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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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einlassen.«
    »Wie hast du dich verhalten?«
    »Ich berichte dir ihre Worte.«
    In Mattotaupas Mienen spielten Enttäuschung, Zorn und Sorge, nicht offen, sondern beherrscht, verdeckt. Aber Harka kannte seinen Vater gut genug, um zu wissen, daß Enttäuschung und Zorn nicht nur der neuen Wirtsfrau und die Sorge nicht nur Jim galt. Mattotaupa verstand seinen Sohn nicht mehr.
    »Bleib bei Jim!« wies er Harka an. »Ich werde zu dem Blockhaus reiten und mich nicht von einem Weibe in die Flucht schlagen lassen. Jim kann nicht länger ohne Obdach sein.«
    Während sich dieses Gespräch in der verschneiten Prärie abspielte, war auch in dem dunklen Blockhaus am Niobrara eine Auseinandersetzung im Gange.
    Dunkel wirkte das Haus von außen und von innen, von außen, da es gut geteert, von innen, da nur durch Schießscharten Licht hereindrang. Das Herdfeuer war gedeckt; durch Ritzen schimmerte die Glut unter einem dampfenden Kessel. An einem Tisch nahe beim Herd hockte Ben, der von der Suche nach Wolfsfährten zurückgekehrt war. Seine Tochter hatte sich neben ihn gesetzt, während die Frau vor den beiden stand, den linken Arm in die Hüfte gestemmt. In der Rechten hielt sie den großen Schürhaken.
    »Nein, habe ich gesagt. Das Diebsgesindel kommt mir nicht mehr herein. Aus diesem verfluchten Haus hier wird eine reputierliche Handelsstation ­ oder ich gehe wieder.«
    »Frau! Komm … Sei nicht so aufgeregt. Laß dir erst mal erklären …«
    »Spar dir die Worte. Jim ist ein Bandit, ein Räuber ist er. Du hast Angst vor ihm wie ein Kojot vor der Falle, dabei ist das Eisen schon zugeschnappt, und du zappelst. Beiß dir das Bein ab, an dem er dich gefangen hat, und hinke … immer noch besser, als du läßt dir die Eingeweide von diesem Schurken aus dem Leibe ziehen! Er kommt und frißt und säuft mit allen seinen Kumpanen, aber gezahlt hat er noch nie. Das sind deine eigenen Worte, Ben!«
    »Schon recht, schon recht. Aber wenn er nun Gold findet?«
    »Noch findet er keines.«
    »Vielleicht hat er’s schon. War doch den Sommer über verschwunden. Ich schau’ mir das mal an. Die Fährte von dem jungen Indsman finde ich. Das wird der Harry gewesen sein, den du fortgeschickt hast. Es ist nie gut, Frau, wenn ein Indsman ohne ein Wort kehrtmacht.«
    »Nachlaufen willst du den Vagabunden und Nichtstuern auch noch!«
    Ben stand auf und machte sich fertig. Die Frau drosch ihm voll Zorn mit dem Schürhaken den Rücken, bis er ihr das Instrument plötzlich entwand. »Ruhig jetzt, du zähes Luder!«
    Die Tochter gab dem Vater die Flinte; er ging hinaus und schlug die Tür heftig hinter sich zu.
    Ben hatte nicht weit zu reiten. Auf Harkas Fährten begegnete er Mattotaupa, der sich dem Nordufer des Flusses näherte. Der Wirt schwenkte den Hut.
    »Top!«
    Die beiden hielten zu Pferd voreinander.
    »Wo steckt Jim?« fragte der Wirt. »Ich bringe ihn schwerverletzt zu dir.«
    »Habt ihr das Gold gefunden?«
    Mattotaupa wurde blaß; auch von seinen Augen wurde mehr das Weiße sichtbar als der schwarze Kern. »Wir suchten Tashunka-witko.«
    »Pf, Tashunka! Brotlose Kunst. Womit wollt ihr jetzt bezahlen, wenn ich euch Obdach gebe? Hab’ meine Frau und meine Tochter ins Haus geholt. Die geben keine Krume und keinen Schluck mehr umsonst.«
    »Womit pflegen weiße Männer untereinander zu bezahlen?«
    »Mit Dollars, wenn sie welche haben.«
    »Wir haben sie.«
    »Gut. Das ist ein Wort. Hätte Harry auch gleich sagen können. Dann ist der Friede mit meinem Weibe wiederhergestellt, und sie stochert mit dem Schürhaken wieder im Herde, statt ihn an ihrem Manne auszuprobieren.«
    Mattotaupa hörte diese Bemerkung verwundert an. »Wir kommen«, sagte er und wandte das Pferd, um Jim und Harka zu holen.
    Der Einzug ins Blockhaus erfolgte. Jim war zu erschöpft, um sich um die Bedingungen zu sorgen, unter denen er hier untergebracht wurde. Das einzige, wonach ihm der Sinn stand, waren Wasser, Wärme und Ruhe. Er konnte sich nicht erinnern, je schon in einem so jämmerlichen Zustand gewesen zu sein. Mattotaupa wurde mit der Frau handelseinig. Er gab ihr zunächst einen Silberdollar, den sie mit runden zufriedenen Augen betrachtete. Da Jim kaum etwas essen und keinen Alkohol trinken konnte, auch die beiden Indianer den Branntwein verschmähten und Mattotaupa nur wenig zu essen verlangte, reichte das Geldstück als Bezahlung für viele Wochen. Jim bekam ein gutes Lager in der Nähe des Herdes, und Mattotaupa pflegte ihn mit der Aufmerksamkeit eines

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