Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
Vom Netzwerk:
machte den Beschluß. Es war gut, daß Harka nicht zu laufen brauchte, sondern das Pferd unter sich hatte, das den beiden anderen Tieren von selbst folgte. Seine Zunge klebte trocken am Gaumen, obgleich er getrunken hatte. Seine Augen brannten, seine Schläfen waren heiß, und die ganze Stirn schmerzte ihn. Die Prärie verschwamm vor seinem Blick, so daß er Erde und Himmel nicht mehr unterscheiden konnte. Als nach Stunden an einem Gewässer eine Rast eingelegt wurde, kam Harka schlecht vom Pferd, und die beiden Männer wurden auf seinen Zustand aufmerksam.
    »Er hat hohes Fieber«, sagte Joe. »Was macht ihr Indianer in einem solchen Fall?«
    »Es gibt zweierlei Krankheiten«, antwortete Mattotaupa. »Die einen heilen wir im Schwitzzelt, die anderen kommen von Geistern und können nur durch Zauber vertrieben werden.«
    »Wir aber haben hier weder Zelt noch Gegenzauber für ein Nervenfieber; was tun wir also?«
    »Ich reite weiter«, sagte Harka verbissen und drehte Joe und dem Vater den Rücken zu. Er legte sich ins Gras, schlürfte Wasser und ruhte mit geschlossenen Augen, bis die Rast beendet war.
    Man wechselte die Plätze in der Reihe, so daß Harka jetzt in der Mitte ritt und der Vater als letzter ein Auge auf ihn haben konnte. Harka hielt bis zum Abend durch. Nachts wälzte er sich in Fieberträumen, sprach, ohne daß die Männer ihn verstehen konnten, und lag des Morgens apathisch auf der Büffeldecke. Der Vater schlug ihn in die Decke ein und nahm ihn zu sich aufs Pferd. Joe führte den ledigen Grauschimmel.
    Als die Sonne dieses Tages sank, sichtete Mattotaupa schon von weitem das Lager, dem Joe zustrebte. Zwei große Zelte und ein paar Bretterbuden waren in der Prärie aufgeschlagen. In der Nähe trieben sich Gestalten umher, von denen einige weder dem Indianer noch dem Ingenieur gefielen. Andere machten einen ehrlichen Eindruck. Prärieerfahrene, zweckmäßig ausgerüstete Grenzer waren neben Männern zu sehen, die von den Bedingungen der Wildnis noch keine Vorstellung zu haben schienen, vielleicht auch nicht die Mittel besessen hatten, sich dafür auszurüsten.
    Die Ankömmlinge ritten zu dem einen der Zelte. Vor dem Eingang stand ein Tisch, und auf einem Hocker saß ein Mann, der Listen führte. Dort meldeten sich Joe und Mattotaupa. Joe Browns Name war verzeichnet und wurde abgestrichen. Mattotaupa rangierte unter »Kundschafter- gruppe Red Jim, sechs Mann«. Zu diesen sechs rechnete auch Harka.
    Da Joe es dem Indianer ersparen wollte, den in hohem Fieber fast bewußtlosen Jungen umherzuschleppen, bat er Mattotaupa zu warten und suchte nach Henry und einem Arzt oder Sanitäter. Er fand zwei Heilgehilfen, von denen er sich aber gleich überzeugte, daß sie nicht mehr verstanden, als einen Notverband anzulegen. Er nahm sie daher gar nicht erst in Anspruch, sondern suchte weiter und traf dabei im Vorübergehen Red Jim. Der große Kerl saß bei einem leeren Bierfaß, das er mit zwei Kumpanen zusammen zum Biertisch ernannt hatte und wo er mit seinen Freunden zu saufen begann.
    Joe Brown kürzte die Begrüßung möglichst ab, berichtete in Stichworten und fragte, ob niemand Henry gesehen habe. Jim war nicht geneigt, vom Bier wegzugehen, merkte aber doch, daß der Ingenieur um irgend etwas besorgt war, und begann zu forschen: »Was ist denn los?«
    »Brauche jemand, der sich um einen Kranken kümmert. Sonst stirbt uns Harry unter den Händen weg.«
    Jim sprang auf, drehte sich auf dem Absatz einmal um sich selbst, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ohne daß jemand seine Miene dabei beobachten konnte, und sagte dann: »Indsmen werden am besten von Indsmen versorgt. Ich habe zwei Pani in der Gruppe. Mit denen werde ich reden.«
    Joe war damit nicht einverstanden, denn er fürchtete den indianischen Aberglauben, den er sogar bei Mattotaupa bemerkt hatte, und er traute der indianischen Heilkunst nicht, aber Jim war plötzlich voll Eifer, ließ sogar das Bier stehen und eilte umher, bis er schließlich mit den beiden Pani herbeikam.
    »Und wo ist denn der kranke Bursche?«
    Joe unterlag der Entschlußkraft Jims wieder einmal und führte ihn mit den beiden Pani zu dem großen Zelt, vor dem Mattotaupa noch saß. Harka lag in die Büffelhautdecke gewickelt am Boden, mit eingefallenen Wangen und brennenden Flecken an den Schläfen und über den Backenknochen.
    »Der müßte doch in richtige Pflege!« sagte Jim volltönend. »Wie weit sind eure Zelte und eure Weiber von hier?« wandte er sich an die Pani.
    »Einen

Weitere Kostenlose Bücher