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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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so wird er allein mich ganz beschäftigen.«
    »Wenn du dich erfolgreich mit ihm beschäftigst, ist das soviel wie ein Sieg über dreihundert wert.«
    Top zuckte die Achseln. Joe hatte nach Mattotaupas Vorstellungen nichts Falsches gesagt, aber dem Indianer war an diesem Morgen jedes Wort zuviel. Er stand bald wieder auf und ging zu den Pferden und zu Harka hinaus. Dabei sah er auch Red Jim, der sich am Flusse wusch, Mattotaupa auch grüßend zuwinkte, dann aber in das Haus gehen wollte, ohne zu den Indianern heranzukommen.
    Mattotaupa kreuzte seinen Weg und hielt ihn dadurch auf.
    »Top? Morgen!« grüßte Jim. »Wie hast du dich entschlossen?«
    »Ich gehe mit Joe.«
    »Gut! Ich auch. Und Harry?«
    »Kommt mit uns.«
    Über die Mienen von Jim lief ein Schatten.
    »Was hast du gegen ihn?« fragte Mattotaupa scharf.
    »Gegen Harry? Gar nichts, obgleich er mich angestochen hat, als ob ich ein Schlachtschwein sei. Ich habe schon viele Messer blitzen sehen, aber deinem smarten boy ist es als erstem gelungen, wirklich und wahrhaftig, als erstem, mir die Klinge zwischen die Rippen zu setzen. Ich nehm’s ihm nicht übel, aber, offen gesagt, der Junge tut mir leid. Was ist das für ein Leben für solch einen Burschen als Scout! Bei den Expeditionen wird’s rauh und herzhaft zugehen. Willst du den blutjungen Bengel nicht lieber zu den Schwarzfüßen zurückschicken, wo er eine ordentliche Erziehung erhält?«
    »Du weißt, warum er von dort weggegangen ist. Harka und ich, wir wollen uns nicht mehr trennen, ehe mein Sohn ein Krieger werden kann. Ich habe gesprochen, hau.«
    »Krieger werden? Mit eurem Zeremoniell kenne ich mich nicht aus. Der nimmt’s doch jetzt schon mit jedem auf. Aber wie du willst. Du mußt es wissen.« Jim setzte seinen Weg zum Blockhaus fort. Mattotaupa ging zu Harka und den Pferden zurück.
    Es war für alle, die zu den Vermessungsexpeditionen aufbrechen wollten, der letzte Tag im Blockhaus des zahnlosen Ben. Der Wirt witterte ein gutes Geschäft, denn abschiednehmende Gäste, die großen Unternehmungen und Ungewissen Abenteuern entgegengingen, pflegten zu trinken, zu spendieren und nicht mit jedem Cent zu rechnen. Frau Mary briet daher schon von Mittag an, und Ben stellte den Branntwein bereit. Jenny hatte sich ein rotes Band ins Haar gebunden und arbeitete besonders flink.
    Der Abend sank herein. Es regnete wieder, und daher fanden sich die Gäste des Blockhauses frühzeitiger als sonst im Hause zusammen. Die Plätze hinten in der Ecke links hatten ­ wie schon gewohnt ­ Joe, Jim, Henry und Mattotaupa eingenommen. Joe hatte zwei Becher geleert und entwickelte mit Feuer Pläne für die große Überlandbahn. Der Indianer hörte stumm und aufmerksam zu. Jim schlug ein um das andere Mal mit der Faust auf den Tisch. Henry lachte zuversichtlich. An den anderen Tischen wurde ebenfalls geraucht und getrunken; einige spielten Karten, um sich die Zeit zu vertreiben. Jim beobachtete das und zog schließlich selbst ein Kartenspiel aus der Brusttasche.
    »He! Ben!« Der Wirt war zur Stelle.
    »Ein Spiel!«
    »Hab’ zu tun. Spielen, das ist etwas für Gäste, nicht für Wirte.«
    »Unsinn. Hier bleibst du! Ein Spiel.«
    »Nichts für mich. Hab’ zuviel Glück in der Liebe …«
    Jim lachte schallend. »Mit deiner Mary! Wahrhaftig! Eben darum, du vermaledeiter Beutelschneider. Ich muß mir ein paar Cent aus deiner Tasche verdienen, damit ich morgen früh bezahlen kann!«
    »Frech bist du!«
    »War’s, bin’s und werde es immer sein. Komm her, du zahnloser Schleicher!«
    Der Wirt war ärgerlich, aber er konnte sich dem Ansinnen nicht entziehen. Henry erklärte sich ebenfalls bereit mitzumachen. Das Spiel kam in Gang.
    Mattotaupa beobachtete das Ausspielen der Karten und versuchte, die Regeln zu erraten. Joe, der rauchend zuschaute, erklärte sie dem Indianer. Als Ben eine Gelegenheit fand, sich ­ nach erheblichem Verlust ­ zurückzuziehen, fragte Jim Mattotaupa: »Wie wär’s mit uns beiden?«
    »Ich werde es versuchen.«
    Mattotaupa setzte ein paar Cent und gewann. Er setzte und gewann wieder. Das Spielglück schien ihn zu verfolgen. Aber Joe bemerkte, daß Jim den Indianer absichtlich gewinnen ließ, ebenso geschickt, wie er vorher Ben mit seinen gezinkten Karten betrogen hatte.
    Mattotaupa hatte dem Weißen zwei Dollar abgenommen.
    »Mann!« rief Jim. »Du machst mich zum Bettler! Womit soll ich heute auch nur noch einen Becher Brandy bezahlen oder jene Bärentatze, die Mary schon brät?«
    »Ihr seid

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