Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
ein hochgewachsener, schon etwas gebeugter Mann, der Großkaplan der Templer in England. Er wischte sich gerade mit dem Handrücken die Nase. Sein kurzsichtiger Blick wich dem des Königs aus. Statt dessen sah er mit resignierter Miene in die vor ihm aufgeschlagenen Bilanzbücher.
    Er ist ein ganz gewöhnlicher Krämer, dachte Edward, und hält mich für nicht sonderlich kreditwürdig. Edward schaute auf seine unter dem Tisch geballten Fäuste. Ich würde ihnen gerne die Köpfe einschlagen. Neben ihm scharrte de Warrenne mit den Füßen und wiegte langsam den Kopf. Edward ergriff dessen Handgelenk und hielt es fest. De Warrenne war nicht der klügste seiner Earls, und Edward wußte, was geschehen konnte. Wenn dieses Treffen noch länger dauerte und die Templer nicht allmählich nachgaben, dann würde de Warrenne nicht zögern, sie zu beschimpfen oder auch zu Tätlichkeiten zu schreiten. Edward sah zu dem Mann in der Fensternische und folgte seinem Blick in den Innenhof. Unberechenbarer Idiot, dachte Edward. Sir Hugh Corbett, Hüter des königlichen Geheimsiegels, sollte eigentlich hier zur Rechten des Königs sitzen, statt aus dem Fenster zu starren und sich nach seiner flachsblonden Frau zu sehnen. Das Schweigen in dem Refektorium wurde immer bedrückender. Die Templer glichen geschnitzten Statuen.
    »Soll ich Euch anflehen?« fauchte der König.
    Edward kratzte an einem Flecken auf seinem purpurnen Umhang. Er beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Branquier sich zu de Molay hinüberbeugte und diesem etwas ins Ohr flüsterte. Der Großmeister nickte nachdenklich.
    »Der Schatzkanzler des Königs hält sich in York auf?« erkundigte er sich.
    »Ja, die Staatskasse befindet sich hier, aber sie ist verdammt leer!« entgegnete Edward.
    Branquier zog eine Hand unter seinem Hauptbuch hervor und ließ eine Goldmünze über den Tisch tanzen. Edward fing sie geschickt auf. Dann schaute er sie an, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Er schnitt eine Grimasse in Richtung de Warrennes. »Noch eine!« flüsterte er und gab sie an seinen Gefährten weiter. Der Earl sah sie neugierig an. Sie war so groß wie ein Shilling und schien frisch geprägt. Auf beiden Seiten war ein schlichtes Kreuz. Er wog die Münze sorgfältig in der Hand.
    »Nun«, meinte Edward spöttisch, »ist das alles?«
    »Ihr sagt, daß der Staatsschatz erschöpft ist«, Branquier beugte sich über den Tisch und deutete auf die Münze, die de Warrenne inzwischen von einer Hand in die andere warf, »und doch tauchen diese Münzen im Augenblick in ganz York auf. Frisch und sauber geprägt. Werden sie nicht von Eurem Schatzamt in Umlauf gebracht?«
    »Nein, allerdings nicht«, entgegnete Edward. »Seit meiner Ankunft in York sind Dutzende dieser Münzen aufgetaucht, aber sie stammen nicht aus unserer Münze.«
    »Wer sonst könnte über solche Goldreserven verfügen?« fragte Branquier, »und wie können sie nur solche wertvollen Münzen in Umlauf bringen?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Edward, »aber wenn ich es wüßte, dann würde ich das Gold beschlagnahmen und den Lumpen aufhängen lassen, der die Münzen geprägt hat!« Er zog einen Shilling aus der Tasche, der dünn wie eine Hostie war, und warf ihn ans andere Ende des Tisches. »Das hier stellt unsere Münze her, Sir Richard, sogenanntes Silbergeld. Sie enthalten soviel Silber wie, hm, meine Hände!«
    »Aber wer würde solche Münzen fälschen?« fragte de Molay, der sich von dem Thema nicht abbringen ließ. »Wer hat das Gold und die Möglichkeit, derart wertvolles Metall zu prägen?«
    »Ich weiß es nicht«, brüllte Edward. »Und mit Verlaub, Seigneur, ist das allein unsere Angelegenheit. Die Falschmünzerei gilt in diesem Reich als Hochverrat. Ich verstehe nicht, was diese Sache mit unseren Geschäften zu tun haben soll.«
    »Unseren Geschäften?«
    »Einer Anleihe von fünfzigtausend Pfund Sterling«, entgegnete Edward.
    Die Templer rutschten auf ihren Stühlen hin und her und schüttelten die Köpfe.
    »Könntet Ihr nicht«, meinte Baddlesmere und schaute Branquier an, »Philipp von Frankreich um eine Anleihe bitten? Die er später gegen die Mitgift seiner Tochter verrechnen würde? Schließlich sitzt Philipps Gesandter, Sir Amaury de Craon, in der Vorratskammer des Klosters und läßt es sich dort gutgehen.«
    Edward warf einen Blick zu Corbett. Der Bevollmächtigte hatte die Ohren gespitzt, als der Name seines Erzfeindes und politischen Gegners gefallen war.
    »Was haltet Ihr davon, Sir

Weitere Kostenlose Bücher