Die Hitze der Hölle
Hugh?« rief Edward zu ihm hinüber. »Soll ich Euch nach Frankreich schicken, damit Ihr meinen Bruder in Christo bittet, seinen Staatsschatz für mich zu plündern?«
»Ihr könntet mich genausogut auf den Mond schicken, Sir. Philipp ist vermutlich ebenso bankrott wie Ihr.«
»Worum handelt es sich denn wirklich bei Eurem Anliegen?« ergriff jetzt de Molay wieder das Wort. »Um eine Anleihe oder ein Geschenk?«
Edward strahlte über das ganze Gesicht. Er zwinkerte Corbett zu. Endlich waren die Templer zu Verhandlungen bereit. »Wenn Ihr mir ein Geschenk anbietet, de Molay«, meinte er spöttisch, »dann sage ich natürlich nicht nein.«
»Nur unter folgender Bedingung«, erwiderte der Großmeister. »Ihr müßt den Besitz der Templer in England und in der Gascogne unter Euren Schutz stellen...«
Edward nickte bereits heftig.
»...Freizügigkeit für unsere Kaufleute garantieren und unsere Kirche in London anerkennen sowie unsere bewegliche und nicht bewegliche Habe.«
Der König war außer sich vor Freude. »Ja, ja«, murmelte er nur. »Und uns ein Viertel dieses Goldes überlassen«, meinte de Molay abschließend.
Edward fuhr auf. »Welches Gold?«
»Ihr erwähntet einen Falschmünzer«, sagte de Molay. »Wer immer er ist, er muß eine Menge Gold besitzen. Wir wollen ein Viertel dieses Goldes.«
»Einverstanden«, entgegnete Edward.
»Und dann war da noch etwas«, de Molay beugte sich vor und faltete die Hände. »Vor zwölf Jahren fiel Akka, unsere letzte Festung in Outremer, unser Tor zu den heiligen Stätten, in die Hände der Ungläubigen.«
»Gott weiß«, murmelte Edward scheinheilig, »daß mir die Stadt Akka immer noch schwer auf der Seele liegt.« Er trat de Warrenne erneut auf den Fuß, um diesen am Kichern zu hindern. »Ja, ja, davon bin ich überzeugt«, meinte de Molay ironisch. »Ich habe im Heiligen Land gekämpft«, gab Edward zurück. »Vor dreiunddreißig Jahren zog ich mit meiner geliebten Frau Eleanor dorthin. Ihr erinnert Euch vielleicht, daß der Alte Mann der Berge einen seiner Assassinen nach mir ausschickte, um mich zu ermorden.«
»Und Ihr wurdet von einem Arzt der Templer geheilt«, unterbrach ihn de Molay. »Eure Hoheit, Ihr wurdet nur aus einem Grund geheilt. Wir wollen, daß Ihr das Kreuz nehmt.« Er sah, wie das Lächeln von Edwards Zügen verschwand. »Wir wollen, daß Ihr ein Gelübde ablegt, Euch auf einen Kreuzzug zu begeben und Euch dem Templerorden in einem großen heiligen Krieg gegen die Mächte des Islam bei der Befreiung Akkas anzuschließen. Wenn Ihr das tut, wird unser Schatzmeister in London Euch beziehungsweise Eurem Schatzamt durch seine italienischen Banken bis zum Fest von St. Peter und Paul fünfzigtausend Pfund Sterling zur Verfügung stellen.«
»Einverstanden!« rief der König.
»Wir fordern die sofortige Erfüllung des Gelübdes.«
»Unmöglich!« entgegnete Edward. »Ich kämpfe immer noch gegen die Schotten.«
»Wenn dieser Krieg vorüber ist, legt Ihr das Gelübde dann ab?« rief William Symmes und faßte sich an seine Augenklappe. »Der Krieg in Schottland ist bald vorbei. Wir haben der Schenkung zugestimmt, jetzt müßt Ihr in unseren Wunsch einwilligen.« Das eine Auge des Templers funkelte fanatisch. Edward bedauerte, so voreilig gewesen zu sein. Ihr habt euch das alles schon lange überlegt, ging es ihm durch den Kopf. Ihr hattet das alles schon vor unserem Treffen geplant. Er schaute zu Corbett, der mit resigniertem Gesichtausdruck dasaß. Sein Bevollmächtigter hatte den Verlauf der Verhandlung vorhergesehen.
»Morgen früh«, meinte de Molay, »werdet Ihr nach York kommen und in St. Mary’s die Messe hören. Wir wünschen, daß Ihr nach dem Abendmahl Euer Gelübde ablegt. Ihr sollt mit der Hand auf dem Sakrament schwören, uns bei unserem Kreuzzug zu unterstützen, wenn der Krieg in Schottland vorüber ist.«
»Und ich bekomme das Geld?«
»Werdet Ihr das Gelübde ablegen?«
»Ja, ja, ich werde morgen durch das Micklegate nach York reiten und dann durch die Trinity Lane zur Abtei, um dort die Messe zu hören. Ich werde das Gelübde ablegen, aber werdet Ihr auch das Geld zahlen?«
»Wie ich es versprochen habe«, antwortete de Molay. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Als wir dieses Treffen vereinbarten, Eure Hoheit, sagtet Ihr, daß Ihr noch anderes auf dem Herzen hättet.«
Sir Hugh Corbett betrachtete immer noch die Jongleure, die die Truppen des Königs im Innenhof unterhielten. Ein Mann warf Kegel in die Luft und
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