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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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in die Verbannung gefolgt.«
    »Steht Blutrache zwischen dir und deinem Stamm?«
    »Ja. Mein Pfeil tötete einen Krieger der Bärenbande, der mich geschmäht hatte. Der Pfeil trug mein Zeichen. So wissen in den Zelten am Pferdebach alle, wessen Pfeil es gewesen ist, der Alte Antilope ins Herz traf.«
    Der Geheimnismann der Siksikau hörte sich den Bericht Mattotaupas an, ohne mit der Wimper zu zucken, und es war keiner seiner Mienen, auch seiner Haltung im geringsten anzumerken, was er darüber dachte, ob er dem Dakota glaubte, nicht glaubte, ob er im Zweifel sei oder ob er sich als Geheimnismann getroffen fühlte, wenn ein anderer Geheimnismann, und sei es auch ein Dakota, der Lüge bezichtigt wurde. Ohne seine eigenen Gedanken lesen zu lassen, schaute er lange und eindringlich auf den Mann, der von sich sagte, daß er ein Kriegshäuptling gewesen sei, und dann schaute er ebenso lange und ebenso eindringlich auf den Jungen, um dessen Mundwinkel es in einer beinahe hochmütigen Abwehr zuckte.
    »Wann ist das alles geschehen, was du mir berichtet hast, Mattotaupa?«
    »Im vergangenen Sommer.«
    »Wo habt ihr die Zeit des Schnees und des Frostes verbracht?«
    »In den Städten der weißen Männer.«
    Auf diese Mitteilung hin schwieg der Zauberer wieder lange und nachdenklich. Der Schwarzfußhäuptling, der neben dem Zaubermann saß, stellte überhaupt keine Frage, sagte auch kein Wort zu dem, was er gehört hatte. Er überließ die Entscheidung dem Geheimnismann. Dieser tat endlich den Mund wieder auf.
    »Ich werde mit den Geistern sprechen. Kommt alle wieder zu mir, sobald die Sonne im Mittag steht.«
    Schweigend erhob sich Mattotaupa, noch um ein weniges gestraffter und abwehrbereiter, als er gekommen war, und mit ihm erhoben sich die anderen, um gemeinsam das Zelt zu verlassen.
    Harka, der Junge, schien sich von der Helligkeit draußen geblendet zu fühlen und schloß die Augen bis auf einen schmalen Schlitz. Während das Dakotamädchen zu einem der entfernten Zelte lief und der Häuptling sich in sein eigenes Zelt begab, gingen Mattotaupa und sein Sohn miteinander zu den Pferden. Sie nahmen sich ihre eigenen Tiere, den Fuchs und den Grauschimmel, und ritten ein kleines Stück in die Prärie hinaus, so weit, daß sie vor unerbetenen Gesprächen sicher waren, aber nicht so weit, daß ihre Entfernung irgendeinen Verdacht erregen konnte. Bei einem kleinen Hügel, dessen Hänge trocken waren, machten sie halt, ließen die Pferde grasen und setzten sich in die Sonne. Mattotaupa entzündete umständlich seine Pfeife und rauchte, und Harka spielte mit einem Halm. Bis zur Mittagsstunde fiel kein einziges Wort zwischen den beiden. Als die Sonne den höchsten Stand erreichte, ritten sie zurück, gaben die Pferde wieder zu den übrigen Tieren auf die karge Wiese am Bach und gingen zu dem Zauberzelt, in dem die dumpfe Trommel eben verstummte. Von einer anderen Seite her näherte sich der Schwarzfußhäuptling. Das Dakotamädchen aber kam nicht. Die beiden Männer und der Knabe traten zusammen ein.
    Sie fanden alles wie es zuvor gewesen war. Die Zaubertrommel hing wieder an Lederschnüren an einer der hinteren Zeltstangen. Der Zaubermann stand an der Feuerstelle, und es machte äußerlich den Eindruck, als ob nicht Stunden vergangen seien, sondern als ob ein Gespräch, in dem eine kleine Pause eingetreten war, jetzt fortgesetzt würde. So schien es aber nur nach außen hin. Alle wußten, daß der Geheimnismann unterdessen irgendeinen Entschluß gefaßt hatte, dem sich jeder würde beugen müssen, da die »Geheimnisse der Geister« darin beschlossen waren.
    Der Herr des Zeltes erlaubte seinen Gästen wieder, sich niederzulassen, und dann begann er zu sprechen, und zwar in Worten der Dakotasprache. Seine Aussprache war andersartig als die eines geborenen Dakota, und er drückte sich unbeholfen aus, aber er vermochte doch, mit Unterstützung durch die Gesten der allgemeinverständlichen Zeichensprache, einem Dakota seine Gedanken darzulegen. Der Schwarzfußhäuptling wunderte sich, daß der Geheimnismann plötzlich diese fremde Sprache sprach, von der ihm selbst nichts bekannt war als eine gewisse Tonfolge, an der er sie erkannte. Der Zauberer mußte von Gefangenen, zuletzt von dem Dakotamädchen, etwas gelernt haben, oder die Geister hatten ihm dieses Wissen eingegeben. So dachte der Schwarzfußhäuptling.
    »Mattotaupa!« begann der Geheimnismann, und nur Mattotaupa und Harka verstanden zunächst seine Worte. »Du bist gekommen,

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