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Die historischen Romane

Die historischen Romane

Titel: Die historischen Romane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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letzten Tage gewesen! Ich hatte schließlich aus nächster Nähe mitangesehen, wie ein Opfer der Teufelsskorpione aus dem Finis Africae starb, und sicher waren auch Berengar und Venantius so gestorben, verzehrt von innerem Feuer, im Wasser Linderung suchend, die Züge grässlich verzerrt wie bei dem armen Malachias...
    Ich setzte mich fröstelnd hinten ins Kirchenschiff, zog die Schultern hoch und drückte die Arme fest an den Leib, um der Kälte zu wehren. Sanfte Wärme durchströmte mich, ich bewegte die Lippen, um mich in den Chor der betenden Brüder einzufügen, folgte ihren psalmodierenden Worten, fast ohne zu merken, was meine Lippen da murmelten. Der Kopf wurde mir schwer, die Augen fielen mir zu, ich muss lange so dagesessen haben, mindestens drei- oder viermal nickte ich ein und schrak wieder auf. Dann intonierte der Chor das Dies irae... Der getragene, feierliche Gesang ergriff mich wie ein Betäubungsmittel und ich schlief vollends ein. Beziehungsweise, ich fiel in eine seltsam erregte Starre, zusammengekauert wie ein Ungeborenes im Mutterleib, und in dieser Umnebelung meines Geistes, gleichsam wie entrückt in eine Region, die nicht von dieser Welt war, hatte ich eine Vision, es kann auch ein Traum gewesen sein.
    Ich stieg eine enge Treppe hinunter in einem schmalen Gang, als ginge ich in die Krypta zum Klosterschatz, doch immer weiter abwärtssteigend gelangte ich in eine Krypta, die sich vor meinen Augen höher und weiter auftat als die Küche im Aedificium. Es war ohne Zweifel die Küche, und es herrschte ein emsiges Treiben darin, aber nicht nur an Herden mit Tiegeln und Pfannen, sondern auch an Essen mit Blasebälgern und Hämmern und Zangen, als hätten Nicolas’ Schmiede sich ein Stelldichein mit den Köchen gegeben. Überall war ein Gleißen und Glühen in Kaminen und Öfen, auf flackernden Feuern dampften Kessel, gefüllt mit Flüssigkeiten, an deren Oberfläche mit dumpfem Geblubber dicke Blasen zerplatzten. Die Köche fuhren mit Bratspießen durch die Luft, indes die Novizen, die gleichfalls alle versammelt waren, wild herumspringend nach den Hühnern haschten und nach anderem Federvieh, das auf die glühenden Eisen gespießt war. Doch gleich daneben hämmerten Schmiede so kraftvoll auf ihre Ambosse, dass der ganze Raum davon widerhallte und Funken aufstoben in dichten Wolken, die sich vermischten mit denen aus zwei prasselnden Herdfeuern.
    Ich begriff nicht, ob ich mich in der Hölle befand oder in einem Paradies, wie es vielleicht den Wunschträumen Salvatores entspringen mochte, triefend von fetten Soßen und berstend von harten Schinkenwürsten. Mir blieb jedoch gar nicht die Zeit, mich lange zu fragen, wo ich war, denn hereingestürmt kam eine Schar verhutzelter Männlein, winziger Zwerge mit großen tiegelförmigen Köpfen, und riss mich mit sich in ihrem Ungestüm und drängte mich über die Schwelle ins Refektorium.
    Der Saal war festlich geschmückt. Prächtige Wandteppiche hingen ringsum an den Wänden, doch ihre Bilder riefen nicht wie gewöhnlich zur Andacht der Gläubigen auf oder priesen den Ruhm der Könige, sondern schienen mir eher inspiriert an den Miniaturen, mit welchen Adelmus die Ränder der Buchseiten zu verzieren pflegte, erkannte ich doch die weniger furchterregenden und die drolligsten Szenen wieder: Hasen im fröhlichen Ringelreihn um den Schlaraffenbaum, Flüsse und Bäche voller Fische, die von allein in die Pfanne sprangen, während die Pfanne gehalten wurde von Affen-Köchen im Bischofsornat, kleine Monster mit Spitzbäuchen, die um dampfende Kessel tanzten...
    In der Mitte an seinem erhöhten Tische thronte der Abt, festlich gekleidet in einen gestickten Purpurmantel, seine Gabel hochhaltend wie ein Szepter. Neben ihm trank Jorge aus einem mächtigen Weinkrug, und am Pult las Remigius andächtig aus einem Buch in Skorpionform die Viten der Heiligen vor und die Abschnitte des Evangeliums, aber es waren Geschichten von Jesus, der mit seinen Jüngern scherzte und zu Simon sagte: »Vergiss nicht, du bist Petrus, und auf diesen schamlosen Felsblock, der über die Ebene rollt, will ich meine Kirche bauen«; oder auch die Geschichte vom Kirchenvater Hieronymus, der die Bibel kommentierte und sagte, Gott habe Jerusalem den Hintern entblößen wollen. Und bei jedem Satze des Cellerars wieherte Jorge vor Lachen und schlug mit der Faust auf den Tisch und schrie: »Du bist der nächste, Abbo, du bist der nächste, beim Bauche Gottes!« Genau so sprach er, Gott vergebe

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