methoden des NS-Hetzblattes Der Stürmer vorwegnimmt. Ständig auf der Suche nach Beweisen für seine These von der jüdischen Weltverschwörung, prangert Drumont mit aller publizistischen Schärfe sowohl 1892 den sogenannten Panamaskandal als auch und vor allem 1894 ff. die Dreyfus-Affäre an. Der französische Rechtsintellektuelle Charles Maurras schrieb 1932 in seinem monumentalen Dictionnaire politique et critique: »Wir alle haben unser Werk in seinem Licht begonnen.«
     
    18    Hauptmann Alfred Dreyfus
     
     
     
    Französischer Offizier (1859–1935), geboren im Elsass als neunter Sohn eines jüdischen Textilunternehmers, seit 1872 in Paris, ab 1878 Ausbildung zum Artillerieoffizier an der École Polytechnique, Eintritt in die Armee, 1893 zum Hauptmann befördert und als stagiaire (Anwärter) zum Generalstab versetzt. Am 15. Oktober 1894 wird Dreyfus überraschend verhaftet, weil er geheime militärische Informationen über die französische Artillerie an den deutschen Militärattaché geliefert haben soll. Beweis: ein handgeschriebenes Schriftstück mit geheimen Informationen über die Artillerie (das sogenannte Bordereau) , das angeblich eine in die deutsche Botschaft eingeschleuste Spionin dort in einem Papierkorb gefunden hat und dessen Handschrift angeblich mit der von Dreyfus identisch ist. Am 22. Dezember 1894 wird Dreyfus, der vergeblich seine Unschuld beteuert, wegen Hochverrats zu lebenslanger Verbannung auf die Teufelsinsel verurteilt, am 5. Januar 1895 wird er in einer öffentlichen Zeremonie im Hof der École Militaire vor zahlreich angetretenen Soldaten degradiert und kurz darauf nach Cayenne in Französisch-Guayana abtransportiert, wo er im April auf der Teufelsinsel eintrifft.
    Dort verbringt er über vier Jahre in Einzelhaft unter schlimmsten Bedingungen, ohne auch nur ein Sterbenswörtchen davon zu erfahren, dass in Frankreich mittlerweile eine lebhafte Diskussion über seinen Fall ausgebrochen ist (siehe Zeittafel, 1894 ff.), die schließlich dazu führt, dass er 1899 zwar

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